Ritterlinge

Ritterlinge
Tricholoma
Erdritterling (Tricholoma terreum)

Erdritterling (Tricholoma terreum)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Ritterlingsartige (Tricholomataceae)
Gattung: Tricholoma
Wissenschaftlicher Name
Tricholoma
(Fr.) Staude 1857

Die Ritterlinge sind eine Gattung typischer Großpilze mit relativ fleischigen Fruchtkörpern. Die Herkunft des wissenschaftlichen Namens Tricholoma (= haariger Rand) bezieht sich wohl auf den Bärtigen Ritterling, während der deutsche Name "Ritterling" einer Legende zufolge die Pilze bezeichnet, die den Rittersleuten vorbehalten waren.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

  • Die Hutoberfläche kann schuppig, schmierig, trocken oder haarig sein.
  • Im Unterschied zu den sprödbrüchigen Täublingen ist das Fleisch der Ritterlinge immer faserig-brüchig.
  • Für einige Arten ist mitunter ein strenger Geruch charakteristisch.
  • Der Stiel ist fleischig und brüchig, ringlos (mit wenigen Ausnahmen) und an der Basis niemals knollig.
  • Die Lamellen sind am Stiel angewachsen, dort typisch ausgebuchtet und nicht herablaufend. Das Sporenpulver ist weiß.
  • Ritterlinge wachsen immer auf der Erde und in der Nähe von Bäumen, da sie Mykorrhiza-Bildner sind. Viele Arten treten typischerweise im Spätherbst oder Frühwinter auf.

Speisewert

Ritterlinge sind gerade für Laien nicht empfehlenswert: Viele Arten sind aufgrund ihres Geschmacks oder Geruchs ungenießbar. Wenige Ritterlinge sind essbar (Erdritterling, Schwarzfaseriger Ritterling), jedoch besteht eine große Verwechslungsgefahr mit ungenießbaren oder giftigen Arten. Nicht wenige Ritterlinge sind giftverdächtig oder sogar giftig bis stark giftig (Tigerritterling), das gilt insbesondere für die häufigen Arten mit braunen Hüten. Beim Grünling, der lange Zeit als guter Speisepilz galt, muss inzwischen vor dessen Genuss gewarnt werden, nachdem sich vor wenigen Jahren einige Todesfälle in Frankreich ereignet hatten. Inzwischen weiß man, dass bei derartigen Vergiftungsfällen sehr wahrscheinlich eine nicht sehr häufige genetische Prädisposition beim Menschen vorliegen muss.

Systematik

Die Gattung der Ritterlinge umfasst in Mitteleuropa über 50 Arten. Die nachfolgenden Arten stellen nur eine Auswahl dar. Die Unterteilung nach Sektionen erfolgt nach Bon (1988).

  • Sektion Saponacea: Pilze mit normaler, glatter oder seidiger Huthaut. Geruch und Geschmack werden als unangenehm empfunden. Hyphen mit Schnallen.
    • Seifenritterling (T. saponaceum) – Geruch nach Waschküche, Seife.
    • Unverschämter Ritterling (T. lascivum) – Geruch sehr aufdringlich.
  • Sektion Inamoena: Pilze mit matter oder feinsamtiger Huthaut. Der Geruch wird als widerlich empfunden. Wenige Schnallen.
    • Lästiger Ritterling (T. inamoenum) – mit abstoßendem Geruch.
    • Schwefelritterling (T. sulphureum) – von schwefelgelber Farbe, Geruch nach Gas.
  • Sektion Virgata: Die Hutoberfläche ist faserig bis schuppig. Mit scharfem oder bitterem Geschmack. Der Geruch wird als eher unangenehm empfunden.
  • Sektion Pardinocutis: Die Hutoberfläche trägt breite, wenig gedrängte Schuppen. Hyphen mit Schnallen und Pigmenten.
    • Tigerritterling (T. pardinum, syn. T. tigrinum) – große, stark giftige Art!
  • Sektion Atrosquamosa, Erdritterlinge: Mit samtig bis filzig-schuppiger Hutoberfläche und dunkelbrauner bis dunkelgrauer Farbe. Geruch meist angenehm und Geschmack mild. Hyphen ohne Schnallen. Viele essbare Arten.
    • Schwarzschuppiger Ritterling (T. atrosquamosum) – essbar
    • Gemeiner Erdritterling (T. terreum) – essbar.
  • Sektion Tricholoma: Der Hut ist mehr oder weniger schmierig, meist kräftig gelb oder grünlich, seltener weiß oder grau gefärbt. Meist sind die Hyphen ohne Schnallen.
    • Grünling (T. flavovirens, syn. T. equestre) – tödlich giftig für entsprechend disponierte Menschen.
    • Gelbgrüner Ritterling (T. sejunctum)
    • Seidiger Ritterling (T. columbetta) – reinweiß, essbar aber Verwechslungsgefahr mit Knollenblätterpilzen!
    • Schwarzfaseriger Ritterling, Rußkopf (T. portentosum) – rau, unter Kiefern, essbar.
  • Sektion Imbricata: Mit trockener und faserschuppiger Hutoberfläche. Gelbbraune bis rostbraune Farben.
    • Braunschuppiger Ritterling (T. imbrictaum)
    • Bärtiger Ritterling (T. vaccinum) – mit fransigem ("bärtigem") Hutrand
  • Sektion Albobrunnea: Kahle, mehr oder weniger schmierige Huthaut. Braune Farben. Einige Arten mit Ring.
    • Pappelritterling (T. populinum) – unter Pappeln
    • Riesenritterling (T. colossum) – größter Ritterling, Hut bis 30 cm Durchmesser
    • Orangeroter Ritterling (T. aurantium) – unter Kiefern und Fichten
    • Kupferbrauner Halsbandritterling (T. robustum) – mit Ring
    • Krokodilritterling, Matsutake (T. caligatum) – mit Ring, nördlich der Alpen sehr selten.
    • Matsutake (T. matsutake) – dem Krokodilritterling sehr ähnlich, evtl. die gleiche Art. Vorkommen in Ostasien. Einer der beliebtesten und teuersten Speisepilze Japans.

Literatur

  • Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Verlag Paul Parey, Hamburg, Berlin, 1988. ISBN 3-490-19818-2
  • Egon Horak: Röhrlinge und Blätterpilze in Europa. Elsevier GmbH, München 2005, Seiten 119-128, ISBN 3-8274-1478-4.
  • German J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ulmer Verlag, Stuttgart 2001, S.521-576, ISBN 3-8001-3536-1.
  • Alfredo Riva: Tricholoma (Fr.) Staude, Fungi Europaei. 3 und 3a, Edizione Candusso, I-17021, Alessio 1988.
  • J. Breitenbach, F. Kränzlin: Pilze der Schweiz. Band 3: Röhrlinge und Blätterpilze. 1. Teil, S. 320-344, ISBN 3-85604-030-7.

Weblinks

 Commons: Tricholoma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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