- SS George Washington
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Die S.S. George Washington war ein Passagierschiff des Norddeutschen Lloyd. Die George Washington war mit 25.570 BRT eines der größten deutschen Passagierschiffe vor dem Ersten Weltkrieg. Das Dampfschiff lief im Jahr 1908 in der Stettiner Vulcan-Werft vom Stapel. Die Jungfernfahrt begann am 12. Juni 1909 in Bremerhaven und endete am 25. Juli 1909 im Hafen von New York.
Die 213m lange und 23,83m breite George Washington konnte 2.679 Passagiere (darunter 568 Passagiere in der 1. Klasse, 433 Passagiere in der 2. Klasse, 452 Passagiere in der 3. Klasse und 1.226 Passagiere auf dem Zwischendeck) an Bord nehmen und fuhr bis in den Ersten Weltkrieg hinein die Strecke Bremerhaven – New York. Am 3. August 1914 wurde der Dampfer im Hafen von New York interniert. Während des Krieges diente das Schiff als amerikanischer Truppentransporter. Das Schiff fuhr nach dem Krieg für die United States Lines. Im Jahr 1951 wurde die S.S. George Washington abgewrackt.
Innerhalb des Lloyd gehörte die George Washington zur „Bremen-Klasse“ und wurde als „Doppelschrauben-Salonpostdampfer“ bezeichnet. Im Gegensatz dazu standen die “Doppelschrauben-Schnelldampfern“ (z.B. SS Kaiser Wilhelm der Große), mit denen der Lloyd das Zeitalter der Vierschornsteindampfer eingeläutet hatte. Der Unterschied zwischen diesen beiden Klassen, welche allesamt die Route Bremerhaven-New York bedienten, lag hauptsächlich in der Reisegeschwindigkeit und in der Ladekapazität. Luxus und Service hingegen waren sehr ähnlich. Außerdem besaß der Lloyd noch die Dampfer der Feldherrnklasse, welche neben den Transatlantikfahrten auch Ostasien und Australien ansteuerten.
Die Salondampfer benötigten zwei bis drei Tage länger über den Atlantik als die Schnelldampfer, wollten dafür aber ein höheres Maß an Bequemlichkeit und Ruhe bieten. Zudem hatte man Wert auf eine vergrößerte Ladekapazität gelegt.
Wie die Schnelldampfer, fanden auch die Salonpostdampfer ihr Publikum und besaßen die Gunst des internationalen Publikums.
Einrichtung
Das Schiff war voll elektrifiziert. Abends konnten die Passagiere auf den elektrisch beleuchteten Promenadendecks flanieren. Hervorgehoben wurde in Prospekten spezielle Windschutzvorrichtungen an Deck, die der Leiter der Passageabteilung des Norddeutschen Lloyd, Direktor von Helmolt, erfunden hatte.
Im Gegensatz zur neobarocken Pracht der Schnelldampfer zeigte die Gestaltung der Räume bereits die aufkommende wesentlich schlichtere Eleganz, wie sie beispielsweise die Wiener Werkstätten pflegte. In den Salons, welche mit wertvollen Konzertflügeln ausgestattet waren, hatte man Gemälde namhafter Künstler aufgehängt. Zudem gab es u.a. reichhaltige Schiffsbibliotheken und Gesellschaftszimmer wie den Rauchsalon.
Die luxuriöseste Art auf der George Washington zu reisen, bestand darin, eines der Kaiserzimmer zu buchen. Diese besaßen Wohn-, Frühstücks-, Schlaf- und Badezimmer. Wie bei alle Kabinen der Ersten Klasse gehörten eisernen Bettstellen, Schlafsofas, Kleiderschränken, Waschtischen, Kommoden und kleine Tische zur Einrichtung. Jede Kabine der Erster Klasse war zudem mit einer elektrischer Klingelanlage und einem Ventilator versehen. Die zusätzlich vorhandenen Schlafsofas und Kinderbetten wurden nur im Bedarfsfall eingesetzt. Die zweitteuersten Zimmer, waren die Luxuskabinen, welche aus Schlaf- und Badezimmer bestanden, danach folgten die Kabinen Erster Klasse, die wie die Zimmer der Zweiten Klasse aus einem Schlafraum bestanden. Die dort Reisenden mussten sich reichlich vorhandene, aber separierte Badezimmer mit anderen Reisenden teilen. Von Klasse zu Klasse unterschieden sich die Einrichtungen im Aufwand der Gestaltung und Ausstattung. Jede Klasse besaß neben streng getrennten Aufenthalts- und Speisesälen, die auch die damalige Klassengesellschaft widerspiegelten, jeweils eigene Küchen und Stewards mit sehr hohen Standards.
Die billigste Art zu Reisen, welche zumeist von Auswanderern genutzt wurde, bestand darin einen Platz im Zwischendeck zu erwerben. Dort wurde in Massenunterkünften und Schlafsälen gelebt.
Wie auf jedem Dampfer des Lloyd fuhr auch auf der George Washington ein approbierter Arzt mit, der alle Patienten ohne Entgelt versorgte.
Varia
Auf diesem Schiff überquerte vom 21. bis zum 29. August 1909 Sigmund Freud den Atlantik zu seinem einzigen Amerika-Besuch, der sehr zur Verbreitung der Psychoanalyse in den USA beitragen sollte. Freud schrieb damals in einem Brief an seine Familie: „Das Schiff ist herrlich. Unterbringung, Verpflegung übersteigen alle Erwartungen. Von der Überfüllung, die wir bei 2400 Personen gefürchtet merkt man nichts … Die Kajüte ist klein, aber ungemein elegant u komplet.“ (Freud, Sigmund: Unser Herz zeigt nach dem Süden. Reisebriefe 1895 – 1923. 2. Auflage Berlin 2002, S. 281)
Die Doppelschrauben-Salonpostdampfer der „Bremen-Klasse" des NDL vor 1914
- „Bremen” (1897)
- „Barbarossa” (1897)
- „Friedrich der Große” (1896)
- „Königin Luise” (1897)
- „Prinzeß Irene” (1900)
- „Prinzeß Alice” (1900, 1904 an den NDL)
- „König Albert” (1899)
- „Großer Kurfürst” (1900)
- „Prinz Friedrich Wilhelm” (1907)
- „Berlin” (1909)
- „George Washington” (1909)
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