Rohrschwirl

Rohrschwirl
Rohrschwirl
Locustellaluscinioides.jpg

Rohrschwirl (Locustella luscinioides)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Grasmückenartige (Sylviidae)
Gattung: Schwirle (Locustella)
Art: Rohrschwirl
Wissenschaftlicher Name
Locustella luscinioides
(Savi, 1824)
Singender Rohrschwirl

Der Rohrschwirl (Locustella luscinioides) ist ein Singvogel aus der Familie der Grasmückenartigen (Sylviidae). Es werden drei Unterarten unterschieden.

Der Rohrschwirl ist in Mitteleuropa ein verbreiteter, lokal häufiger Brut- und Sommervogel.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Der Rohrschwirl wird 14 cm lang und 12–24 g schwer. Der Schwanz ist breit, abgerundet und deutlich gestuft. Die Federkleid ist weitgehend braun und ungemustert. Der Überaugenstreif ist undeutlich und kurz.

Verbreitung

Der Rohrschwirl kommt von Westeuropa und dem Nordwesten Afrikas bis zum Ural vor. Ein davon abgetrenntes Teilareal reicht von der Fußregion mittelasiatischer Gebirge im Westen Kasachstans und Turkmeniens bis zum Ob, dem Nordwesten der Mongolei und dem Westen von Tien Schan. Sein Verbreitungsgebiet weist in mittleren und südlichen Breiten Europas einschließlich Nordwest-Afrikas und Vorderasien zum Teil größere Verbreitungslücken auf.

Wanderungen

Der Rohrschwirl ist ein nachts ziehender Langstreckenzieher, dessen wichtigste Überwinterungsgebiete zwischen dem Südrand der Sahara und dem Nordrand des geschlossenen Regenwalds in Afrika liegen. Westeuropäische Brutvögel wandern in süd-südwestlicher Richtung ab, mitteleuropäische und osteuropäische Brutvögel dagegen ziehen in südöstlicher Richtung. Der Höhepunkt des Wegzugs fällt in Mitteleuropa auf die ersten Augustwochen. Nachzügler können vereinzelt bis in den Oktober beobachtet werden. In ihre mitteleuropäischen Brutgebiete kehren Rohrschwirle überwiegend im Lauf des Aprils zurück.[1]

Lebensraum

Der Rohrschwirl braucht ausgedehnte wasserständige Verlandungszonen in nährstoffreichen Seen und Mooren. Dort dient ihm altes Röhricht als Singwarte. Stark verbuschte Flächen meidet er, auch wenn das Gebiet seinen sonstigen Ansprüchen genügt. Beispiele für Rohrschwirlareale sind Großseggenriede, die mit etwas Schilf oder Rohrkolben durchwachsen sind, Schilfröhrichte mit Unterwuchs wie Seggen, Rohrkolben und Wasserschwaden. Auf dem Durchzug hält er sich in ähnlichen Biotopen auf, nutzt aber auch Krautfluren und sogar Getreidefelder.

Verhalten

Der Rohrschwirl lebt weniger versteckt als der Feldschwirl. Er ruft bei Störung kurz "zik", am Nest "pit". Der Gesang ist deutlich tiefer als der des Feldschwirls und hat kürzere Strophen, die oft mit kürzeren, sich beschleunigenden Elementen eingeleitet werden: "tik tiktiktik...örr". Wenn der Rohrschwirl sich erschreckt, fällt er in eine Pfahlstellung mit nach oben überstrecktem Hals und in den Boden gedrücktem Schwanz.

Nahrung

Der Rohrschwirl sucht nach Insekten und Spinnen im Reet, dabei klettert er, häufig mit Flügelunterstützung, schräg die Halme hinauf oder sitzt gegrätscht zwischen zwei Halmen.

Fortpflanzung

Der Rohrschwirl brütet zweimal von Mai bis Juni in ausgedehnten Verlandungszonen von Gewässern mit Schilf, Rohrkolben und Binsen. Er baut ein großes, teilweises überdachtes Nest aus Halmen und Schilfblättern in dichtem Schilfbestand knapp über dem Wasser.

Bestand

Der europäische Bestand wird auf 530.000 bis 800.000 Brutpaare geschätzt. Die größten Populationen kommen mit 360.000 bis 480.000 Brutpaaren in Rumänien vor. Russland weist 50.000 bis 100.000 und die Ukraine zwischen 55.000 und 75.000 Brutpaare auf. Der mitteleuropäische Brutpaarbestand wird auf 31.000 bis 75.000 Brutpaare geschätzt. In Deutschland kommen etwa 3.300 bis 7.500 Brutpaare vor, in Österreiche sind es 1.700 bis 2.400 und in der Schweiz zwischen 250 und 300 Paare.[2] Grundsätzlich sind beträchtliche kleinräumige und kurzfristige Bestandsschwankungen für diese Art typisch. Teilweise haben seit den 1960er und 1970er Jahre Habitatzerstörungen durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten zu regionalen Bestandseinbrüchen und sogar zum Erlöschen einzelner Vorkommen geführt. Im Norden und Osten Mitteleuropas sind jedoch die Populationsgzahlen ebenso gestiegen wie in Osteuropa und im Baltikum. In Folge geringerer Nutzung der Schilfbestände durch Mahrd und damit eine stärkere Alterung der Schilfbestände haben beispielsweise zu einer Bestandssteigerung am Neusiedlersee geführt, das zu einem der bedeutendsten europäischen Brutplätze fehlt. Dort kommen zwischen 3.000 und 5.000 Brutpaare vor.[3]

Belege

Literatur

  • Hans-Günther Bauer, Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler (Hrsg): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 2: Passeriformes – Sperlingsvögel, Aula-Verlag Wiebelsheim, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89104-648-0

Einzelbelege

  1. Bauer et al., S. 213
  2. Bauer et al., S. 213
  3. Bauer et al., S. 213

Weblinks


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