SBB Ae 4/7

SBB Ae 4/7
SBB Ae 4/7
SBB Ae 4/7
Nummerierung: 10901 – 11027
Anzahl: 127
Hersteller: SLM Winterthur, BBC Baden, MFO Zürich, SAAS Genève
Baujahr(e): 1927–1934
Ausmusterung: 1994–1996
Achsformel: 2'Do1'
Länge über Puffer: 16'760 mm
Höhe: 3800 mm
Breite: 2950 mm
Dienstmasse: 118–123 t
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
Dauerleistung: 2300 kW (3120 PS)
Antrieb: Buchli-Antrieb

Die Ae 4/7 ist eine Universallokomotive der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit dem so genannten Buchli-Antrieb.

Nicht zuletzt dank dem von Jakob Buchli entworfenen Buchli-Antrieb war sie eine der langlebigsten Lokomotiven. Sie zog während sieben Jahrzehnten, von den 1920er bis in die 1990er-Jahre, Personen- und Güterzüge der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Für das Flachland (was Steigungen auf der Strecke bis zwölf Promille entspricht) benötigte man in den 1920er-Jahren stärkere Lokomotiven. Die bestehenden Lokomotiven mit drei Triebachsen waren bei Steigungen etwas zu leistungsschwach. Da man mit der Vorgängerin Ae 3/6I und dem dort verwendeten Buchli-Antrieb gute Erfahrungen gemacht hatte, orderte die SBB 1925 zwei Prototypen der Ae 4/7. Anschliessend wurden zwischen 1927 und 1934 insgesamt 127 Ae 4/7 ausgeliefert.

Konstruktion

Während der mechanische Teil von der SLM produziert wurde, gab es bei der elektrischen Konstruktionen drei Unterbauarten, da jeweils eine Serie von der Brown Boveri & Co. (BBC) (10901 – 10916, 10919 – 10938, 10952 – 10972, 11003 – 11008 und 11018 – 11027), der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) (10917 – 10918 und 10973 – 11002) sowie der Société anonym Atelier de Sécheron (SAAS) (10939 – 10951 und 11109 – 11017) produziert wurde.

Mechanische Konstruktion

Die Lokomotive besteht aus vier Antriebsachsen und drei Laufachsen. Zu jeder Triebachse existiert ein einzelner Fahrmotor. Das Drehmoment der Motoren wird im bewährten Buchli-Antrieb an die Achsen übertragen. Charakteristisch für den Buchli-Antrieb ist, dass auf der einen Lokhälfte, der Antriebsseite, die Räder völlig verdeckt und auf der anderen, der Apparateseite, frei einsehbar sind.

Die Lokomotiven waren grün lackiert (so genanntes SBB-Grün).

Auf der Führerstandsseite I wurde ein Laufdrehgestell montiert, auf der anderen Seite dagegen zwei, in einer Bissellaufachse. Die vier Triebachsen sind starr montiert. Für die Kurvengängigkeit haben daher die mittleren zwei Triebachsen ein grösseres Seitenspiel erhalten.

Die Ae 4/7 ähnelt, bis auf eine zusätzliche Triebachse, optisch wie auch in Konstruktion der Serie Ae 3/6I. Sie ähneln sich aber nicht im elektrischen Teil.

Elektrische Konstruktion

Wie eingangs erwähnt, gibt es bei der elektrischen Konstruktion drei Varianten. Die MFO-Lokomotiven erhielten eine sehr schnell arbeitende Hüpfersteuerung. Die SAAS-Hüpfersteuerung konnte im Gegensatz zu der MFO-Hüpfersteuerung nicht mit beliebiger Geschwindigkeit aufgeschaltet werden. Die Hemmeinrichtung beschränkte die Aufschaltgeschwindigkeit. Die BBC-Lokomotiven hatten dagegen einen Flachbahnstufenschalter.

Die Lokomotiven besitzen eine elektrische Bremse. Die Lokomotiven der SAAS wurden ab 1963 mit einer Vielfachsteuerung versehen, die anderen hatten zeitlebens keine Vielfachsteuerung.

Betriebseinsatz

Mit Beginn der Lieferung wurden die Ae 4/7 in der ganzen Schweiz bei Schnellzügen eingesetzt. 1930 übernahmen sie auch den Schnellzugverkehr über den Gotthard. Sie waren als Universallokomotiven überall anzutreffen.

In den 1940er-Jahren wurden sie im Flachlandverkehr durch die Re 4/4I leicht bedrängt. Ende der 1950er-Jahren wurde die Ae 4/7 vom Gotthard abgezogen, da die Ae 6/6 diese Prestigeaufgabe übernahm. 1960 erhielten vier Ae 4/7 (10948 - 10951) einen ÖBB-Stromabnehmer, so dass sie die internationalen Züge von St. Margrethen - Bregenz - Lindau ziehen konnten.

Ende der 1960er-Jahre wurden sie beim Schnellzugverkehr von der neu eingesetzten Re 4/4II zurückgedrängt. Mit dem Einbau der Vielfachsteuerung übernahm die Ae 4/7 fortan auch den schweren Güterverkehr.

Nicht vielfachgesteuerte Ae 4/7 zogen vorwiegend Regionalzüge und Leichtgüterzüge. 1993, 66 Jahre nach ihrer ersten Ablieferung, waren sie bei Regionalzügen vor allem in der Ostschweiz anzutreffen. Man konnte sie noch vor gewissen Schnellzügen beobachten. Man vergab den Ae 4/7 im Hinblick auf einen Einsatz über die Jahrtausendwende hinaus sogar noch die UIC-Nummern Ae 497 000 - 497 027 sowie 497 901 - 497 999.

Ausrangierung

Die erste Lok dieser Reihe wurde wegen schlechten Zustandes 1983 ausrangiert. 1990 waren noch über 100 von ursprünglich 127 im Betrieb. Am 1. Januar 1995 waren es 72 Lokomotiven. Die eigentliche Ausrangierung begann 1995 − für viele Kenner überraschend, wurde doch seitens der SBB noch anfangs der 1990er-Jahre bescheinigt, dass sie bis ins Jahr 2000 hinaus weiter verkehren würden. Mit dem Einsatz der Re 460 gab es mehr Loks als nötig, so dass die Ae 4/7 überzählig wurden. Ein Jahr später waren alle ausrangiert und viele davon bereits demontiert. Der letzte fahrplanmässige Einsatz einer Ae 4/7 für die SBB war 1996 mit einer Güterzugleistung.

Verbleib

Die Lokomotiven mit den Nummern 10905 (Depot Rorschach) und 10976 (Depot Lausanne) sind bei den SBB als einsatzfähige, historische Fahrzeuge erhalten geblieben und gehören heute der Stiftung Historisches Erbe der SBB (SBB Historic). Etwa 18 Maschinen in allen drei elektrischen Ausführungen (BBC, MFO, SAAS) gelangten an diverse Privatpersonen, die im Verein Swisstrain zusammengeschlossen sind. Die meisten dieser Lokomotiven sind nicht betriebsfähig abgestellt.

Im Januar und im Februar 2007 wurden zwei Ae 4/7, die 10950, Baujahr 1931, und die 11010, Baujahr 1932, reaktiviert und erhielten nach dem Einbau einer Zugbeeinflussung die Wiederzulassung auf dem Schweizer Schienennetz. Seit dem 28. Februar 2008 fahren sie kommerzielle Leistungen für Rail4chem[1], allerdings scheint es bisher nur einen einzigen Einsatz gegeben zu haben[2].

Die Lokomotive 10997 gehört Serge Bourguinet und Sven Mafli, welche Führerstandsfahrten am Gotthard mit dieser Lokomotive anbieten.

Lebensdauer

Die Ae 4/7 waren bei der SBB von 1927 bis 1996, also 69 Jahre lang in Betrieb. Übertroffen wurden sie bei den Streckenlokomotiven bisher nur von den Maschinen der Vorgängerserie Ae 3/6I, welche zwischen 1921 und 1994, also 73 Jahre verkehrten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Schweizer Eisenbahn-Revue, 4/2008, S. 158
  2. http://www.bahnonline.ch/wp/292/ae-47-fur-rail4chem-haben-winterthur-nach-fertigem-umbau-verlassen.htm

Weblinks


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