- Rollengedicht
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Ein Rollengedicht ist ein lyrisches Gedicht, in dem das lyrische Ich die Rolle einer Figur einnimmt und damit die Aussage diesem bestimmten Sprecher in den Mund gelegt wird. Schon der Gedichttitel gibt meistens die nötigen Hinweise auf die „sprechende“ Person. Häufige Rollen sind Knaben, Schäfer, Wanderer und Figuren aus der Mythologie.
Der Begriff des Rollengedichts oder der Rollenlyrik wird vielfach für die vormoderne europäische Lyrik angewendet, da es sich bei Minnelyrik um eine der Rollenrede ähnliche Form handelt. Begründet ist das in den Inhalten der Minnelyrik, da sowohl verheiratete Frauen angebetet wurden, als auch öffentlich über den sexuellen Vollzug meist verheirateter Ritter mit Frauen aus niederem Stand gesungen wurde. Eine derartige Thematik hätte dem Interpreten soziale Probleme bereitet, da das gegen die herrschenden christlichen Normen verstieß. Die Minne an sich war also gesellschaftlich nur deshalb anerkannt, weil sie entweder auf Verzicht begründet oder als entindividualisierte Rede konzipiert war. Daneben existieren in der mittelalterlichen Lyrik eigentliche Rollengedichte, die beispielsweise aus der Rolle einer Frau gesprochen werden (Frauenlieder).
Beispiele
- Clemens Brentano: Der Spinnerin Lied[1]
- Johann Wolfgang von Goethe: Schäfers Klagelied[2]
- Heinrich Heine: Lied des Gefangenen[3]
- Ludwig Uhland: Des Knaben Berglied[4]
Fußnoten
Kategorien:- Literarischer Begriff
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