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Enterprise 2.0 bezeichnet den Einsatz von Sozialer Software zur Projektkoordination, zum Wissensmanagement und zur Innen- und Außenkommunikation in Unternehmen. Diese Werkzeuge fördern den freien Wissensaustausch unter den Mitarbeitern, sie erfordern ihn aber auch, um sinnvoll zu funktionieren. Der Begriff umfasst daher nicht nur die Tools selbst, sondern auch eine Tendenz der Unternehmenskultur – weg von der hierarchischen, zentralen Steuerung und hin zur autonomen Selbststeuerung von Teams, die von Managern eher moderiert als geführt werden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung des Begriffs
Der Begriff Enterprise 2.0 geht auf einen Artikel des Harvard-Professors Andrew P. McAfee zurück. In seinem Artikel "Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration" beschreibt Andrew McAfee, Professor an der Harvard Business School, wie Social Software im Unternehmenskontext eingesetzt werden kann, um die Zusammenarbeit der Mitarbeiter zu unterstützen (McAfee 2006a). Unter dem Begriff SLATES (deutsch: Schiefertafeln; SLATES steht für die Abkürzung von Search, Links, Authoring, Tags, Extensions and Signals – in Anlehnung an die Abkürzung WIMP) fasst er die Prinzipien, Merkmale und Eigenschaften von Web 2.0-Werkzeugen zusammen. Er argumentiert, dass das Auffinden von Informationen (Search) im Internet nachweislich viel besser funktioniert als in Intranets, weil die Masse der Nutzer durch Links Informationen strukturieren und bewerten, die von Suchmaschinen ausgewertet werden. Durch eine vergleichbare Masse an Strukturen, die von Mitarbeitern mit Hilfe von einfachen Autoren-Tools (Authoring) und Verschlagwortung (Tags) erstellt werden, könnten Unternehmen die Vorteile der Wisdom of Crowds nutzen. Erweiterungen der Software (Extensions) sorgen für die einfache Anpassung an etablierte Arbeitsweisen und Signale wie RSS-Feeds (Signals) machen Änderungen verfolgbar.
McAfee verwendet den Begriff Enterprise 2.0 konkret, um im Bereich Web 2.0 auf Plattformen zu fokussieren, die von Unternehmen eingesetzt werden, um die Praktiken und Ergebnisse ihrer Wissensarbeiter sichtbar zu machen (McAfee 2006a, S. 23). In (McAfee 2006b) konkretisiert er die Definition noch etwas:
„Enterprise 2.0 is the use of emergent social software platforms within companies, or between companies and their partners or customers“
– McAfee 2006b
Richter und Koch erweitern den Begriff unter Bezugnahme auf einen Information-Week-Artikel und die Enterprise-2.0-Konferenz 2007 um die notwendigen Veränderungen der Unternehmenskultur:
„Enterprise 2.0 bedeutet vielmehr die Konzepte des Web 2.0 und von Social Software nachzuvollziehen und zu versuchen, diese auf die Zusammenarbeit in den Unternehmen zu übertragen.“
– Richter und Koch (2007), S. 16
Buhse und Stamer beschreiben aufgrund von Erfahrungen im eigenen Unternehmen die notwendigen strategischen Änderungen in Marketing und Public Relations, die sich aus dem Einsatz von Social Software ergeben. Sie plädieren für eine ehrlichere Kommunikationskultur, bei der auch die Außenkommunikation von den Mitarbeitern gemacht wird und das Management lediglich Themen lanciert und Richtungen vorgibt.[1] Bisher zentral gesteuerte Bereiche wie Markenführung und Public Relations müssen in dieser Hinsicht neu überdacht werden.
Einzelnachweise
- ↑ Buhse, Willms (2008): Schönheit kommt von innen. Die neue Kommunikationskultur eines Enterprise 2.0. In: Buhse und Stamer (2008)
Literatur
- McAfee, Andrew (2006a): Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration. In: MIT Sloan Management Review, Jg. 47, H. 3, S. 20–28.
- McAfee, Andrew (2006b): "Enterprise 2.0, version 2.0", Blog Post vom 27. Mai 2006, http://blog.hbs.edu/faculty/amcafee/index.php/faculty_amcafee_v3/enterprise_20_version_20/ Letzter Zugriff am 14. August 2007.
- Koch, Michael (2008): "Enterprise 2.0 - Social Software in Unternehmen", White Paper, Universität der Bundeswehr München, http://www.kooperationssysteme.de/pub/koch2008-whitepapere20.pdf
- Koch, Michael; Richter, Alexander (2007): Enterprise 2.0. Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen. Oldenbourg, München, ISBN 978-3-486-58578-0.
- Buhse, Willms; Stamer, Sören (Hg.) (2008): Enterprise 2.0 – Die Kunst, loszulassen 1. Aufl., Rhombos-Verlag, Berlin, ISBN 978-3-938807-68-2.
- Most Business Tech Pros Wary About Web 2.0 Tools In Business - 'Enterprise 2.0' must overcome concerns about security and return to get a foothold in business (englisch) von J. Nicholas Hoover, in InformationWeek vom 24. Februar 2007
Weblinks
- Enterprise 2.0 Konferenz 2007
- Leisenberg,M.: Soziale Prozesse bringen Geld
- Ulrich Klotz: Die Entmündigten lernen, kreativ zu sein. Artikel auf taz.de. 7. Januar 2008. (Gekürzte Fassung von: Mit dem 'Unternehmen 2.0' zur 'nächsten Gesellschaft'.)
- Enterprise-2.0-Debatte 2009 als E-Book: Digital Natives im Gespräch mit Internet-Experten wie David Weinberger, Don Tapscott, Peter Kruse u.a.
- Liste von Fach-Blogs zum Thema Enterprise 2.0
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