Räuchermann

Räuchermann
Bemalen von Räuchermännern in Seiffen, 1947.
Geöffneter Räuchermann mit Vorrichtung für Räucherkerzen.

Der Räuchermann, auch Räuchermännchen, erzgebirgisch Raachermannel, dient zum Abbrennen von Räucherkerzchen und ist eine Erfindung der Spielzeugmacher aus dem Erzgebirge.

Der Räuchermann wurde um 1830 erstmals erwähnt, seine Herstellung und sein Gebrauch sind heute ein fester Bestandteil der Erzgebirgischen Volkskunst und des erzgebirgischen Brauchtums der Weihnachtszeit. Dazu wird ein angezündetes Räucherkerzchen auf den unteren Teil der zweigeteilten Holzfigur gestellt. Der obere Teil ist ausgehöhlt und wird nun auf den ersten Teil gesteckt. Das Räucherkerzchen brennt so im Inneren des meist gedrechselten Räuchermannes ab. Der Rauch steigt dabei nach oben und tritt aus dem Mundloch nach außen. Vor der Erfindung des Räuchermanns stellten die Erzgebirger die Räucherkerzchen offen hin.

Die verschiedenen Wünsche der Kundschaft nach individueller Gestaltung zeigen sich in den unterschiedlichsten Ausführungen, die meist die Handwerksberufe der Region zum Thema haben. So finden sich neben Förstern, Hausierern und anderen Berufsgruppen traditionell vor allem Rastelbinder, Bergmänner und Soldaten. Dies geht auf den Bergbau als dominierende Einnahmequelle in der Grenzregion zurück, wo auch immer relativ viele Soldaten stationiert waren.

Räuchermännchen werden zur Weihnachtszeit, zusammen mit Schwibbogen, Bergmann, Engel und Pyramide aufgestellt.

Heute gibt es die vielfältigsten Formen. Neben dem einfach stehenden Männchen gibt es die sogenannten Kantenhocker, die auf Tischkanten gesetzt werden können, oder kleine Szenarien mit mehreren Räuchermännchen auf einer Grundplatte wie die Drei Skatspieler. In Zeiten der Gleichberechtigung werden hier und da auch Räucherfrauen gesichtet. Nach dem Guinness-Buch der Rekorde befinden sich das kleinste und das größte Räuchermännchen der Welt im Miniaturenpark Kleinwelka in Bautzen.

Mittlerweile werden zahlreiche Räuchermännchen, die schon für „kleines Geld“ erstanden werden können, nicht mehr im Erzgebirge, sondern in „Billiglohnländern“ hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Moosmann

Als Pendant zum erzgebirgischen Räuchermann gewinnt im benachbarten oberen Vogtland der Moosmann (Moosmännel) an Boden. Er verkörpert einen kleinwüchsigen Waldgeist, der armen Familien mit Naturalien aus dem Wald hilft, Laub in Gold verwandeln kann und nach der Sage besonders zur Weihnachtszeit auftritt. Als Figur wird er mit Werkstoffen aus dem Wald (Holz, Wurzeln, Flechten, Gräsern) hergestellt und als Lichterträger zur Volkskunst weiterentwickelt.

Galerie von Räuchermännern

Literatur

  • Chemnitzer Berufsfachschule für Tourismus (Hrsg.): Räuchermänner im Sächsischen Erzgebirge, Husum Verlag 2000, ISBN 3880429634

Weblinks

 Commons: Räuchermännchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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