Rossschweif

Rossschweif
Rossschweif als Rangabzeichen

Der Rossschweif (osmanisch ‏طوغ‎, İA ṭuġ; auch ‏توغ‎ / tuġ) ist ein im Osmanischen Reich rund 400 Jahre verwendetes Würdezeichen.

Vermutlich wurde der Rossschweif schon in vorislamischer Zeit bei den Reitervölkern Zentralasiens, bei Tataren, Mongolen und den übrigen Turkvölkern, verwendet. Das anfangs auf eine schmucklose Stange gesteckte Abzeichen kennzeichnete zur Zeit seines Aufkommens vermutlich den Standort eines Reiterführers. Als sich der Rossschweif zu einem Symbol und Rangabzeichen hoher osmanischer Würdenträger wandelte, wurde auch die handwerkliche Gestaltung des Abzeichen aufwendiger. Der Rossschweif wurde nun an das obere Ende eines teilweise gedrechselten und im unteren Teil ausgehöhlten Holzschafts befestigt. Dieser war mit einem gemusterten Geflecht aus unterschiedlich gefärbten Pferdehaaren überzogen. Die Spitze schmückte eine goldene Kugel. Einige Exemplare dieser Rosschweife befinden sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe in der Sammlung Karlsruher Türkenbeute.

Die Anzahl der Rossschweife, die im Osmanischen Reich ein Würdenträger führen durfte, hing von seinem Platz in der Hierarchie ab: Der Sultan beanspruchte sechs, im Kriegsfall bis zu neun Rossschweife. Dem Großwesir gebührten fünf, den Wesiren drei. Den Großstatthaltern (Beylerbeyi) von Anatolien (asiatische Türkei) und Rumili (südosteuropäische Türkei) wurden zwei Rossschweife verliehen. Paschas führten zwei, in seltenen Fällen der persönlichen Auszeichnung auch drei Rossschweife. Die Gouverneure ( Bey bzw. Sancakbey) der Unterprovinzen kennzeichnete ein Rossschweif. Die Kommandanten (ağa) der Janitscharen rangierten gleichauf mit den Paschas, weshalb ihnen ebenfalls zwei bis drei Rossschweife zustanden.

Der Gebrauch von Rossschweifen endete mit einem Erlass Sultan Mahmud II. (1785/1808–1839).

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