- Sage von der Bremer Gluckhenne
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Die Sage von der Bremer Gluckhenne (auch: Die Sage der Henne mit den Küken) ist die berühmteste Bremer Volkssage und gilt als Gründungslegende der Hansestadt.
Inhaltsverzeichnis
Sage
Nach angeblich hunderten von Jahren der mündlichen Überlieferung schrieb der Autor Friedrich Wagenfeld die Sage 1844 in seinem Buch Bremens Volkssagen nieder.
Inhalt
Um das Jahr 778 fuhr eine kleine Gruppe vertriebener Fischer flussabwärts die Weser entlang. Sie waren vor Angriffen geflohen. Nun hatten sie nichts mehr, außer ihre Boote und Netze. Sie wären auch bereit gewesen, diese herzugeben, konnten sie sie doch schnell ersetzen. Doch an einem Gut hingen sie wie an keinem anderen – an ihrer Freiheit.
So lagen sie denn im breiten Unterlauf des Stromes im Marschenland. Gegen Abend zog ein Sturm herauf und die Menschen wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Verzweifelt warteten sie auf ein Zeichen ihrer Naturgötter, denn eigentlich wollten sie nicht so schnell weiterziehen, da das Wasser an jenem Ort sehr fischreich war. Im letzten Glanz des Abendlichtes entdeckten die Fischer eine Henne mit ihren Küken, die am rechten Flussufer auf einer hohen Düne einen sicheren Platz für die Nacht und Schutz vor dem Unwetter suchte. Sie sahen dies als Zeichen an und folgten dem Tier. Es verkroch sich schließlich im Heidekraut. Die Flüchtlinge, die die Situation der Henne mit der ihrigen verglichen, beschlossen, sich ebenfalls auf der Düne niederzulassen, da diese offenbar Sicherheit gewährleistete. Hütten wurden gebaut, die ersten Gebäude des späteren Bremen.
Vorbild
Als Vorlage für die Niederschrift der Sage diente Wagenfeld eine architektonische Besonderheit des Bremer Rathauses. Hier befindet sich seit 1612 im rechten Zwickel des zweiten Bogens der Arkaden von links eine steinerne Henne auf einem Nest, gehalten von einer Frau im wehenden Gewand. Im Nest sitzen vier Küken.
Andere Interpretationen
Es gibt noch einige weitere Erklärungsversuche die Bedeutung der Henne am Rathaus betreffend. Oftmals wird angenommen, dass sie zusammen mit einem Hahn, der im linken Zwickel des Bogens sitzt, als Fruchtbarkeits- und Schutzsymbole verstanden werden sollten. Eine bekanntere These geht davon aus, dass es sich bei der Henne (und vielleicht auch beim Hahn) um Zeichen von Handwerkern handelte. Wenn die über Land ziehenden Gesellen sich um Arbeit bewarben und angaben, am Rathaus zu Bremen mitgearbeitet zu haben, so soll ihnen oftmals die Frage gestellt worden sein, was man denn in der zweiten Arkade sehen könne, oder wo sich die Henne befinde. Wussten sie die entsprechende Antwort, so war dies der Beweis, dass sie die Wahrheit gesagt hatten. Ähnlich verhielt es sich vermutlich auch mit der Maus im Bremer Dom.
Sieht man die Figuren als Teil eines komplexen Bildprogramms in Form von Reliefs, die nach Vorgabe des Bürgermeisters Heinrich Kreffting bei der Ergänzung der Rathaus–Arkade geschaffen wurden, so sind sie Personifikationen von Tugenden. Der Hahn steht für Vigilantia (v. lat.: „Wachheit“, „Schlauheit“), die Henne für Custodia (v. lat.: custodire, „bewachen“, „beschützen“).
Sonstiges
1957/1958 schuf der Bildhauer Alfred Horling in der Bremer Böttcherstraße ein Abbild der Henne. Die Bronzeskulptur in nahezu korrektem Maßstab sitzt zusammen mit ihren Küken auf einem Mauervorsprung beim Glockenspiel. Auch die Tafel unterhalb der Gluckhenne, welche die Sage beschreibt, wurde von Alfred Horling gearbeitet.
Literatur
- Dirk Böhling: Bremer Sagen und Geschichten. Edition Temmen, 2005, ISBN 3-86108-574-7
- Will-Erich Peuckert (Hrsg.): Bremer Sagen. Göttingen, Otto Schwartz 1961. 296 S. (Denkmäler Deutscher Volksdichtung, Band 5.)
- Herbert Schwarzwälder: Das große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, 2003, ISBN 3-86108-693-X
- Friedrich Wagenfeld: Bremens Volkssagen. Bremen, 1844
Weblinks
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