Saint-Victor (Marseille)

Saint-Victor (Marseille)
Frontansicht der Abtei mit den beiden befestigten Türmen
Eingang zur Klosterkirche
Rückseite der Abtei Saint Victor
Südöstlicher Ausgang der Krypta
Glockenturm

Die Abtei Saint-Victor de Marseille wurde im 5. Jahrhundert durch Johannes Cassianus (um 360-um 435) in der Nähe der Gräber der Märtyrer von Marseille gegründet. Unter diesen Gräbern war namengebend Viktor von Marseille, † 303 oder 304. Die Abtei ist seit 1700 Jahren eines der Zentren des Katholizismus in Südfrankreich.

Johannes Cassianus, Mönch in Bethlehem, Wandermönch in Ägypten, Diakon von Johannes Chrysostomos (344/49-407) in Konstantinopel, Priester in Antiochia oder Rom, befand sich im Jahr 416 in Marseille, wo Proculus, der Bischof von Marseille, ihn damit beauftragte, am Südufer des Lacydon (des Alten Hafens von Marseille) ein Kloster zu gründen. Damit handelt es sich bei dieser Abtei um die älteste Klostergemeinschaft Westeuropas. Vom Ende des 10. bis zum 18. Jahrhundert lebten hier Benediktinermönche.

Inhaltsverzeichnis

Antike

Im Römischen Reich war die Gegend um die Abtei ein Steinbruch gewesen, eine Grotte in diesem Steinbruch wurde später zu einer christlichen Nekropole, die vielleicht um die Überreste der Märtyrer Volusianus und Fortunatus angelegt worden war. Johannes Cassianus ließ das Kloster um diese Grotte (heute die Kapelle Notre-Dame des Confessions) herum errichten.

Viktor von Marseille, der unter einem Mahlstein zerquetscht wurde, weil er sich weigerte, dem christlichen Glauben abzuschwören, und der der Abtei seinen Namen gab, war – nach Eucher, Erzbischof von Lyon im 5. Jahrhundert – Offizier in der Thebaischen Legion, die vollständig aus Christen bestand, und von denen viele während der Verfolgungen Diokletians und Maximians im Jahr 303 zu Tode kamen.

Mittelalter

Von 750 bis 960 war Saint-Victor die Residenz der Bischöfe von Marseille. Karl der Große übertrug der Abtei das Salzrecht, die Zoll- und Ankergebühren im Hafen von Marseille. Ludwig der Fromme und Lothar I. bestätigten diese Privilegien.

Ende des 9. oder Anfang des 10. Jahrhunderts wurde die Abtei durch Sarazenen-Überfälle zerstört. Honorat II., Bischof von Marseille seit 948 und Verwandter des ersten Vizegrafen von Marseille ließ das Kloster wieder aufbauen. Sein Verwandter Pons I., Bischof 977, setzte diese Arbeit fort.

Der erste Abt von Saint-Victor wurde im Jahr 1005 Wilfredus (oder Guilfred). Papst Johannes XVIII. († 1009) gewährte der Arbeit eine Reihe von wichtigen Privilegien, die den Reichtum des Klosters begründeten und von vielen Päpsten in der Folge bestätigt wurden. Um 1020 bis 1047 war der katalanische Mönch Isarn Abt von Saint-Victor; unter dessen Regierung die Macht des Klosters so stark wuchs, dass Papst Benedikt IX. im Jahr 1040 die Kirche weihte, und Isarn nach seinem Tod am 24. September 1047 heilig gesprochen wurde.

Am 28. September 1362 wurde Abt Guillaume Grimoard zum Papst gewählt, er nahm den Namen Urban V. an. Nach seinem Tod in Avignon 1370 wurde sein Körper nach Saint-Victor überführt.

Von 1570 bis 1588 war Giulio de Medici Abt von Saint-Victor. Die Historiker verdächtigen ihn, die Bibliothek der Abtei – deren Inventar im 12. Jahrhundert schriftlich festgehalten wurde – geplündert zu haben. Jules Mazarin, Abt seit 1655, wird ebenfalls verdächtigt, sich einen Teil der Bücher angeeignet zu haben.

Auflösung der Abtei

Am 17. Dezember 1739 ordnete Papst Klemens XII. die Laizisierung der Abtei an. 1794 wurden das Kloster und zwei Kirchen ausgeraubt, die Reliquien verbrannt, Gold und Silber zum Schlagen von Münzen benutzt, und die Gebäude in ein Strohlager und einer Gefängnis umgewandelt.

20. Jahrhundert

1963 begannen die Stadt Marseille und das Kulturministerium mit einer vollständigen Renovierung der Abtei, die 1997 in der Liste der Monuments historiques aufgenommen wurde.

Siehe auch

Literatur

  • M. Fixot, J.-P. Pelletier, Saint-Victor de Marseille. Étude archéologique et monumentale, Brepols Publishers, Turnhout, 2009, ISBN: 978-2-503-53257-8.

Weblinks

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