- Saint-Victor (Paris)
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Saint-Victor war eine königliche Abtei südöstlich des mittelalterlichen Paris. Sie stand außerhalb der Stadtmauern Étienne Marcels im heutigen 5. Arrondissement.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Saint-Victor wurde 1113 von König Ludwig VI. am linken Ufer der Bièvre gegründet. Das Kloster beherbergte eine Mönchsgemeinschaft um den Theologen Wilhelm von Champeaux, dem ersten großen Pariser Theologen, und war von Anfang an eines der intellektuellen und spirituellen Zentren von Paris.
Wilhelm von Champeaux hatte seine Anstellung als Scholastiker in Notre-Dame aufgegeben, um sich in ein Kloster zurückzuziehen. Der Nachzug seiner Schüler brachte ihn jedoch bald dazu, seine Lehrtätigkeit wieder aufzunehmen, und das einzurichten, was später die Kongregation der Augustiner-Chorherren vom Heiligen Victor werden sollte, die schnell die Leitabtei eines Ordens mit 30 Abteien und 40 Prioreien werden sollte, deren Ordensregel vom ersten Abt, Geudion, stammt.
Die Tatsache, dass Wilhelm von Champeaux aus dieser Gründung kam, hat sicher zur schnellen Entwicklung der Klosterschule beigetragen. Saint-Victor war im 12. Jahrhundert eines der aktivsten Zentren des intellektuellen Lebens, und seine Ausstrahlung reichte über die gesamte westliche Christenheit. Die Abtei gab der Kirche sieben Kardinäle. Nach Wilhelm von Champeaux, war vor allem Hugo von Sankt Viktor (zwischen 1118 und 1141) bedeutend. Enge Verbindungen gibt es zwischen den Lehrern in Saint-Victor und Bernhard von Clairvaux (um 1090–1153), der ihnen wiederum Petrus Lombardus empfahl. Neben der Theologie waren die sieben freien Künste in Saint-Victor Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. Hugo von Sankt-Viktor ließ die Ansicht vorherrschen, nach der die Kenntnis der Welt ein Ganzes ist, die zur Kenntnis Gottes führe – man studiert in Saint-Victor vor allem die klassischen Werke und die Logik, aber auch die Naturwissenschaften und die Kosmographie.
Hinter dem Palais des Abtes befanden sich die romanische Kirche, das Kloster, die Bibliothek und das Skriptorium. Gärten und Obstwiesen auf der anderen Seite der Bièvre erstreckten sich bis an die Seine hinunter. Das von einer Mauer umgebene Klostergelände hatte die Form eines Trapezes, und erstreckte sich bis zum heutigen Jardin des Plantes. An der Südspitze des Geländer stand an der Ecke zum alten Chemin Devers-Seine (der, wie der Name sagt, zur Seine hinunter führte, die heutige Rue Cuvier), stand die Tour Alexandre, die im Mittelalter als klösterliches Gefängnis genutzt wurde. Die Turm erhielt 1672 einen von Bernini skulptierten Brunnen, der im 19. Jahrhundert zerstört und durch die Fontaine Cuvier ersetzt wurde.
Um das Kloster herum entwickelte sich bald im Schutz des Klosters ein Ort gleichen Namens. Die Straße, die aus Paris heraus zum Kloster führte, hieß Rue Saint-Victor, das zugehörige Stadttor Porte Saint-Victor. Das Kloster wurde unter Ludwig XIV. zerstört. Der Ort gehört heute als Quartier Saint-Victor zum 5. Arrondissement.
An der Stelle, an der sich im Mittelalter die Abtei Saint-Victor befand, steht jetzt die Universität Pierre und Marie Curie (UPMC), die Rue Jussieu davor verläuft durch den ehemaligen Chor der Klosterkirche. Die Gemüse- und Obstgärten des Klosters sind jetzt durch die Universität Denis Diderot (Jussieu) – weiterhin bis an die Seine hinunter – bebaut.
Äbte [1]
- 1108–1113 Wilhelm von Champeaux
- 1113–1155 Gilduin
- 1155–1166 Achard
- 1166 Gunther
- 1162–1172 Ernis/Ervis
- 1172–1192 Guerin
- 1198–1203 Absalon de Saint-Victor
- 1203–1229 Jean de Saint-Victor
- 1501–1516 Nicaise Delorme
- 1728 François de Fitz-James
Literatur
- Rainer Berndt: Art. Sankt Viktor, Schule von in: TRE 30, Berlin/New York 1999, 42-46.
- Martin Schoebel: Archiv und Besitz der Abtei St. Viktor in Paris. 1991
- Rainer Berndt: Die Bibliothek der Abtei Saint-Victor zu Paris : ihr Werden, ihre Werke, ihr Wert. In: Zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken, hrsg. von Andrea Rapp. Frankfurt am Main 2009, S.47-60.
- Gunnar Teske: Die Briefsammlungen des 12. Jahrhunderts in St. Viktor, Paris : Entstehung, Überlieferung und Bedeutung für die Geschichte der Abtei (Studien und Dokumente zur Gallia Pontificia; 2). Bonn 1993. ISBN 3-416-02464-8
- Ursula Vones-Liebenstein: Saint-Victor in Paris: vom Königskloster zur Kongregation (Canonici Regulares Sancti Augustini: Schriftenreihe der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim; Bd. 12). Paring 2007. ISBN 3-936197-09-1
Einzelnachweise
- ↑ Kurze Personenliste (engl.)
Weblinks
Commons: Abtei Saint-Victor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Panorama Victorinum
- Pläne der Abtei (engl.)
- Urkunden zur Abtei (franz.)
- Die Abtei Saint Victor (franz.)
- Literatur von und über Saint-Victor (Paris) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
48.8464724708332.3557300916667Koordinaten: 48° 50′ 47″ N, 2° 21′ 21″ OKategorien:- Ehemaliges Kloster in Paris
- Kloster (12. Jahrhundert)
- 5. Arrondissement (Paris)
- Marius-Victorinus-Kirche
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