- Sammeltasse
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Die Tradition der Sammeltasse geht zurück auf die Zeit des Biedermeiers. Im frühen 19. Jahrhundert wurde Porzellan preiswerter, und es entwickelte sich in bürgerlichen Kreisen der Brauch, Tassen zu sammeln sowie zu besonderen Anlässen oder als Freundschaftsgabe, oft mit namentlicher Widmung, zu verschenken. Auch als Souvenir waren Sammeltassen, wie auch sonstiger Nippes aus Porzellan, bereits im 19. Jahrhundert weit verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Tassen als Schaustücke
Die Erinnerungstassen waren weniger für den täglichen Gebrauch gedacht, sondern wurden als Repräsentationsstücke in den Vitrinen der biedermeierlichen Wohnzimmer zur Schau gestellt. Bei fast allen Manufakturen ließen sich individuelle Dekore und Beschriftungen bestellen. Im Gegensatz zu heute lag dabei die Schauseite der Tasse dem Henkel genau gegenüber, damit er die Wirkung von Malerei und Beschriftung nicht störte.
Besonders beliebt waren im Biedermeier die Ansichtentassen mit dem Bild einer Landschaft oder einer Stadt. Daneben gab es auf den Tassen alle möglichen anderen Darstellungen wie zum Beispiel Landkarten, Reliefporträts, Hausfassaden, Blumenbilder, Rosenblüten, Vögel oder bekannte Bauwerke. Weit verbreitet waren außerdem Tassen mit populären Sinnsprüchen.
Geschirr für die Kaffeetafel
Der Kaffee- oder Teetisch wurde im Biedermeier zum Zentrum des Familienlebens. Dabei wurde ein zunehmender Kult mit Geschirr betrieben. Neben den Tassen bestand das Kaffeeservice aus verschiedenen Kannen sowie einem Zuckergefäß. Kuchenteller gehörten nicht dazu, da kein Kuchen gereicht wurde.
Auf die zunehmende Lust am Sammeln von Geschirr reagierten die Hersteller mit immer umfangreicheren Modellpaletten; die Porzellanmanufaktur Fürstenberg entwickelte zum Beispiel im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts über einhundert verschiedene Tassenformen und entsprechend viele Malereidekore. 1860 umfasste der lieferbare Bestand 91 Modelle, und 1926 wurden rund 200 zum Teil hochwertig dekorierte Sammeltassen und die um 1900 aufgekommenen kleineren Mokkatassen angeboten.
Die Blütezeit der Sammeltassen im 20. Jahrhundert währte bis in die 1930er Jahre. Nach wie vor wurden sie nur bei besonderen Gelegenheiten benutzt und waren beliebte Geschenke für die Aussteuer oder zum Geburtstag. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Tradition noch für zwei Jahrzehnte fort, bis sie in den 1970er Jahren schließlich endgültig an Bedeutung verlor. Für ältere Stücke entwickelte sich dann in den 1990er Jahren ein Sammlermarkt. Zugleich kreierten Künstler neue, dem Zeitgeschmack in Form und Dekor angepasste Einzelgedeck-Kollektionen, deren Erfolg aber nicht zuletzt von dem Verlangen junger Käufer nach spülmaschinenfestem Gebrauchsgeschirr bestimmt wird.
Auswahl individueller Tassen
Literatur
- Renate Möller: Porzellan von Meissen bis zur Gegenwart. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1995, ISBN 3-422-06153-3.
- Georg Himmelheber: Kunst des Biedermeier 1815-1835. Prestel-Verlag, München 1988, ISBN 3-7913-0885-8.
- Ulrich Pietsch: Die Sammeltasse im 18. und 19. Jahrhundert. Zeitschrift Weltkunst, 60. Jahrgang (1990) Nr. 8, S. 1218-1220.
Weblinks
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