Russisch-Türkischer Krieg (1806–1812)

Russisch-Türkischer Krieg (1806–1812)
Die russische Flotte nach der Schlacht von Athos, Bild von Alexei Bogoljubow

Der Russisch-Türkische Krieg von 1806–1812 war einer der vielen Kriege zwischen dem Russischen und dem Osmanischen Reich. Der Krieg endete mit einem Sieg Russlands und dem osmanischen Verzicht auf Bessarabien.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Der Krieg brach vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege aus. Das Osmanische Reich, das zuvor mehrere demütigende Niederlagen gegen Russland erlitten hatte, fühlte sich durch die russisch-österreichische Niederlage in der Schlacht von Austerlitz ermutigt, die russlandfreundlichen Gospodaren in seinen Vasallengebieten Moldau und Walachei abzusetzen. Gleichzeitig besetzten seine französischen Verbündeten Dalmatien und drohten, die beiden Donaufürstentümer als Durchgangsgebiet nach Russland zu nutzen. Um einem möglichen Vormarsch vorzubeugen, besetzte eine ca. 40.000 Mann starke russische Armee Moldawien und die Walachei. Der Sultan reagierte mit der Blockade der Meerengen für russische Schiffe und erklärte Russland den Krieg.

Kriegsverlauf

Die frühe Phase

Anfangs war Zar Alexander I. nicht gewillt, eine zu große Truppenanzahl gegen die Osmanen im Süden zu konzentrieren, da die Beziehungen zu Frankreich unklar waren und der Hauptteil der Armee die preußische Richtung absichern musste. Eine massive osmanische Offensive auf Bukarest konnte jedoch bei Obilești mit nur 4.500 Mann unter Kommando von Michail Miloradowitsch am 2. Juni 1807 zurückgeschlagen werden. In Armenien zerschlug am 18. Juni ein 7.000 Mann starkes Kontingent des Grafen Iwan Gudowitsch bei Arpatschai eine türkische Streitmacht von 20.000 Mann. Währenddessen blockierte die russische Ostsee-Flotte unter Dmitri Senjawin die Dardanellen und zerstörte die osmanische Flotte in der Schlacht bei den Dardanellen sowie in der Schlacht bei Athos. Damit wurde die russische Überlegenheit zu Wasser gesichert.

Kampfhandlungen

Michail Kutusow

An diesem Punkt hätte der Krieg beendet werden können, da Russland angesichts der französischen Bedrohung sowie dem ausbrechenden Krieg mit Schweden wenig Interesse an einer weiteren Auseinandersetzung mit den Osmanen hatte. Es kam jedoch zum Frieden von Tilsit mit den Franzosen, so dass Alexander I. die südliche Armee in Bessarabien auf bis zu 80.000 Mann aufstocken konnte. Der 76 Jahre alte Befehlshaber Alexander Prosorowski erzielte jedoch in über einem Jahr kaum Fortschritte und wurde 1809 durch Fürst Bagration ersetzt, der mit der Armee prompt die Donau überquerte und Dobrudscha überrannte. Danach ging er zur Belagerung von Silistria über. Am 4. September 1809 erlitten die Türken in der Schlacht bei Rassevat (9 km von Cernavodă) eine schwere Niederlage[1]. Am 13. (25.) September 1809 wurde Ismail, am 21. November (3. Dezember) 1809 Brăila eingenommen.[2]. Mitte September begann die Belagerung Silistras. Bagration verfügte über 20 000 Mann, die Belagerten über 12 000 Soldaten. Als sich der Wesir mit einer 30 000 Mann starken Armee von Russe nach Silistra begab, geriet er beim Dorf Tatariza in Hinterhalt, wo die Türken in der darauffolgenden Schlacht (am 10. Oktober) eine Niederlage erlitten. An dieser Schlacht beteiligte sich auch ein albanisches Korps an der türkischen Seite. Die Vorhut des Wesirs konnte davonkommen, aber der Knall der Schlacht reichte bis in Silistra.[3] Die Belagerung wurde angesichts des näher rückenden Winters gehoben.[3]

Die Kampfhandlungen südlich der Donau zwungen den Wesir zum Abmarsch der türkischen Armee aus Serbien, was den Serben große Hilfe beim Kampfe gegen die türkische Herrschaft leistete[2]. Bagration war zudem um das Wohl des bulgarischen Volkes besorgt - er empfahl dem General M. I. Platow, daß die Bevölkerung des christlichen Gesetzes, besonders die Bulgaren, geschützt und in der Unversehrtheit ihres Landbesitzes bleiben. Von dem nach Serbien entsandten Issaew verlangte er, daß seine Einheiten mit den Bulgaren brüderlich und freundschaftlich umgehen.[2] Bagration führte Verhandlungen mit dem bulgarischen geistlichen Führer Sofronij Wratschanski um eine bulgarische Rebellion, die der Letztere befürwortete, vorausgesetzt sie werde nach dem Einrücken in das bulgarische Land erklärt[2].

Nach den Worten des Historikers Iwan Rostunow sei Bagration ein Freund des bulgarischen, serbischen und moldauischen Volkes gewesen, die unter dem Joch der türkischen Eroberer stöhnten. Um ihre Bedürfnisse besorgt, habe er ihren Nationalkampf für Freiheit aktiv unterstützt[2].

1810

1810 gingen die Feindseligkeiten weiter. Die Türken wurden auch am 10. (22.) Mai 1810 bei Tolbuchin besiegt, damals H. Basardschik genannt[4], und aus der Stadt verdrängt. Die beiden Kamenski-Brüder besiegten ein osmanisches Verstärkungsregiment, das nach Silistria zog. Die osmanische Garnison von Silistria fand sich in einer hoffnungslosen Lage und ergab sich am (30.) Mai 1810, am 20. Mai (1. Juni) 1810 folgte auch Rasgrad[3].

Am 3. Juni belagerten die Kamenskis eine andere starke Festung namens Schumen, aber Ende Juli wurden die dortigen russischen Truppen nach Russe aufgerufen, das auch belagert wurde.[3]. Die Stadt hielt sich jedoch lange Zeit und ergab sich erst am 15. September[4], nachdem die Russen am 26. August (7. September) 1810 eine große türkische Streitmacht in der Nähe von Batin besiegten. Befreit wurden danach Swischtow, Weliko Tarnowo, Sewliewo, Lowetsch und Nikopol (am 15. Oktober)[3]. Die Armee sollte sich jedoch mit dem näher rückenden Winter zurückziehen, so dass Lowetsch zum zweiten Mal am 31. Januar 1811 eingenommen werden musste.

Graf Nikolai Kamenski verschied jedoch kurz darauf mit nur 34 Jahren und wurde durch Michail Kutusow ersetzt. Dieser setzte im Einklang mit seiner vorsichtigen Natur auf langsamen Rückzug.

Endphase und Ergebnisse

Kutusows Rückzug veranlasste den türkischen Befehlshaber Ahmet Pascha, eine 60.000 Mann starke Armee gegen die Russen zu führen. Die Schlacht fand am 22. Juni 1811 in der Nähe von Russe statt. Obwohl die türkische Offensive abgewehrt wurde, setzte Kutusow seinen Rückzug fort und überquerte die Donau zurück nach Bessarabien. Einige Monate später kehrte ein russisches Regiment zurück und überraschten in der Nacht auf den 2. Oktober die Armee Ahmet Paschas. In der blutigen Schlacht starben über 9.000 Osmanen; Ahmet Pascha ergab sich am 23. November den Truppen Kutusows.

Im Frieden von Bukarest, den Kutusow am 28. Mai unterzeichnete, traten die Osmanen Bessarabien an Russland ab. Der Friedensvertrag wurde vom Zaren Alexander I. am 11. Juni akzeptiert, nur einen Tag, bevor Napoleons Russlandfeldzug begann.

Literatur

  • Андрей Николаевич Петров: Война России с Турцией 1806-1812 гг., 3 Bde., St. Peterburg 1885—87 (dt.: Andrej Nikolaevic Petrov: Der Krieg Russlands mit der Türkei 1806—1812).

Einzelnachweise

  1. Будет помнить вся Россия, Михаил Астапенко; Владимир Левченко
  2. a b c d e П. И. Багратион, Иван Иванович Ростунов
  3. a b c d e Сборник История русской армии
  4. a b Турция в XIX веке

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