Saga Hiro

Saga Hiro
Pu Jie und Hiro Saga am Heiratstag den 3. April 1938

Saga Hiro (jap. 嵯峨 浩; * 16. April 1914 in Tokio; † 20. Juni 1987 in Peking) war die Ehefrau des Thronfolgers von Mandschukuo Pu Jie, dem Bruder Kaisers Pu Yi. Nach ihrer Hochzeit nannte sie sich Mandschurisch Aisin Gioro Hiro bzw. mit chinesischer Lesung ihres Vornamens Aisin Gioro Hao (chinesisch 愛新覺羅•浩).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ihre Familie Saga gehörte zum Kuge (Hofadel) und war Teil des Ōgimachi-Sanjō-Klans, der wiederum zum Kan’in-Zweig der nördlichen Fujiwara. Sie wurde als älteste Tochter des Markgrafen Saga Sanetō (嵯峨 実勝) geboren. 1936 machte sie ihren Abschluss an der Frauen-Gakushūin.

1937 wurde sie Prinz Pu Jie, dem jüngeren Brüder Kaiser Pu Yis, der die japanische Heeresoffiziersschule besuchte, in einem Omiai vorgestellt. Pu Jie hatte ihr Foto aus einer Menge von der Kwantung-Armee ausgesuchten Kandidaten ausgewählt.[1] Da sein Bruder Pu Yi ohne direkten Erben war, hatte die Heirat starke politische Implikationen, sollte die Beziehung zwischen Mandschukuo und Japan festigen und japanisches Blut in die mandschurische Kaiserfamilie einbringen.

Die Verlobungszeremonie fand am 2. Februar 1938 in der Botschaft von Mandschukuo in Tokio statt, die offizielle Heirat am 3. April im Soldatenhaus (軍人会館, Gunjin kaikan) – dem heutigen Kudan-Gebäude (九段会館, Kudan kaikan) – in Kudanzaka, Tokio. Im Oktober zogen beide in die Hauptstadt Mandschukuos Hsinking.

1938 wurde ihre erste Tochter Prinzessin Aisin Goro Huisheng (愛新覺羅·慧生 / 爱新觉罗·慧生, jap. 愛新覚羅 慧生, Aishinkakura Eisei) geboren und 1941 ihre zweite Prinzessin Yunsheng (愛新覺羅·嫮生, jap. 愛新覚羅 嫮生, Aishinkakura Kosei).

Flucht nach Japan

Während der durch den Einmarsch der Sowjetunion in Mandschukuo ausgelösten Evakuierung von Mandschukuo wurden beide Ehepartner voneinander getrennt: Prinz Pu Jie floh zusammen mit Kaiser Pu Yi per Flugzeug mit Ziel Japan, Saga Hiro mit Kaiserin Wan Rong per Zug mit Zwischenziel Korea. Dieser Zug wurde Januar 1946 bei Talitzu von der chinesischen, kommunistischen Achten Marscharmee gestoppt. Ab April, wurden sie erst nach Changchun (das frühere Hsingking) überstellt, dann nach Jilin im Norden, bei dessen Bombardement durch die Kuomingtang in das Gefängnis Yanji,[2] und schließlich nach Jiamusi.

Im Juli wurde sie dort freigelassen und erreichte im September Huludao, von wo aus sie nach Japan übersetzen wollte. Da Huludao allerdings von den Kuomintang besetzt war, reiste sie über Peking in das japanisch kontrollierte Shanghai. Im Januar 1947 erreichte sie von dort aus Japan. Diese Reise brachte ihr den Beinamen Ruten no Ōhi (流転の王妃) – „unstete Prinzessin“ – ein.

Leben in Japan

In Japan hatte sie keinen Kontakt mehr mit ihrem Ehemann, da dieser zusammen mit Pu Yi im Arbeitslager Fushun war. Erst als ihre älteste Tochter einen bewegenden Brief an Zhou Enlai schrieb, wurde Saga Hiro und beiden Töchtern der Briefkontakt mit ihrem Vater erlaubt. Am 10. Dezember 1957 wurde Huisheng zusammen mit einem Kommilitonen am Berg Amagi tot durch Pistolenschuss gefunden – vermutlich Doppelselbstmord aus Liebe.

1960 wurde ihr Ehemann freigelassen und sie zog im darauffolgenden Jahr nach Peking. 1974, 1980, 1982, 1983 und 1984 kehrte sie noch fünfmal nach Japan zurück, bis sie 1987 in Peking starb. Jeweils eine Hälfte der Asche von ihr und Huisheng wurde 1998 in dem eigens für sie gebauten sessha (Zweigschrein) Aisin-Goro-Schrein (愛新覚羅社, Aishinkakura-sha) auf dem Gelände des Nakayama-Schrein in Shimonoseki überführt, in dem ihr Urgroßvater Nakayama Tadamitsu als Kami eingeschreint ist. Später kam auch ein Teil der Asche Pu Jies hinzu. Die jeweils andere Hälfte von beiden wurde am chinesischen Berg Miaofeng-shan (妙峰山) verstreut.

Autobiografien und Verfilmungen

1959 erschien ihre Autobiografie Ruten no Ōhi (流転の王妃, dt. „Die unstete Prinzessin“), die 1960 unter der Regie von Tanaka Kinuyo als Kinofilm umgesetzt wurde. Die Rolle Korinkakura Ryūko/Tatsuko[3] (呼倫覚羅竜子; d.h. Aisin Gioro Hiro) wurde von Machiko Kyō gespielt, Fu Tetsu (溥 哲; d.h. Pu Jie, der im japanischen Fu Ketsu ausgesprochen wird) von Eiji Funakoshi und Fu Bun/Mon[4] (溥 文; d.h. Pu Yi) von Ryō Yōmei.

1984 erschien eine weitere Autobiografie „Ruten no Ōhi“ no Shōwa-shi. Maboroshi no „Mandschukuo“ (「流転の王妃」の昭和史―幻の"満州国", dt. „Die Shōwa-Historie ‚Die unstete Prinzessin‘. Das geisterhafte ‚Mandschukuo‘“; ISBN 4-391-10818-6), das zusätzlich noch den Selbstmordzwischenfall am Berg Amagi behandelt. 1992 erschien eine völlig neu überarbeitete Fassung namens Ruten no Ōhi no Shōwa-shi (流転の王妃の昭和史, dt. „Die Shōwa-Historie Die unstete Prinzessin“; ISBN 4-10-126311-6). Diese wurde 2003 von TV Asahi als 2-teiliger Fernsehfilm Ruten no Ōhi – Saigo no Kōtei (流転の王妃・最後の皇弟, dt. „Die unstete Prinzessin – Der letzte Kaiser“) umgesetzt. Diese benutzte die realen Namen, wobei Hiro von Takako Tokiwa, Pu Jie von Yutaka Takenouchi und Pu Yi von Wang Bozhao gespielt wurden.

Quellen

  • Edward Behr: The Last Emperor. Bantam, 1977, ISBN 0-553-34474-9.
  • Takie Sugiyama Lebra: Above the Clouds: Status Culture of the Modern Japanese Nobility. University of California Press, 1987, ISBN 0-520-07602-8.

Anmerkungen

  1. Takie Sugiyama Lebra: Above the Clouds. 1987, S. 213
  2. Edward Behr: The Last Emperor. 1977, S. 268f.
  3. genaue Lesung von 竜子 unklar
  4. genaue Lesung von 溥 文 unklar

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