Rübenreinigungslader

Rübenreinigungslader
Rübenlademaus

Ein Rübenreinigungslader (RRL) ist eine zur Reinigung und Verladung von Rüben, insbesondere Zuckerrüben, eingesetzte Landmaschine. Bei der Ernte werden die Rüben durch einen Rübenroder gerodet und in langen Mieten am Feldrand abgelagert. Die in der Miete lagernden Rüben können mit Hilfe des Reinigungsladers in einem Arbeitsgang von anhaftender Erde befreit und durch ein Überladeband auf einen Lastkraftwagen oder Traktoranhänger zum Abtransport zur Zuckerfabrik verladen werden. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Ausführungsarten von Reinigungsladern unterschieden, zum einen stationäre, nicht selbstbeladende (selbst die Rüben aufnehmende) RRL, zum anderen selbstfahrende und sich selbst beladende Lader. Die selbstfahrenden und -beladenden Varianten nennt man in Anlehnung an eine Verkaufsbezeichnung der Firma ROPA auch Lademaus oder kurz „Maus“.

Inhaltsverzeichnis

Arbeitsweise

  1. Aufnahme der Rüben von der Rübenmiete
  2. Abreinigen der Erdreste von der Zuckerrübe
  3. Überladen auf Transportfahrzeug

Selbstfahrende Rübenreinigungslader

Baugruppen

Rübenaufnahme

Die Aufnahme (auch Aufnahmetisch genannt) besteht entweder aus Siebbändern oder bei modernen Maschinen aus quer zur Fahrzeugachse rotierenden Walzen. Die erste Walze läuft zur Hälfte in der Erde und ist, zur besseren Aufnahme der Rüben, mit „Fingern“ bestückt. Diese laufen zwischen den dicken Scheiben der zweiten Walze (Putzerwalze). Dann folgen weitere Walzen (z. B. Zwickwalzen), um die Rüben zu reinigen und zur Fahrzeugmitte zu transportieren. Dort werden sie an ein Siebband (Bauchgurt) übergeben. In Fahrtrichtung vor dem Bauchgurt sind entweder Walzen (längs montiert) oder ein „Mittelspitz“ zum Teilen der Miete vorhanden. Die Aufnahme, je nach Typ, ist zwischen 8 bis 9 Meter breit.[1] Es gibt ein Unternehmen, das seit 2008 seine Reinigungslader mit einem 10 Meter breiten Aufnahmetisch ausrüstet. Um auf öffentlichen Straßen fahren zu können, kann die Aufnahme rechts und links eingeklappt werden.

Reinigung

Bauchgurt

Der Bauchgurt ist ein Siebband. Er fördert die Rüben zwischen den Vorderrädern und unter der Fahrerkabine durch nach hinten zu einem „Nachreiniger“ oder einem „Zwickwalzenreiniger“.

Nachreiniger und Zwickwalzenreiniger

Der Nachreiniger ist ein einfacher Siebbandgurt. Gereinigt wird aufgrund der Fallstufen zwischen Bauchgurt, Nachreiniger sowie Überlader. Der Zwickwalzenreiniger besteht aus mehreren Schneckenwalzen die paarig gegenläufig sind. Während die Schneckenwindungen die Rüben weiter transportieren, sorgt die gegenläufige Drehung für ein Ausziehen der unerwünschten Bestandteile (Gras). Zusätzlich dienen die Reiniger mit ihrem Rahmen als Zwischenstück oder Zwischengelenk für den Überlader.

Lademaus während des Verladevorganges. Der Überlader ist nach rechts ausgeklappt, der Tank mit dem Ausgleichgewicht nach links geschwenkt.

Überlader

Der Überlader ist ein schwenkbarer, höhenverstellbarer Ausleger mit Siebbandgurt. Die möglichen Überladeweiten reichen von 11,50 m bis zu 13 m[1] von der Mitte des Ladegerätes bis zur Mitte des Transportfahrzeugs gemessen. Die Ladehöhe kann den Verhältnissen angepasst werden, damit beispielsweise bei größeren Höhenunterschieden, etwa wenn das Transportfahrzeug über hohe Ladebordwände verfügt und zudem noch höher steht als die Lademaus, noch eine Beladung erfolgen kann. Die maximale Verladehöhe liegt deshalb bei etwa 6 Metern bei maximaler Überladeweite.[1] Über einen Joystick kann der Fahrer den Überlader bedienen. Um sich den Gegebenheiten auf dem Acker anzupassen, kann nach rechts und nach links überladen werden. Zur Straßenfahrt wird der Ausleger eingeklappt.

Ausgleichsgewicht und Achsabstützung

Damit der Rübenreinigungslader beim Verschwenken des Überladeauslegers oder großer Auslage desselben nicht umkippen kann, verfügen die Geräte über ein Ausgleichsgewicht. Das Gewicht ist entweder an einem Gelenk unter dem Drehpunkt des Überladers montiert oder es befindet sich an einer Schiene auf der Gegenseite des Auslegers. Außerdem ist noch eine hydraulische Achsabstützung vorhanden, die die Maschine seitlich abstützen kann.

Die letzten Rüben werden auf die Walzen des Aufnahmetisches gezogen.

Restrübenaufnehmer

Der Restrübenaufnehmer dient zum Aufsammeln von vereinzelt liegenden Rüben (Restrüben der nahezu vollständig abgetragenen Miete). An einem hydraulisch schwenkenden Arm ist entweder ein mit Mitnehmern besetzter drehender Gummiball oder eine einem Schürfschild ähnliche Gummiplatte vorhanden. Hiermit werden die Rüben auf die Aufnahme gerollt bzw. gekratzt.

„Das Einklappen zur Straßenfahrt“

Sofern mit eingeklapptem Aufnahmetisch das Sichtfeld des Fahrers eingeschränkt ist, muss für Fahrten auf öffentlichen Straßen ein Begleitfahrzeug eingesetzt werden.

Stationäre Rübenreinigungslader

Stationärer Rübenreinigungslader (Anhänger), Antrieb über die Zapfwelle eines Traktors
Stationärer Rübenreinigungslader, Rückansicht mit Überladeband und Reinigungsteil

Stationäre RRL sind zumeist Anhängerfahrzeuge, die mit einem Bunker, einer Reinigungsvorrichtung und einem Überlader ausgestattet sind. Die Aufnahme der Rüben und Befüllung des Bunkers muß durch gesonderte Maschinen, zum Beispiel Radlader, erfolgen. Im Bunker befindliche Kratzleisten fördern die Rüben kontinuierlich zum Reinigungsteil. Dieser besteht vergleichbar der Ausführung bei Selbstladern aus Siebbändern und Wendelwalzen, kann aber auch aus einem großen Siebstern bestehen. Das Überladeband ist mit circa 8 Metern[1] vergleichsweise kurz.

Die beweglichen Teile von stationären RRL’s werden hydraulisch durch einen eigenen Dieselmotor angetrieben. Bei älteren Modellen erfolgte der Antrieb über die Zapfwelle eines Traktors. Bedient werden die Verladebänder über Hebel direkt an der Maschine. Neuere Modelle lassen sich auch über Funk fernbedienen, so dass der Landwirt nicht mehr vom beschickenden Fahrzeug abzusteigen braucht, um den Reinigungslader zu steuern.

Besondere Bauarten

Bunkermaus

Die Bunkermaus hat statt einer Rübenaufnahme einen Vorratsbunker. Dieser wird mittels eines Radladers öder ähnlichem bzw. einer zur Maschine gehörigen Baggerschaufel beschickt.

selbstfahrender stationärer Reinigungslader

Als selbstfahrenden stationären Reinigungslader bezeichnet man einen Lader, der zwar selbst den Standort wechseln kann, aber gleichwohl auf die Beschickung durch einen Radlader oder eine andere Maschine angewiesen ist.

Leistungsdaten

Die Ladeleistungen moderner Rübenlader betragen ca. 170 t/h bei stationären Geräten und zwischen 329 t/h und 435 t/h bei den Selbstladern.[1] Die Leistungswerte sind abhängig vom Zustand der Miete und der Effizienz der Abfuhrlogistik.

Die Qualität der geladenen Rüben richtet sich nach dem enthaltenden Erdanteil und dem Wurzelbruchverlust. Die Werte werden in Prozent angegeben und sollen idealerweise Null sein. In der Praxis werden jedoch Werte zwischen 3 und 4 Prozent für den Erdanteil sowie 0,6 bis 2,7 Prozent hinsichtlich des Wurzelbruches erreicht.[1] Insoweit sind der Erdanteil der Miete und die Bauart des verwendeten Reinigungsladers ausschlaggebend für das Ergebnis. Ist der Erdanteil hoch, werden die Rüben schonender verladen, aber unter Umständen schlechter gereinigt.

Anlage der Rübenmieten

Um eine reibungslose Verladearbeit und ordnungsgemäße Reinigung der Rüben zu gewährleisten, sollen bei der Anlage der Rübenmieten folgende Punkte beachtet werden:

  • Als Untergrund für die Miete eine Fläche ohne Fahrspuren auswählen.
  • Mieten nicht in Senken anlegen (Gefahr der Durchnässung von Miete und Untergrund).
  • Möglichst wenige, aber große Mieten anlegen.
  • Nur gesunde, nicht angefaulte und möglichst saubere Rüben ans Lager legen. Diese trocknen besser ab und kühlen in der Miete schneller ab.
  • Bei der Ernte möglichst wenig Verletzungen und Prellungen der Rüben verursachen.
  • Die Rübenmieten nur auf einer Feldseite anlegen.
  • Mengen unter 20 t zur Hauptmiete transportieren.
  • Befinden sich mehrere Felder an der gleichen Straße, sollten alle Lagerplätze auf der gleichen Feldseite angelegt werden (Absprache mit den anderen rübenanbauenden Betrieben).
  • Breite der Miete maximal 7,5 m, Höhe ca. 3 m.
  • Abstand zwischen Mitte Miete bis Mitte Wagenstandplatz maximal 10 m.
  • Abstand vom Wegrand bis zur Rübenmiete 1 bis 2 m.
  • Die Miete so anlegen, dass sie von beiden Seiten geladen werden kann.
  • Vor und hinter der Miete mindestens 10 m freihalten.
  • Keine Bodenbearbeitung in Mietennähe.
  • Rübenmiete nach Möglichkeit auf dem Feld anlegen.
  • Rüben bei guten Bedingungen erst eine Woche und bei schlechten mindestens zwei Wochen nach dem Roden verladen.
  • Droht bei feuchtem Wetter Frost, sind die Mieten abzudecken, um ein Anfrieren der Rüben zu vermeiden.

Hersteller

Hersteller von Rübenreinigungsladern sind unter anderem in Deutschland Holmer, Franz Kleine und ROPA.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Zeitschrift Profi Ausgabe 1 Januar 2007

Weblinks

 Commons: Rübenreinigungslader – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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