Samuel Hugo Bergmann

Samuel Hugo Bergmann
Samuel Hugo Bergman

Samuel Hugo Bergman(n), auch Hugo Bergman(n) oder Schmuel Hugo Bergman(n) (* 25. Dezember 1883 in Prag; † 18. Juni 1975 in Jerusalem) war ein deutschsprachiger Pionier der neuhebräischen Philosophie, Schriftsteller und Bibliothekar.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Der seit seiner Schulzeit mit Franz Kafka befreundete Bergmann studierte in Prag und Berlin Philosophie und Naturwissenschaften. Bereits während seiner Studienzeit begegnete er Martin Buber und Franz Brentano, deren Denken großen Einfluss auf ihn ausübte. Zu seinen Schulfreunden gehörten ebenso die engen Kafka-Freunde Max Brod und Felix Weltsch. Alle drei hielten jahrzehntelang starke freundschaftliche Bindung bis nach Israel.

Bergmann trat der zionistischen Studentengruppe Bar Kochba bei und begann die Idee von einem jüdischen Staat in Artikeln zu propagieren. Nach Abschluss seines Studiums nahm er 1907 eine Stelle als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Prag an. Auf einer Palästinareise im Jahr 1910 entschied er, sich dem Aufbau der 1892 gegründeten jüdischen Bibliothek zu widmen. Als er nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er in der österreichischen Armee diente, als Leiter der Kulturabteilung der zionistischen Bewegung nach London ging, begann er, Gelder für sein Vorhaben zu sammeln. Bereits ein Jahr später emigrierte er nach Palästina und begann mit der Arbeit an der Hebräischen Nationalbibliothek, die nun auch zur Universitätsbibliothek wurde. Bergmann leitete die Bibliothek bis 1935, an der ein paar Jahre später sein Freund Felix Weltsch 1940 dieses Amt übernahm. Im April 1925 wurde der Lehrbetrieb an der Hebräischen Universität Jerusalem eröffnet. Bergmann begann dort 1928 seine Lehrtätigkeit am Lehrstuhl für Philosophie, 1935 wurde er ordentlicher Professor und übernahm die Präsidentschaft.

Leistungen

Bergmann war Mitherausgeber und Mitautor der Encyclopaedia Haebraica, der 16-bändigen Encyclopaedia Judaica und der philosophischen Vierteljahrsschrift Ijun (Nachdenken). Er rief 1924 die Israelische Nationalbibliografie Kiryat Sefer ins Leben. Mit Franz Rosenzweig, Walter Benjamin, Eugen Rosenstock-Huessy und Ernst Simon gehörte er zum Autorenkreis der von Martin Buber, Joseph Wittig und Viktor von Weizsäcker herausgegebenen christlich-jüdischen Zeitschrift Kreatur.

Er war Mitglied der zionistischen sozialistischen Arbeiterpartei HaPoel HaZair und zusammen mit Martin Buber, Hans Kohn, Robert Weltsch, Gershom Scholem und anderen meist deutschsprachigen Immigranten Mitbegründer des Brith Schalom (Friedensbund), der einen binationalen Staat in Palästina zum Ziel hatte, in dem Juden und Araber gleichberechtigt miteinander leben. 1947 leitete er in dieser Eigenschaft die jüdische Delegation bei der Konferenz über interasiatische Beziehungen in Neu-Delhi.

Neben seinem politischen Engagement interessierte sich Bergmann vor allem für Wissenschaft und Religion. Er schrieb auf Hebräisch über Kant, Maimonides und Philosophen des 20. Jahrhunderts. Für seine Arbeiten, insbesondere seine Einfuehrung in die Logik erhielt er 1954 den Israel-Preis, die höchste Auszeichnung des Staates Israel.

Bergmanns religiöses Denken war besonders durch seine Begegnung mit Martin Buber geprägt. Mit Franz Rosenzweig, aber auch beeinflusst durch Rudolf Steiner, von dessen Schriften er einige ins Hebräische übersetzte, setzte er sich mit christlichen und indischen Denkern, wie Aurobindo auseinander. Glauben war für ihn direkte Erfahrung, eine dialogische Begegnung mit Gott. In seinem religionsphilosophischen Hauptwerk Denker und Glaubende fasst er diese Gedanken zusammen. Mit Glaube und Vernunft lieferte er eine Einführung in ein zeitgenössisches jüdisches Denken.

Literatur

  • Schmuel Hugo Bergman: Tagebücher und Briefe. Hrsg. von Miriam Sambursky. Mit einer Einleitung von Nathan Rotenstreich. Band 1: 1901-1948. Band 2: 1948-1975. Frankfurt/Main: Jüdischer Verlag bei Athenäum 1985. ISBN 3-7610-0381-1 bzw. ISBN 3-7610-0382-X.
  • Miriam Sambursky: Zionist und Philosoph. Das Habilitierungsproblem des jungen Hugo Bergmann. Bulletin des Leo Baeck Instituts 58
  • Dieter Wiechmann: Der Traum vom Frieden: das bi-nationale Konzept des Brith-Schalom zur Lösung des jüdisch-arabischen Konfliktes in der Zeit von 1925-1933, 1998, ISBN 3-87920-416-0

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