Riech

Riech

Heinz Riech (* 5. Juli 1923 in Adlig Kermuschinen, Ostpreußen; † 11. Januar 1992 in Bad Rothenfelde) war ein deutscher Filmkaufmann.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verdiente er sich als Wanderkinobetreiber und eröffnete mit dem Schloßtheater 1955 sein erstes ortsfestes Filmtheater in Münster. Riech übernahm erst einzelne Filmtheater, mit denen er eine kleine Kinokette aufbaute, später dann komplette Kinoketten. So übernahmen die Filmtheaterbetriebe Heinz Riech die Olympic-Filmtheaterbetriebe (17 Kinos) und 1971 von Bertelsmann die UFA-Theater AG (35 Kinos) für 43 Mio. DM, unter deren Namen das Unternehmen zukünftig firmierte.

Zu dem Zeitpunkt der Übernahme der UFA war der Zustand der Kinobranche in Deutschland äußerst desolat. Viele Häuser waren unrentabel, da sie zu einer Hoch-Zeit des Kinos, in den 50er Jahren, gebaut wurden und für den mittlerweile geringeren Publikumszuspruch überdimensioniert waren.

Riech begegnete dieser Krise mit einem Coup, den die ganze Branche (gerne) kopieren sollte, für den sich jedoch Riech als "Vater" der Idee bis heute den Hass der Cineasten zuzog: der Einführung des sogenannten "Schachtelkinos". Hierzu wurde ein bestehender Kinosaal in mehrere kleinere "Kinos" aufgeteilt, welche innerhalb der Branche nun auch "Abspieleinheit" hießen.

Durch die Teilung der Kinos in sogenannte Kinocenter erreichte Riech eine größere Flexibilität im Abspiel. Ein Erfolgsfilm konnte bei nachlassendem Zuschauerinteresse in immer kleinere Kinos übernommen werden - somit konnte der Film maximal ausgewertet werden, ohne vor leerem Haus laufen zu müssen. Die Leidtragenden dieser Praxis waren die "Nachaufführungstheater", also Kinos in den Stadtteilen und auf dem Lande. Da Riech die Nachaufführungstermine in seinen Centern quasi mitversorgte, mussten viele kleinere Kinos schließen.

Da das Geschäft mit den Kinocentern boomte, konnte Riechs UFA ständig weiter expandieren. Zum Zeitpunkt seines Todes 1992 waren es 453 Kinos in 67 deutschen Städten - somit war Heinz Riech zu dieser Zeit Europas größter Kinobetreiber. Zu seinem Theaterpark gehörten auch große, repräsentable und geschichtsträchtige Kinos wie Streits-Haus, das Grindel und der UFA-Palast am Gänsemarkt in Hamburg, der Royal-Palast, das Marmorhaus und die Filmbühne Wien in (West-) Berlin, der UFA-Palast und das Capitol am Ring in Köln sowie das Royal (ehem. MGM) in Frankfurt am Main. Der wirtschaftliche Erfolg des „Kinokönigs“ in den 70er und 80er Jahren gilt als unbestritten.

Was die geschäftlichen Methoden, mit denen dieser erreicht wurde, angeht, geriet er mehrfach in die Kritik. So machte Riech beispielsweise 1985 national Schlagzeilen, als er zur Verhinderung eines Betriebsrates mehrere Kinos in Freiburg im Breisgau kurzerhand schloss und wenige Wochen später durch eine weitere zur UFA gehörige Firma wiedereröffnete. 1989 verhängte das Kartellamt hohe Geldstrafen über Riech, einen weiteren Kinobetreiber sowie zwei Filmverleiher, nachdem diese durch Absprachen einen Mitbewerber in Karlsruhe von Filmlieferungen ausgeschlossen hatten.

Eine besondere Herausforderung sah Riech nach der Deutschen Wiedervereinigung. Gleich in Paketen erwarb er von der Treuhand Filmtheater in der ehemaligen DDR. Hierdurch kam viel Arbeit auf die UFA zu, da dieser neue Theaterpark auf den neuesten Stand zu bringen war. Die Vollendung erlebte Riech jedoch nicht mehr, er verstarb am 11. Januar 1992. Die Geschäftsführung der UFA-Theater AG übernahm sein einziger Sohn Volker Riech.


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