Rieckhaus

Rieckhaus
Das Rieckhaus von der Deichseite

Das Rieckhaus ist ein Freilichtmuseum in Hamburg-Curslack, das sich auf die Darstellung des bäuerlichen Lebens in den Vierlanden vor der industriellen Revolution spezialisiert hat. Es nutzt dazu einen Hof am Curslacker Deich, der bis zum Zweiten Weltkrieg von der Familie Rieck bewirtschaftet worden war und heute als Rieck-Haus - Vierländer Freilichtmuseum eine Außenstelle des Altonaer Museums ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die schriftliche Dokumentation des Hofes reicht bis 1633 zurück: zu diesem Zeitpunkt wurden von den damaligen Besitzern nach einer großen Erweiterung die üblichen Inschriften im Sturz der Seitentür und in einem Balken auf der Hofseite des Rieckhauses eingeschnitzt („Carsten und Catrina Timm, geb. Eggers“). Dendrologische Untersuchungen legen aber nahe, dass das Kerngerüst des Fachhallenhauses bereits um 1532 errichtet wurde. Auch zwei Umbauten oder Reparaturen in den Jahren 1545 und 1565 sind auf diese Weise dokumentiert.

Damit reicht die Errichtung des Hofes in die Zeit zurück, in der die Urbarmachung der Elbniederung, ihre Entwässerung und Eindeichung als abgeschlossen gilt (etwa 1550) und vor der ersten Erwähnung dieses Landstriches unter der Bezeichnung "Vierlande" (1556).

In den folgenden Jahrhunderten wurde der Hof ständig bewirtschaftet und erweitert. Es entstand ein wohlhabender Betrieb, was sich auch in der Verzierung der Hofgebäude ausdrückte. Das Haupthaus weist, wie viele andere reiche Vierländer Höfe, sehr viele Schmuckausfachungen mit zu Mustern gesetzten Ziegeln auf.

Bauerngarten, Heubarg, Scheuer und Bockmühle

Durch Heirat und Erbschaften wechselte die auf dem Hof beheimatete Familie im Laufe der Jahrhunderte mehrfach; als letzte den Hof landwirtschaftlich nutzende Sippe ist die Familie Rieck der Namensgeber der heutigen Anlage. Seit etwa 1900 war der Hof stark verfallen, so dass er zu Beginn des Zweiten Weltkrieges einzustürzen drohte. 1940 übernahm die Denkmalschutzbehörde der Hansestadt Hamburg den Hof und sicherte die Gebäude notdürftig. Ab 1949 wurden das Haupthaus und der Ziehbrunnen systematisch renoviert und 1954 als Außenstelle des Altonaer Museums für den Museumsbetrieb eröffnet. Auf das Gelände wurden zusätzlich einige Gebäude und Geräte aus der Umgebung verlagert, die typisch für das bäuerliche Leben in den Vierlanden waren: eine hölzerne Bockmühle [1] aus Ochsenwerder, mit der die Felder der Vier- und Marschlande entwässert wurden; ein Backhaus aus Neuengamme; ein Heubarg (eine offene Scheunenform – ursprünglich für das ungedroschene Getreide, ab Ende des 17. Jahrhunderts für das Heu, weil für das Getreide feste Scheunen gebaut wurden) aus Allermöhe sowie ein Gemüse-Ewer, wie er für den Schiffs-Transport von Waren in das nahe Hamburg verwendet wurde und der ursprünglich in Ochsenwerder-Neudorf beheimatet war. Ein 1962 eingerichteter Bauerngarten rundet den Einblick in das vorindustrielle bäuerliche Leben der Region ab.

Heute werden auf dem Gelände nicht nur die Gebäude und ihr Inventar ausgestellt sondern in vielfältigen Aktionen der Alltag der hier Lebenden der vergangenen Jahrhunderte Schulklassen und Besuchern nahe gebracht.

Trivia

Die beiden Familien, die in den Inschriften von 1663 genannt sind, existieren auch heute noch in den Vierlanden. So stellte die Familie Timm bisher nachweislich sechs Curslacker Landvögte, vier Kirchenjuraten und drei Höftleute. Die Familie Rieck, die auch heute noch am Museumsbetrieb auf ihrem ehemaligen Hof teilnimmt, ist seit mindestens zwölf Generationen in den Vierlanden nachweisbar.

Literatur

  • Harald Richert: Zwischen Bille und Elbe. Verlag Otto Heinevetter, Hamburg 1987, ISBN 3-8747-4966-5, S. 160 ff.
  • Joachim Schmidt, Michael Zapf: Bergedorf im Wandel. Median-Verlag Schubert, Hamburg 1993, ISBN 3-929229-11-0.
  • Helga Schmal: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Vier- und Marschlande. Christians Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-7672-0969-1.

Einzelnachweis

  1. P. Gädtgens: Die Feldentwässerungmühlen der Vier- und Marschlande. In: Lichtwark Nr. 12. Hrsg. Bezirksamt Bergedorf, Bergedorf, 1955. Siehe jetzt: Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf. ISSN 1862-3549.

Weblinks

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