Sankt Ingbert

Sankt Ingbert
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt St. Ingbert
St. Ingbert
Deutschlandkarte, Position der Stadt St. Ingbert hervorgehoben
49.37.1166666666667Höhenangabe falsch oder mehr als zwei NachkommastellenKoordinaten: 49° 18′ N, 7° 7′ O
Basisdaten
Bundesland: Saarland
Landkreis: Saarpfalz-Kreis
Höhe: 215–402 m ü. NN
Fläche: 49,95 km²
Einwohner: 37.939 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 760 Einwohner je km²
Postleitzahl: 66386
Vorwahl: 06894
Kfz-Kennzeichen: IGB
Gemeindeschlüssel: 10 0 45 117
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Am Markt 12
66386 St. Ingbert
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Georg Jung (CDU)
Lage der Stadt St. Ingbert im Saarpfalz-Kreis
Karte

Die Mittelstadt St. Ingbert ist mit rund 37.865 Einwohnern die sechstgrößte Stadt im Saarland.[1] Das Stadtgebiet umfasst die Stadtteile St. Ingbert-Mitte (mit Sengscheid), Rohrbach, Hassel, Oberwürzbach (mit Reichenbrunn und Rittersmühle) und Rentrisch.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Flächenverteilung nach Stadtteilen
Flächenverteilung nach Nutzung

Fläche

Das Stadtgebiet umfasst mit allen fünf Stadtteilen zusammen eine Fläche von zirka 50 Quadratkilometern. Auf die Stadtteile – aufgelistet nach der Bevölkerungsgröße – entfallen somit folgende Flächen:

Nach der Nutzung gesehen, verteilen sich die 50 km² Gesamtfläche der Mittelstadt folgendermaßen:

  • 22 % Gebäude- und Freiflächen,
  • 8,2 % Verkehrsfläche,
  • 14,2 landwirtschaftliche Flächen
  • 52,3 % Waldfläche


Natürliche Grundlagen

Waldweg bei St. Ingbert

St. Ingbert liegt in den Ausläufern des Pfälzerwaldes. So ist der größte Teil des Stadtgebietes von naturnahem Mischwald und sanften Hügeln geprägt (etwas mehr als die Hälfte der Fläche, s. Schaubild). Der Ort wird vom Rohrbach durchflossen, aus dem es auch einen großen Teil seines Trinkwassers bezieht.

Geologisch wird die Stadt vom Trias geprägt. Der Trias besteht aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Die waldigen Bereiche St. Ingberts liegen im Buntsandsteingebiet. Südlich von St. Ingbert beginnt das Muschelkalkgebiet, das durch seine lehm- und tonhaltigen Böden meist durch eine landwirtschaftliche Nutzung gekennzeichnet ist. Nordwestlich von St. Ingbert fängt der saarländische Kohlegürtel an, auf dem Stadtgebiet gibt es Steinkohlevorkommen.

Lage

Blick über St. Ingbert

St. Ingbert liegt an der Achse Saarbrücken – Homburg/Saar, die für das Saarland von zentraler Bedeutung ist, da sie die meiste Wirtschaftskraft des Landes bündelt. International gesehen liegt St. Ingbert an der Linie, die das Pariser Becken mit dem Rhein-Main-Gebiet um Frankfurt am Main verbindet. Bemessen nach dem Gradnetz der Erde liegt St. Ingbert (Messpunkt Engelbertskirche in der Stadtmitte) bei 7° 6' und 45" östlicher Länge sowie 49° 16' und 47" nördlicher Breite.

Nachbarkommunen

Die Mittelstadt hat sieben Nachbarkommunen. Im Uhrzeigersinn sind das Spiesen-Elversberg und Neunkirchen (Saar) (Landkreis Neunkirchen), Kirkel, Blieskastel und Mandelbachtal (Saarpfalz-Kreis), Saarbrücken und Sulzbach/Saar (Stadtverband Saarbrücken).

Geschichte

Die Anfänge

Vom ersten nachchristlichen Jahrhundert an sind römische Siedlungen auf dem Stadtgebiet belegt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich am 28. Juni 888 in einer Schenkungsurkunde König Arnulfs, damals noch als Lendelfingen. Um 580 weilte der Heilige Ingobertus auf dem Gebiet des heutigen St. Ingbert.

Der Ortsname

Der Name der Stadt geht auf den Heiligen Ingobertus zurück. Ingobertus oder Ingbert soll auf dem heutigen Stadtgebiet als Einsiedler gewirkt haben. Nach Vermutungen könnte es der Bereich um den Heiligenbrunnen am Alten Friedhof gewesen sein. Bislang sind allerdings keinerlei Hinterlassenschaften wie z. B. Reliquien oder ein Grab gefunden worden; auch historisch klar belegte Beweise für seine Tätigkeit in der Stadt existieren nicht. Bevor Ingobertus sich auf dem Gebiet des heutigen St. Ingbert niederließ, siedelte er in Trier zu Zeiten des Bischofs Magnerich in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Er kannte Wandalin („St. Wendel“), Disibod, Banto (fränkischer Feldherr) und Wulflaich (Säulenheiliger aus dem 6. Jahrhundert) persönlich.

Nach dem Wegzug Ingoberts benannte man vermutlich eine Kapelle nach dem Heiligen, der erst Jahrhunderte später dem ganzen Ort seinen Namen geliehen hat.

888 wurde St. Ingbert erstmals als Lendelfingen urkundlich erwähnt - 300 Jahre, bevor überhaupt erst der Name St. Ingbert auftauchte. Zuerst bezeichnete Lendelfingen („Lantolvinga“) ein Königsgut und einen bei einer Landnahme gegründeten Ort der Alemannen. Unter Lendelfingen verstand man einen mitten im Tal liegenden Ortsteil des Ortes. Erst später übertrug er sich auf den ganzen Ort. Zwar kam 300 Jahre später der Name St. Ingbert auf, Lendelfingen wurde jedoch gleichbedeutend mit dem neuen Namen noch sieben Jahrhunderte weiter verwendet. Erst mit dem Dreißigjährigen Krieg gerät Lendelfingen in Vergessenheit – zusammen mit den Ursprüngen des Namens „St. Ingbert“.

10.–14. Jahrhundert

Im Jahre 960 fällt St. Ingbert zusammen mit dem Bliesgau an das Bistum Metz. 1174 wurde zum ersten Mal der heutige Ortsname durch „St. Ingebrehtum“ wiedergegeben. 6 Jahre später wurde St. Ingbert als „St. Engilbertum“ urkundlich erwähnt. Ab dem Jahr 1329 wurden die ersten Einwohner namentlich genannt.

Am 15. Juli 1339 kommt St. Ingbert mit Blieskastel zum Erzstift Trier. Kirchlich bleiben beide jedoch beim Bistum Metz.

15.–17. Jahrhundert

1475 wird der St. Ingberter Bann (Herrschaftsgebiet) zum ersten Mal bestimmt. Im Jahr 1487 kommt Johann von der Leyen durch Heirat in den Besitz von einigen Rechten bezüglich St. Ingbert.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts (1553) wütete auch in St. Ingbert die Pest. Während dieser Zeit gehörte der Ort zu Kurtrier. In den folgenden Jahrzehnten bis 1634 gehörte er als Pfandbesitz zu Nassau-Saarbrücken. Während dieser Zeit, gerade um 1561, gab es immer wieder Streitigkeiten über das Geleitsrecht und um den St. Ingberter Wald – oftmals zwischen den Kurfürsten von Trier, den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken und Nassau-Saarbrücken.

Um das Jahr 1564 wurden die Grenzen des Bannes St. Ingbert detailliert festgelegt. Mit einer Karte beschrieb Tilemann Stella die Grenzen – gerade im Hinblick auf die Nachbardörfer Hassel und Rohrbach.

Zwei Jahre später erschien das erste richtige Einwohnerverzeichnis, das 25 Haushalte umfasste. In den Jahren von 1573 und 74 wurde die Gegend nochmals von der Pest heimgesucht. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam es gehäuft zu Weidestreitigkeiten zwischen St. Ingbert und Rohrbach.

1634 wurde St. Ingbert zusammen mit Blieskastel wieder aus nassau-saarbrückische Herrschaft durch Kurtrier eingelöst. 1637 wurde St. Ingbert – bis vermutlich auf die Kirche – durch einen Brand vollständig zerstört. 1662 wurden die Kohlegruben wieder in Betrieb genommen, die während des Dreißigjährigen Krieges zerfallen waren. Außerdem wurde in den folgenden Jahrzehnten Eisenerze aus St. Ingbert verhüttet und Holz aus dem St. Ingberter Wald vermarktet.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts (1698) zählte St. Ingbert 21 Haushalte mit 88 Einwohnern.

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert begann in St. Ingbert langsam die industrielle Entwicklung. So kam es im Jahr 1700 zu ersten Überlegungen bezüglich des Baus eines Alaunwerkes und einer Vitriolfabrik. Außerdem wurde in den nächsten Jahren Eisenerze und der Wald über die Grenzen des Ortes vermarktet, bis zum Niederrhein und nach Holland. Es entstand 1725 eine Mühle. 1732 wurde ein Pachtvertrag zwischen dem Consortium Lehn-Gottbill-Loth und Graf Caspar von der Leyen bezüglich der Errichtung eines Eisenwerkes abgeschlossen. Im Frühsommer 1733 war es schließlich so weit und eine Hütte mit Schmelze und Hammerwerk konnte ihren Betrieb aufnehmen.

In den 30er, 40er und 50er Jahren des 18. Jahrhunderts gab es Waldprozesse in St. Ingbert zwischen dem gräflichen Fiskus und der Gemeinde St. Ingbert. In der ersten Instanz verlor die Gemeinde die Waldrechte. Auch in der zweiten Instanz wurde dieses Urteil bestätigt. Um am Reichskammergericht Wetzlar durchzukommen, ließ die Gemeinde Urkunden fälschen. Im Juli 1775 griffen die Kurfürsten von Trier in den Prozess ein und schlugen sich auf die Seite der Gemeinde. Nach einem Gutachten eines kurtrierischen Oberförsters endete der Waldprozess mit einem ergebnislosen Vergleich. Die Folge war ein Interventionsschritt Kurtriers im Prozess zugunsten der Landesherrschaft.

1739 wurde eine kaiserliche Poststation in St. Ingbert errichtet.

1755 wurde die katholische St. Engelbertskirche vollendet. Damit bekam der mittlerweile 400 Einwohner starke Ort eine eigene Kirche. Vorher fanden die Messen nur in einer Kapelle statt. Ursprünglich sollte die Kirche Ingobertuskirche heißen. Weil aber damals schon die Existenz Ingobertus' nicht als gesichert angesehen werden konnte, einigte man sich auf den Kompromiss Engelbert.

In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts wurde die Kohleförderung nach und nach erschlossen. Außerdem gab es in diesem Zeitraum die erste amtliche Untersuchung über den Bergbau in St. Ingbert. Man rang mit der Idee, die vielen Privatgruben zu verstaatlichen. Dies sollte 1777 Realität werden, als Gräfin Marianne von der Leyen dem Unternehmer Johann Wolfgang Falck den St. Ingberter Bergbau übergab und alle St. Ingberter Gruben entschädigungslos eingezogen wurden.

Die Kohle wurde mit Schiffen bis nach Koblenz und Mainz transportiert.

Im gleichen Jahr wurde durch die Eröffnung einer Rußhütte auch Koks hergestellt. Zwei Jahre später wurde der Versuch unternommen, die „Praschenfeuerung“ wieder einzuführen, die schon 1773 versucht worden war. Im gleichen Jahr zeichnete sich auch der Ruin des Eisenwerkes ab, das jedoch von der gräflichen Rentkammer (Finanzverwaltung) selber übernommen wurde.

Mit der industriellen Entwicklung kam es 1773 schließlich zur Einstellung der ersten fremden Bergleute. 1785 wanderten die ersten protestantischen Bergleute ins rein katholische St. Ingbert ein. Eine Auswirkung war z. B. der Bau der Martin-Luther-Kirche in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

1784 wurde in St. Ingbert die Mariannentaler Glashütte durch Marianne von der Leyen gegründet. Diese Glashütte erhielt das Recht eigene Kohlegruben zu betreiben. 1786 wurde per Vertrag die Gründung einer neuen Alaunhütte beschlossen.

Am 12. März 1788 erließ Gräfin Marianne von der Leyen einen Erlass, wonach auch die Verwendung der Steinkohle in den Wohnhäusern möglich wurde. Hintergrund der Entscheidung war die Abnahme des St. Ingberter Holzes. Im gleichen Jahr noch übernimmt der Protestant Philipp H. Krämer Teile des Hüttenwerks sowie die Gesamtleitung der Schmelze. Zu dieser Zeit gab es 18 Schmelzarbeiter und 13 Erzgräber und Kohlebrenner.

Am 18. September 1789 gab es Aufstände einiger Gemeinden im Herrschaftsgebiet der Grafen von der Leyen. Am 9. Oktober wurden die Schmelz, die Kohlegruben und der Wald durch Bürger besetzt. Die Folge war die Neuwahl revolutionärer Gemeindevorsteher. Vom 6. Dezember 1789 bis zum Januar des Folgejahres wurde die Reichsexekution über den Ort verhängt. Infolgedessen wurde St. Ingbert durch kurpfälzische und kurmainzische Truppen besetzt.

1792 wurde nach heftigen Tumulten ein Freiheitsbaum vor das Portal der Engelsbertskirche gesetzt. 1793 kam es zum Ende der Herrschaft der Grafen von der Leyen. Die Gräfin Marianne floh aus Blieskastel. Die Gemeinde erhielt daraufhin die Rechte, die vorher den Grafen gehörten. Zwischen 1793 und 1795 waren die Kohlegruben abwechselnd in französischer und deutscher Hand.

Am 22. September 1797 wird die Freie Republik St. Ingbert ausgerufen, die einen Bestand von acht Tagen haben sollte.

Schließlich wurde St. Ingbert 1798 dem Saardepartement zugeteilt.

Jugendherberge (l. mit Turm) und der neue Bahnhof St. Ingbert (1898)

19. Jahrhundert

1801 wurde St. Ingbert wegen des Konkordates zwischen Papst Pius V. und Napoleon vom Bistum Metz getrennt und dem Bistum Trier zugeschlagen, wo es bis 1821 blieb.

1804 kaufte die Witwe von Philipp Heinrich Krämer, Sofie Krämer, das Eisenwerk. Zwischen 1806 und 1813 durchquerte Napoleon mit seinen Truppen den Ort sieben Mal.

Zwischen 1814 und 1816 kam St. Ingbert zusammen mit Blieskastel unter bayerisch-österreichische Verwaltung. Ab 1816 wurde St. Ingbert dem Königreich Bayern zugeschlagen. Ebenso ging das Bergwerk in bayerischen Staatsbesitz über.

1821 wurde die Pfarrei St. Ingbert infolge der bayerischen Herrschaft dem Bistum Speyer zugeschlagen, dem es bis heute angehört.

Kapelle am Alten Friedhof 1851 vor dem Umbau

Im Jahre 1829 bekam die Gemeinde St. Ingbert die Stadtrechte verliehen, was jedoch keine größeren Neuerungen mit sich brachte, da der Ort schon vorher Marktrechte hatte. Von 1816 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts stand St. Ingbert unter der Verwaltung des Königreiches Bayern. Zeugnisse davon sind alte Grenzsteine, das Wappen von St. Ingbert (mit bayerischem Blau-Silber), sowie die Zugehörigkeit zum Bistum Speyer, das wiederum zum Erzbistum Bamberg in Bayern gehört.

1838 wurde in St. Ingbert die erste Straßenbeleuchtung eingeführt, damals noch mithilfe von Petroleum. 1849 wurde der Ort Rohrbach von St. Ingbert abgetrennt und wurde eine eigene Bürgermeisterei. Später, 1852, wurde auch Oberwürzbach abgetrennt und der Bürgermeisterei Ommersheim angegliedert.

Wegen des Bergbaus und der damit verbundenen Einwanderung vieler Protestanten in das katholische St. Ingbert war der Bau einer protestantischen Kirche notwendig geworden.

1864 wurde die erste Feuerwehr gegründet, ein Jahr später die erste Ortszeitung, 1888 gründet Friedrich Dasbach die zentrumsnahe Westpfälzische Zeitung.

Mit der Errichtung eines Gaswerkes wurde die Gasbeleuchtung 1866 eingeführt.

Blick über St. Ingbert um 1888

Am 1. Juni 1867 wurde die Stadt ans Eisenbahnnetz über die Strecke Hassel – Schwarzenacker - bis nach Homburg (Saar) und weiter nach Ludwigshafen angeschlossen. Drei Jahre später wurde dann die Bahnlinie in Richtung Saarbrücken fertiggestellt. Der Zugverkehr von Homburg nach Saarbrücken lief weiter über Neunkirchen (Saar). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zählte die Stadt etwa 10.000 Einwohner.

Nachdem die Kirche St. Engelbert zu klein geworden war, legte man 1890 den Grundstein für die Kirche St. Josef, die drei Jahre später eingeweiht werden sollte.

Prozession in St. Ingbert, Albert Weisgerber, 1907

20. Jahrhundert

Am 1. Januar 1904 wurde die neue Verbindungsbahn von St. Ingbert über Rohrbach nach Hassel fertig gestellt. Die direkte Verbindung zwischen St. Ingbert und Hassel legte man still, weil der Hasseler Tunnel einsturzgefährdet war. Zum gleichen Termin ging die direkte Strecke von Rohrbach/Saar über Kirkel und Limbach nach Homburg/Saar in Betrieb.

Während des Ersten Weltkrieges wurde St. Ingbert 1915 mehrmals von feindlichen Flugzeugen angegriffen. Einige Einwohner kamen dabei ums Leben. Das 1932 errichtete Denkmal nennt die Namen von 547 Sankt Ingbertern, die im Ersten Weltkrieg starben.

Durch den Versailler Vertrag 1919 wurden St. Ingbert sowie Homburg von der Pfalz an das neu geschaffene Saargebiet abgetreten. Dieses stand unter der Verwaltung des Völkerbundes, war jedoch wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen. 1922 wurde in St. Ingbert in Teilen die erste elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt. Bis zum Jahr 1923 wuchs die Bevölkerung aufgrund der boomenden Kohleförderung, Eisenverarbeitung und Glasindustrie stark an.

Bei der Volksabstimmung vom 13. Januar 1935 über das Saarstatut stand die Beibehaltung des Status Quo (Völkerbundsmandat), die Eingliederung des Saarlandes nach Frankreich oder Deutschland zur Wahl. 91,4 Prozent der St. Ingberter waren für eine Rückgliederung ins Deutsche Reich.

1936 wurde Sengscheid von Ensheim abgetrennt und St. Ingbert zugeschlagen.

In St. Ingbert kam es am 9. November 1938 (die Reichskristallnacht), zu keinerlei Ausschreitungen gegen Juden. Auch die Synagoge, die sich seit Oktober 1936 im Besitz der Stadt St. Ingbert befand, blieb unversehrt[2]. In der NS-Zeit wurde der Friedhof der jüdischen Gemeinde geschändet, die Grabsteine abgeräumt und in einem benachbarten Steinbruch gelagert. Nach 1945 wurden sie wieder aufgestellt[3].

In 1939 stieg die Einwohnerzahl durch Rückwanderer auf 28.000. Infolge der Kriegsereignisse des Zweiten Weltkrieges lebten zeitweise bis zu 40.000 Menschen in der Stadt. 1940 fand der erste britische Luftangriff auf St. Ingbert statt. Schon 1941 gab es den 100. Fliegeralarm. Ein Jahr später wurden die Glocken der Kirchen zu Kriegszwecken abgenommen.

Am 11. Mai, 29. Juni, 16. Juli und 18. September des Jahres 1944 erfolgten Bombenangriffe auf die Stadt, bei denen 21 Menschen ihr Leben verloren und 35 Wohnungen zerstört wurden. Zwischen dem 8. und dem 17. Dezember 1944 lag die Stadt unter amerikanischem Artilleriefeuer.

Wie 1944, so gab es auch 1945, am 1. Januar, 14. Januar, 13. Februar und dem 15. Februar weitere Bombenangriffe auf die Stadt. Ebenso kam es am 5. März bis zum 7. März zu Artilleriebeschuss, dann wieder im Wechsel zu weiteren Bombenangriffen.

Am 20. März 1945 marschierten Truppen der 3. US-Armee von Ensheim her ein, fünf Tage später wurden die Amerikaner von den Franzosen abgelöst, die gleichzeitig auch die Verwaltung über St. Ingbert übernahmen. Im 2. Weltkrieg fielen 1.052 Einwohner von St. Ingbert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Saarland erneut französisch verwaltet. Erst nach einer erneuten Volksabstimmung 1955 erfolgte 1957 die Rückgliederung in die Bundesrepublik Deutschland.

In den 1950er Jahren kam der Steinkohleabbau in St. Ingbert langsam zum Erliegen. Die Grube wurde geschlossen. In den 1970er Jahren wurde auch die Glashütte stillgelegt. Das machte in St. Ingbert einen starken Strukturwandel hin zum Dienstleistungssektor erforderlich.

Im Jahr 1974 wurde die Stadt St. Ingbert durch die saarländische Gebiets- und Verwaltungsreform aufgehoben und zusammen mit den Gemeinden Rohrbach, Hassel, Oberwürzbach und Rentrisch zur Mittelstadt St. Ingbert fusioniert. Ebenso wurde der Kreis St. Ingbert mit dem Kreis Homburg zum Saarpfalz-Kreis zusammengelegt. St. Ingbert verlor seinen Kreissitz an Homburg. Als Ausgleich wurde der Stadt der Status einer Mittelstadt zuerkannt, der St. Ingbert mehr Rechte als einer gewöhnlichen Stadt zugestand. Obwohl St. Ingbert im Saarpfalz-Kreis gelegen ist, wird die Gemeindeaufsicht nicht durch den Kreis, sondern direkt durch das saarländische Ministerium des Innern durchgeführt. Diese Sonderstellung wird auch im Kfz-Kennzeichen deutlich.

21. Jahrhundert

Seit wenigen Jahren verzeichnet St. Ingbert eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung, die Einwohnerzahl sank von 41.000 auf rund 39.000. Der Status einer Mittelstadt ist dadurch noch nicht gefährdet, nachdem die Verwaltung des Saarlandes die diesbezügliche Grenze schon vor Jahren von 40.000 auf 30.000 Einwohner neu festgesetzt hatte.

Am 17. Juli 2007 brannten Turm und Schiff der Kirche St. Josef in St. Ingbert vollständig aus. Seit 1. Januar 2008 ist St. Ingbert Sitz des neugeschaffenen und saarlandweit zuständigen Landesverwaltungsamtes (u. a. Zentrale Ausländerbehörde, Zentrale Bußgeldstelle, Gemeindeaufsicht). Im Januar 2009 nahm an der ehemaligen Mühlwaldschule das neue Landesinstitut für präventives Handeln (LPH) seine Arbeit auf.

Wirtschaft

Situation

Geschäftsstelle der SAP AG am St. Ingberter Bahnhof

Nachdem die traditionelle Industrie in den Bereichen Glas, Kohle und Stahl fast nicht mehr existiert, sind es heute vor allem Unternehmen im Hightech- und Dienstleistungsbereich, die Arbeitsplätze schaffen. Wichtige Unternehmen sind Festo (2300 Mitarbeiter), Willy Voit GmbH & Co. KG (1000 Mitarbeiter), Baugruppe Gross (600 Mitarbeiter), SAP (450 Mitarbeiter), Laboratorien Dr. Latza & Partner und Drahtwerke St.Ingbert. Außerdem ist die Stadt Standort für wissenschaftliche Einrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT).

Wegen der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung hat die Stadt St. Ingbert die Gewerbesteuer ab dem Jahr 2008 von 450 Punkten auf 270 Punkte gesenkt. Dies entspricht dem niedrigsten Gewerbesteuersatz vergleichbarer Städte in Deutschland. Davon erhoffen sich die Kommunalpolitiker Unternehmensansiedlungen und neue Arbeitsplätze. Gewerbeflächen stehen in St. Ingbert in erheblichem Umfang zur Verfügung. Wegen der mittelfristig absehbaren Finanzlücke musste die Entscheidung im März 2009 zurückgenommen werden, so dass der Gewerbesteuersatz ab 2010 wieder auf 390 Punkte steigen wird.

Gewerbegebiete

In St. Ingbert gibt es 12 Gewerbegebiete:

Drahtwerk Nord Areal
  • St. Ingbert West – Dudweilerstraße (mit der bundesweit agierenden Baufirma Peter Gross KG/Albert Bau GmbH)
  • St. Ingbert West – Am Grubenstollen
  • St. Ingbert West – Güterbahnhof
  • St. Ingbert Mitte – Innovationspark am Beckerturm
  • St. Ingbert Mitte – Im Schiffelland/Pottaschwald
  • St. Ingbert Mitte – Oststraße
  • St. Ingbert Mitte – Drahtwerk Nord Areal DNA
  • St. Ingbert Mitte – Glashüttengelände
  • St. Ingbert Rohrbach – Mühlstraße
  • St. Ingbert Rohrbach – Geistkirch
  • St. Ingbert Rohrbach – Süd/Industriegelände
  • St. Ingbert Hassel
  • St. Ingbert Oberwürzbach

Außerdem wurde 1994 im Kastanienweg der Gewerbe- und Technologiepark gebaut, in dem inzwischen 13 Existenzgründer unter günstigen Rahmenbedingungen Büroräume gemietet haben und über 50 Arbeitsplätze entstanden sind.

St. Ingbert-Mitte

Die ersten Gewerbegebiete waren und sind entlang der Saarbrücker Straße („Alte Schmelz“, Drahtwerk) und das Grubengebiet, das heute Kleinbetriebe beherbergt.
Das erste moderne Gewerbegebiet der Stadt wurde zu Beginn der 1950er Jahre im „Pottaschwald“ auf einer Fläche von 20 Hektar geschaffen. Kurz darauf entstand das in der Nähe gelegene Gewerbegebiet „Schiffelland“, das vorher landwirtschaftlich genutzt wurde und nur mit Mühe von der Stadt erworben werden konnte.
Das 23 Hektar umfassende Gewerbegebiet Drahtwerk Nord Areal „DNA“ (ehemals Saarstahl Drahtwerk) wird seit 2004 neu erschlossen.

Rohrbach

Das größte Gewerbegebiet liegt zwischen St. Ingbert und Rohrbach auf einer Fläche von 390.000 Quadratmeter. Das ehemalige Gelände der Kléber Colombes, Reifen und Technische Gummiwaren AG, das verkehrsgünstig angebunden ist, soll laut Entwicklungsplan eine Fläche für klein- und mittelständische Unternehmen werden.
Zwischen 2001 und 2004 wurden in Rohrbach-Süd, Poensgen-und-Pfahler-Str. und Im Reihersbruch von der Städtischen Gewerbegeländeentwicklungsgesellschaft ungefähr 50.000 Quadratmeter Gewerbegelände erschlossen und verkauft. Inzwischen sind dort etliche neue Firmen angesiedelt und viele neue Arbeitsplätze entstanden.
Weitere Gewerbegebiete sind „Rohrbach-Mühlstraße“ und „Rohrbach-Geistkirch“ mit dem Pneumatikhersteller Festo als größtes Unternehmen.

Hassel

Auch in Hassel gibt es seit dem Jahre 1960 ein kleines Gewerbegebiet. Es wurde zwischen der Autobahn und der Saarstraße errichtet und erhielt den Namen „Gewerbegebiet im Stangenwald“.

Oberwürzbach

Das „Gewerbegebiet Oberwürzbach“ entstand am Kesselwald auf privatem Grundbesitz und ist ein sehr kleines Gewerbegebiet mit wenigen Unternehmen.

Verkehr und Infrastruktur

Nur wenige Kilometer entfernt befinden sich die internationalen Flughäfen Saarbrücken-Ensheim und Zweibrücken.

Öffentlicher Personennahverkehr

Außerdem liegen im Stadtgebiet vier Bahnhöfe oder Haltepunkte. An der Kursbuchstrecke 670 Saarbrücken – Kaiserslautern – Mannheim (von West nach Ost): Rentrisch, St. Ingbert, Rohrbach/Saar und an der Kursbuchstrecke 674 (Saarbrücken – Pirmasens): Hassel/Saar. Auf allen Bahnhöfen halten Regionalbahnen. Der St. Ingberter Bahnhof selbst, einst Schnellzughalt, wird von Regionalbahnen und Regionalexpress-Zügen frequentiert.

Seit 1. Januar 2007 gilt die Verbund-weit eindeutige, dreistellige Nummerierung.

Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) versorgt die Regionalbus Saar-Westpfalz (RSW). Seit September 2003 werden von dieser in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung eigene Stadtbuslinien unter dem Begriff „Ingo“ mit Midibussen betrieben. Dieses Stadtbuskonzept brachte eine erhebliche Verbesserung des ÖPNV in der Stadt. Besonders das Neubaugebiet Hobels konnte an den schon vorher für Kleinstadtverhältnisse in St. Ingbert gut ausgebauten Busverkehr angeschlossen werden.

Dieses Konzept brachte nach Angaben der Stadtverwaltung durch erhebliche Ausweitung der Verkehrszeiten bis 22:30 Uhr einen Zuwachs von 50 Prozent mehr Fahrgästen in den roten Stadtbussen. „Ingo“ beruht auf drei ringförmigen Linien. Kernpunkt des Stadtbusses ist am Rendezvous-Platz, einer neugebauten Haltestellenanlage auf dem Gelände des vorherigen Busbahnhofes, wo sich die Linien alle 30 Minuten treffen und untereinander Anschlüsse bieten.

Stadtbuslinien

  • 521: Fliederstraße – Rendezvous-Platz – Rohrbach Nord (frühere Liniennummer: 1a)
  • 522: Schmelzerwald – Rendezvous-Platz – Rohrbach Süd (frühere Liniennummer: 1b)
  • 523: Rendezvous-Platz – Hobels – Mühlwald – Roter Flur – Rendezvous-Platz – Josefstal – Rischbach – Rendezvous-Platz (frühere Liniennummer: 2a)
  • 524: Rendezvous-Platz – Rischbach – Josefstal – Rendezvous-Platz – Roter Flur- Mühlwald – Hobels – Rendezvous-Platz (frühere Liniennummer: 2b)
  • 525: Rendezvous-Platz – Hassel – Oberwürzbach – Rendezvous-Platz (frühere Liniennummer: 3a)
  • 526: Rendezvous-Platz – Oberwürzbach – Hassel – Rendezvous-Platz (frühere Liniennummer: 3b)

Über die Stadtgrenzen hinaus

fahren die RSW-Buslinien (alle über den Rendezvous-Platz)

  • R 6: St. Ingbert Rendezvous-Platz – Elversberg – Spiesen – Neunkirchen (Saar)
  • 160: St. Ingbert Rendezvous-Platz – Neuweiler – Dudweiler / Sulzbach
  • 170: St. Ingbert Bahnhof – Universität Saarbrücken
  • 506: Saarbrücken – Rentrisch – St. Ingbert – Rohrbach – Hassel – Niederwürzbach – Blieskastel
  • 507: St. Ingbert Rendezvous-Platz – Aßweiler – Bliesgau (Bliesgau: Fahrten in nahezu alle Orte je nach Tageszeit) Abfahrt stündlich, in der Mittagszeit zwischen 12:00 und 14:00 Uhr verdichtet auf insgesamt 12 Fahrten. Nach 16:00 Uhr kein Verkehr mehr in Richtung St. Ingbert von Orten über Aßweiler hinaus; letzte Fahrt ab St. Ingbert um 19:00 Uhr.

Individualverkehr

Motorisierter Individualverkehr

St. Ingbert liegt direkt an der Bundesautobahn 6 zwischen Paris und Mannheim mit den Anschlussstellen Rohrbach (ehemals St. Ingbert-Ost), St. Ingbert-Mitte und St. Ingbert-West (von Ost nach West). Des Weiteren führt die Bundesstraße 40 durch das Stadtgebiet.

Bildung und Wissenschaft

Grund- und weiterführende Schulen

St. Ingbert ist einer der wichtigsten Schulstandorte im Saarpfalz-Kreis mit einem großen Einzugsgebiet. Neben elf Grundschulen verteilt im gesamten Stadtgebiet hält die Mittelstadt ein großes weiterführendes Schulangebot bereit. So gibt es zwei allgemeinbildende Gymnasien, drei Erweiterte Realschulen sowie ein Berufsbildungszentrum mit einem beruflichen Gymnasium, hauswirtschaftlich-sozialpflegerischen Schulen, kaufmännische Schulen und technisch-gewerblichen Schulen.

Zu den Gymnasien zählen das Albertus-Magnus Gymnasium und das Leibniz-Gymnasium (St. Ingbert) (gesplittet in zwei Gebäudekomplexe). Beide Gymnasien verfügen über einen mathematischen und einen sprachlichen Zweig.

Daneben gibt es eine Musikschule, die das Unterrichtsangebot der allgemeinbildenden Schulen unterstützt.

Fortbildung

In der Erwachsenenbildung bietet die Städtische Volkshochschule Kurse in den unterschiedlichsten Themenbereichen an. Im Weiteren existiert noch eine Volkshochschule des Saarpfalz-Kreises, die in St. Ingbert berufliche Weiterbildungen anbietet. Außerdem gibt es noch die Akademie der Saarwirtschaft e. V., ein Bildungszentrum der Bundesagentur für Arbeit, die Katholische Erwachsenenbildung Saarpfalz e. V. sowie die Stadtbücherei.

Forschung

St. Ingbert ist Sitz des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT). Im Jahr 2004 wurde außerdem diskutiert, einen Lehrstuhl der Universität des Saarlandes nach St. Ingbert zu verlegen.

Hotspot-Verbund St. Ingbert

Im Rahmen der Initiative „Saarland Unwired“ des saarländischen Wirtschaftsministeriums und der Deutschen Telekom AG ist in St. Ingbert ein Hotspot-Verbund eingerichtet worden. Seit Juli 2005 wird in großen Teilen der Fußgängerzone drahtloser Internetzugang über WLAN angeboten.

Politik

Mittelstadt

Rathaus am Markt (im Hintergrund), rechts die Stadthalle, dahinter der markante Turm der Freiwilligen Feuerwehr
Sitzverteilung im Stadtrat 2008

Der Oberbürgermeister ist seit 5. Juli 2004 Georg Jung (CDU). Als Beigeordnete fungieren Rainer Hoffmann, Jürgen Schmidt (beide CDU) und Adam Schmitt [4] (Bündnis 90/Die Grünen). Der Stadtrat hat 45 Sitze, davon hat die CDU 21 Sitze, die SPD 13 Sitze, die Familien-Partei 5 Sitze, die Grünen 3 Sitze und die GAS (seit Februar 2006 Mitglieder der FWG) 3 Sitze (Wahl vom 13. Juni 2004).

St. Ingbert-Mitte

Der Ortsrat St. Ingbert-Mitte hat 21 Sitze. Davon hat die CDU 9, die SPD 6, die Grünen 2, die Familienpartei 3 und die FDP 1 Sitz. Ortsvorsteher ist Klaus Tussing (CDU).

Wappen

Das Stadtwappen der Mittelstadt St. Ingbert

Das Wappen der Mittelstadt St. Ingbert wurde durch den Innenminister des Saarlandes am 12. Mai 1976 verliehen. Da nach der kommunalen Neugliederung die Stadt St. Ingbert aufgelöst worden war und zusammen mit weiteren vier Gemeinden zur Mittelstadt St. Ingbert fusioniert wurde, war auch das Recht auf das bisher verwendete alte Wappen erloschen. Man verlieh der Mittelstadt jedoch das ältere Wappen wieder – mit ein paar kleinen heraldischen Änderungen. So fehlt die Mauerkrone.

Das bis 1947 gültige Wappen wurde auf Beschluss des Stadtrats am 7. Juli 1886 erstmals geführt. Vorausgegangen war die Genehmigung von König Ludwig II. von Bayern. Das Bayerische Staatsministerium des Innern formulierte die Beschreibung des Wappens so:

„Drei schräg geteilte Felder. Im mittleren Teil die Bayerischen Rauten (silber und blau) mit schreitendem Löwen in Gold. Im schwarzen Feld, links oben, ein silbernes Kammrad mit zwei gekreuzten silbernen Hämmern. Im roten Feld, rechts unten, wachsend ein schwarz gekleideter Bergmann, den Schachthut mit Nackenleder und silbernen Schlägel.“

Im Jahre 1947 wurde das Wappen von der französischen Militärbehörde außer Kraft gesetzt und gegen ein neues ersetzt. Da das alte Wappen formal nie abgeschafft worden war, führte St. Ingbert nach 1947 zwei Wappen. Das neue Wappen bildet seit 1974 das Wappen für den Stadtteil St. Ingbert-Mitte.

Die offizielle Beschreibung des Wappens lautet:

„Schild in Schwarz und Rot, durch ein durchgehendes goldenes Kreuz geviertelt. Im rechten oberen Feld zwei schräggekreuzte silberne Schlägel. Im linken oberen roten Felde drei goldene Lilien. Im rechten unteren roten Felde auf grünem Dreiberg eine silberne Kapelle. Im linken unteren schwarzen Felde ein silbernes Zahnrad.“

Bürgermeister

Bis zum Jahr 1956 waren die Bürgermeister meist alle ehrenamtlich tätig. Seitdem sind die Bürgermeister hauptamtlich tätig.

Bürgermeister der Stadt St. Ingbert seit 1945:

  • Dr. Norbert Schier (1945)
  • Dr. Gelzleicher (1946)
  • Karl Forster, CVP (1946–1948)
  • Georg Bleif, CVP (1948–1956)
  • Dr. Anton Saur, CVP (1956–1960)
  • Dr. Bernhard Kokott, CDU (1961–1971)
  • Dr. Werner Hellenthal, CDU (1971–1973)

Oberbürgermeister der Mittelstadt St. Ingbert

  • Dr. Werner Hellenthal, CDU (1974–1984)
  • Dr. Winfried Brandenburg, SPD (1984–2004)
  • Georg Jung, CDU (seit 2004)

Städtepartnerschaften

St. Ingbert unterhält eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Saint-Herblain (seit 1981), dem sächsischen Radebeul (seit 1988), die noch zu DDR-Zeiten entstanden war, sowie zu Rhodt unter Rietburg seit dem 17. Oktober 1959 eine offizielle „Weinpatenschaft“. Gemeinsam mit der französischen Partnerstadt Saint Herblain existiert ein Kooperationsabkommen mit der senegalesischen Landgemeinde N'Diaganiao.

Früher gab es außerdem eine Partnerschaft mit Diedesfeld und dem lothringischen Saarburg, wegen der Kriegsereignisse wurden sie jedoch nicht mehr aufrechterhalten. Außerdem hatte Rohrbach eine Partnerschaft mit der Gemeinde Kahl am Main von 1964 bis 1970, bis es kein Interesse mehr daran gab.

Kultur, Gesellschaft und Sport

Jugendzentrum

Das Jugendzentrum in der Pfarrgasse

Das St. Ingberter Jugendzentrum, kurz Juz, gehört zu den ältesten in Deutschland, die selbstverwaltet sind. Die Anfänge des Trägervereins „Jugendzentrum St. Ingbert in Selbstverwaltung e. V.“ reichen bis in die frühen 1970er Jahre.

Vereine

In St. Ingbert existieren um die 365 Vereine und vereinsähnliche Organisationen. Darunter fallen 68 Sportvereine. Das Angebot reicht von Karnevalsvereinen über Kirchenchöre bis hin zu Seniorenvereinen.

Museen

Museum St. Ingbert

Ehemaliges Museum St. Ingbert, heute Landesverwaltungsamt Saarland

Auf 485 Quadratmetern gab das Museum St. Ingbert einen Überblick über Leben und Werk des St. Ingberter Impressionisten Albert Weisgerber. Weisgerber hinterließ ein umfangreiches Werk, das nach seinem frühen Tod zunächst in Vergessenheit geriet. Mit über 70 Gemälden und vielen weiteren Werken Weisgerbers besitzt die Albert Weisgerber Stiftung einen Großteil seiner Werke, die zwischen dem deutschen Impressionismus und dem beginnenden Expressionismus einzuordnen sind. Das Museum verfügte über eine zusätzliche Fläche von ca. 450 Quadratmetern, die für hochkarätige Wechselausstellungen vorgesehen war, sowie weitere Räumlichkeiten. Zunächst in städtischer Hand wurde das Museum St. Ingbert in die 1991 neu gegründete Albert Weisgerber Stiftung überführt, deren ideelle und finanzielle Träger die Stadt St. Ingbert und der Saarpfalz-Kreis waren. Das Museum wurde auf Vorschlag der Verwaltungsspitze mit Beschluss des Stadtrates im Juli 2007 aufgelöst, das Gebäude („Ehemaliges Landratsamt“) fiel an den Eigner, den Saarpfalz-Kreis zurück, der sich aus der Stiftung zurück zog. Verwaltung und Stadtrat von St. Ingbert beabsichtigen, ein neues Museum im Gebäude der ehemaligen „Baumwollspinnerei“, die sich in Privatbesitz befindet, zu errichten. Das neue Museum soll nach Aussage der Verwaltungsspitze 2009 in Betrieb genommen werden.

Heimatmuseum St. Ingbert

Das Heimatmuseum beschäftigte sich mit der industriellen Vergangenheit in der Stadt. Von 1991–2006 lief eine Dauerausstellung mit dem Titel „Kohle – Eisen – Stahl“. Es befand sich im Museum St. Ingbert. Beide Museen waren im Gebäude des ehemaligen Landratsamtes des Kreises St. Ingbert am Markt untergebracht, das in den fünfziger Jahren im damals typischen Nachkriegsbaustil der Wirtschaftswunderjahre errichtet wurde.
Das Heimatmuseum wurde im Jahr 2006 auf Anordnung der Verwaltungsspitze aufgelöst.

Besucherbergwerk Rischbachstollen

Stolleneingang

Der Rischbachstollen ist Teil der ehemaligen Steinkohlengrube St.Ingbert, die 1959 ihre Tore schloss. Der heute zugängliche Teil (ca. 700 Meter Hauptstollen plus mehrere Nebenstollen) wird seit ca. 1990 von engagierten ehemaligen Bergleuten wieder mit Leben erfüllt. Während der Besichtigung des Stollens erhält der Besucher Einblicke in die Arbeit und das Leben der Bergleute von vor über 100 Jahren, als noch Handarbeit vorherrschte und Grubenpferde die Kohlenwagen zogen – eine Zeit, die der franz. Schriftsteller Emile Zola (1840–1902) in seinem zeitgenössischen Roman Germinal (1885) beschrieb. Die Besucher dürfen selbst Maschinen bedienen und mit „Schlägel und Eisen“ arbeiten. Nach der Befahrung geht es erneut ins ehemalige Zechenhaus, wo Waschkaue, Lampenstube, Kaffeeküche und ein kleines Museum zum Verweilen einladen.
Seit April 2009 ist eine funktionsfähige, renovierte Grubenlokomotive im Einsatz. Sie fährt mit Besuchern in den Hauptstollen ein und lässt sie die Arbeitswelt der Bergleute nacherleben.

Saarländisches Fastnachtsmuseum

Das Fastnachtsmuseum wurde am 26. August 1995 eröffnet. Es umfasst alte Mützen, Uniformen, Kostüme und Orden, sowie weitere Gegenstände aus der saarländischen Fastnacht. Nach einem Umzug hat es sich am Innovationspark am Becker-Turm niedergelassen.

Veranstaltungen

St. Ingberter Pfanne

Seit mittlerweile 20 Jahren findet in St. Ingbert die Woche der Kleinkunst statt. Im Rahmen dieses Wettbewerbs wird die „St. Ingberter Pfanne“ als Preis verliehen. Das Festival ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, es zählt zu den drei wichtigsten im deutschsprachigen Raum. Prominentester Preisträger der St.Ingberter Pfanne ist Rüdiger Hoffmann.

Internationales Jazz-Festival

Im Jahre 2006 jährt sich diese Veranstaltung zum zwanzigsten Mal. Sie wurde von dem 2006 verstorbenen Musiker Jörg Jacob zunächst in den Räumlichkeiten des Jugendzentrums ins Leben gerufen. Durch Aufbau von Kontakten zur internationalen Jazzszene machte er das Festival schnell "fit" zum Umzug in die Stadthalle, wo es später der Leitung des seinerzeitigen Kulturamtsleiters Elmar Peiffer unterlag.
Anfang bis Mitte März eines jeden Jahres findet von Donnerstag bis Samstag ein Festival mit internationaler Besetzung statt. Eingebunden ist die renommierte Veranstaltung in eine enge Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk als Medienpartner. Im Jahre 2008 wurde im Rahmen des Festivals zum ersten Mal der mit 3.000 Euro dotierte Jazz-Förderpreis der Stadt St. Ingbert verliehen.

Ingobertusmesse

Anfang Oktober eines jeden Jahres (Immer der dritte Oktober in Verbindung zum unmittelbar vorgelagerten oder sich anschließenden Wochenende) findet in St. Ingbert eine der größten regionalen Verbrauchermessen im Südwesten Deutschlands statt. In den beiden Hallen, in einem Großzelt auf dem Marktplatz sowie auf dem angrenzenden Freigelände präsentieren St. Ingberter und Unternehmen aus dem näheren Umfeld ihre Angebote, die die gesamte Produktpalette des täglichen Bedarfs -Waren und Dienstleistungen- umfassen. Die Messe wird vom örtlichen „Verein für Handel und Gewerbe“ in Kooperation mit der Stadtverwaltung ausgerichtet. An drei Messetagen verzeichnet sie etwa 70.000 Besucher. Seit 2008 wird der neu gestaltete Kuppelsaal des Rathauses mit einbezogen. Trotzdem gibt es regelmäßig Wartelisten für die Aussteller. Begleitet wird die Messe von kulturellen und wirtschaftspolitischen Rahmenveranstaltungen.

Edle Steine

Am ersten Novemberwochenende eines jeden Jahres findet in der Stadthalle unter dem Namen "EDLE STEINE" eine Mineralien-, Fossilien-, Edelstein- und Schmuckbörse statt. Über 70 teils internationale Händler sind bei der Börse, die sich seit Jahren zur größten ihrer Art im Südwesten Deutschlands entwickelt hat, vertreten. Regelmäßig besuchen über 10.000 Interessenten an den beiden Wochenendtagen die Veranstaltung.

Saar-Lor-Lux-Tourismusbörse

Im März eines jeden Jahres findet an einem Wochenende in der Stadthalle eine touristische Veranstaltung mit überregionalem Charakter statt, die "Saar-Lor-Lux-Tourismusbörse". Veranstalter ist der Saarpfalz-Kreis in Kooperation mit der Stadt St. Ingbert. Zahlreiche touristische Destinationen, aber auch Einzelanbieter aus allen Regionen Deutschlands sowie aus der Großregion (Saarland, Lothringen, Luxemburg, Wallonien) sind mit ihren Angeboten auf der Börse vertreten. An dem Wochenende werden regelmäßig über 10.000 Besucher gezählt.

Theater

In der Stadthalle finden in unregelmäßigen Zeitabständen Theateraufführungen statt. Pro Saison finden zwischen fünf und zehn Veranstaltungen statt. Zudem gibt es eigene Kindertheaterstücke, die in der Stadthalle aufgeführt werden. Veranstalter ist das Kulturamt St. Ingbert.

Das Holzstock

Das Holzstock ist ein jährlich im August stattfindendes Open-Air-Festival im Betzental. Hier wird lokalen Bands die Gelegenheit geboten zusammen mit bekannteren Acts aufzutreten. Der Schwerpunkt liegt dabei bei härterer Rockmusik, doch Ausnahmen bestätigen hier immer wieder die Regel. Ausgerichtet wird das kostenlose Spektakel vom Rockförderverein St. Ingbert e. V. und der Saarverbindung Lantolfinia e. V. Seit 2005 findet das Festival an 2 Tagen statt – es fand eine Erweiterung um ein Kurzfilmfestival am Vorabend zum Open-Air statt. Das Festival ist ein wesentlicher Beitrag zur lokalen Kultur- und Jugendförderung und wird von ehrenamtlichen Helfern organisiert.

St. Ingberter Nachtleben

Die Diskotheken Eye und das von Frank Farian betriebene Rendez-Vous sind seit Jahren geschlossen, so dass sich das Nachtleben auf Gaststätten und Kneipen, vorwiegend in der Fußgängerzone konzentriert. Zu den ältesten Gaststätten gehören die mehr als 100 Jahre alte „Eisler's Bierstubb“, „die Schmidd“ und – bis 2007 – die bürgerliche Speisegaststätte „Die grüne Laterne“.

Sport

In St. Ingbert existieren derzeit etwa 68 Sportvereine, die sich zahlreichen verschiedenen Sportarten widmen. Mit Unterstützung der Vereine gelingt es Sportveranstaltungen zu organisieren und ein Sportangebot für die Bürger zu schaffen. Im November 2005 gründen 24 St. Ingberter Sportvereine den Sportbund St. Ingbert als Dachorganisation. Gründungsvorsitzender des Sportbundes ist Prof. Dr. Horst Wagner.

Sehenswürdigkeiten

Alte Schmelz

Alte Schmelz: Ehemalige "Mechanische Werkstatt"

Die Alte Schmelz ist ein 1733 gegründetes Eisenwerk. Der Komplex der Alten Schmelz umfasst das Eisenwerk selber, sowie die Arbeitersiedlungen. Sie ist ein einzigartiges Zeugnis der Sozial- und Industriegeschichte. Heute lassen sich noch alle entwicklungsgeschichtlichen Vorgänge nachvollziehen. Sie beherbergt zudem das älteste noch erhaltene Industriedenkmal des Saarlandes, die 1750 entstandene Möllerhalle.

Der gesamte Komplex mit vielen historischen Gebäuden steht heute unter Denkmalschutz.

Alte Baumwollspinnerei

Die Alte Baumwollspinnerei wurde 1885 von Max Schuler aus Wetzikon (Schweiz) als erstes Textilunternehmen in St. Ingbert gegründet. Die Fabrikation der Baumwollspinnerei bestand in der Herstellung roher, einfacher und feiner Baumwollgarne und Zwirne, die später in Futterstoffwebereien, Strumpfwebereien, Nähfaden- und Spitzenfabriken, sowie Trikotagebetrieben weiterverarbeitet wurden. Die einzelnen Arbeitsgänge erfolgten ausschließlich maschinell. Im Schnitt produzierten 230 Mitarbeiter monatlich 35.000 kg Garn. Die Produktionsgebäude wurden im Laufe der Jahre mehrfach erweitert bzw. um- und rückgebaut. Im Oktober 1964 wurde die Produktion wegen der schlechten Ertragslage, ausgelöst durch die zollfreie Einfuhr billiger Garne aus dem Ausland, eingestellt. In der Zeit von 1964 bis 1997 wurde die ehemalige Baumwollspinnerei von der Bundeswehr als Sanitätsdepot genutzt. Untergebracht waren 3 Reservelazarettgruppen mit jeweils einer Kapazität eines 1000-Betten Krankenhauses, sowie 5 Krankentransportzüge.

Werner Deller im Nebengebäude der Alten Baumwollspinnerei, April 2008

Im Sommer 1997 wurde im Rahmen der Reduzierung der Truppenteile der Bundeswehrstandort in St. Ingbert aufgelöst. Investor wurde Werner Deller, er ist gleichzeitig auch Geschäftsführer der Alten Baumwollspinnerei Grundstücksverwaltung GmbH & Co KG.

Historisch stellt die Baumwollspinnerei ein Dokument des sachlichen Funktionalismus im Industriebau der Jahrhundertwende dar. Der Gebäudekomplex wurde 1992 unter Denkmalschutz gestellt. Eine neue ganzheitliche Nutzung, die die auratische Struktur der Gebäude erhalten wird, soll in den nächsten Monaten umgesetzt werden. Dann werden in der Baumwollspinnerei authentische Räume für kulturelle und künstlerische Aktivitäten und mit dem Zunft[viertel] Alte Baumwollspinnerei der Die Zunft AG Flächen für wertige manufakturelle und regionale Produkte und Slow-Food-Gastronomie entstehen.

Kirche St. Engelbert

Die Kirche St. Engelbert stammt aus dem Jahre 1755 und wurde durch Freiherr Ferdinand von der Leyen und seiner Frau errichtet. Am selben Platz stand früher schon eine im Jahre 1696 errichtete Kirche. Bis ins 19. Jahrhundert umgab sie ein Friedhof. Sie steht in der zu einer Fußgängerzone umgestalteten Kaiserstraße. Berühmt ist vor allem das Eingangsportal, das zwei alte Wappen abbildet.

Martin-Luther-Kirche und Christus-Kirche

Die 1859 erbaute Martin-Luther-Kirche war mehr als ein Jahrhundert lang die einzige protestantische Kirche in der Stadt. Sie liegt etwas erhöht von der Josefsthaler Straße hinter dem Pfarrhaus und wird derzeit von Grund auf renoviert. Im Jahre 1995 wurde die Gemeinde geteilt. Die in Ost-West-Richtung verlaufende Kaiserstraße (B 40) markiert die Grenze. Hinzu kam 1971 in der Wolfshohlstraße die Christuskirche. Am 3. Oktober 2004 wurde zur Vollendung des Kirchenbaues ein Glockenturm eingeweiht, dessen architektonische Gestaltung aus Stahl und Glas an die Tradition der Schmelz und der Glashütte anknüpft. Die fünf Glocken waren schon auf dem 26. und 27. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg 1995 und 1997 in Leipzig zu hören.

Alle Ortsteile außer Rentrisch gehören zur Evangelischen Kirche der Pfalz. Das 1974 eingemeindete Rentrisch gehörte im Gegensatz zum Rest der Stadt zu Preußen und damit zur Evangelischen Kirche im Rheinland (der ehemaligen Rheinprovinz). Umgekehrt verhält es sich mit dem Saarbrücker Stadtteil Ensheim. Er ist der einzige, der zur Pfälzischen Landeskirche gehört, während das übrige Stadtgebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland angegliedert ist, weil bis 1974 Ensheim zum Kreis St. Ingbert gehörte.

Kirche St. Josef

Die Kirche St. Josef nach dem Feuer im Juli 2007

Die Kirche bildet eine große Anlage in neugotischen Formen und liegt am Hang über der Kaiserstraße. Zu ihr gehört das weiter südlich gelegene Pfarrhaus.

Geschichte der Josefskirche

Am 28. September 1890 wurde für die Kirche St. Josef der Grundstein gelegt. Sie wurde nach Plänen des Architekten Ludwig Becker, Mainz, in rotem Sandstein errichtet. Allein der Bauplatz kostete 42.000 Mark, weil zuvor eine Reihe von Wohnhäusern aufgekauft und abgerissen werden musste. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 250.000 Goldmark. Nachdem das erste Kirchenschiffgebälk schief geraten und das zweite abgebrannt war, konnte es schließlich am 13. Mai 1893 von Bischof Joseph Georg von Ehrler geweiht werden. Die Glocken kamen erst im Jahre 1899 hinzu. Die Einrichtung stammt überwiegend noch aus der Erbauungszeit.[5]

Bedeutung

St. Josef ist nach dem Kaiserdom zu Speyer die größte Kirche im Bistum Speyer. Bei einem Großfeuer am 17. Juli 2007 wurde das Gebäude so schwer beschädigt, dass das Dachgebälk vollkommen verbrannte und der Kirchturm einstürzte. Alle Glocken sprangen durch die große Hitze. Schweißen ist unmöglich und zu teuer, da der Riss der großen Glocke (a°) ca. 1 Meter lang ist. Die Brandursache war ein bei Bauarbeiten überlastetes Kabel. Nach einer großen Anteilnahme und Spendenbereitschaft der Bevölkerung wird der Sakralbau wieder aufgebaut, nachdem aus statischen Gründen zunächst unklar war, ob dies überhaupt realisierbar wäre.

Auf dem großen Stiefel

Der Stiefel

St. Ingberter „Stiefel“

Der Stiefel im Stadtteil Rentrisch ist ein Buntsandsteinfelsen, der durch die unterschiedlich starke Verwitterung verschiedener Sandsteinpakete entstanden ist. Wahrscheinlich stand er in einem kultischen Zusammenhang mit dem Spellenstein in Rentrisch. Die Form des Naturdenkmals ähnelt einem umgedrehten Schuh oder Stiefel. „Stiefel“ wurde zur Bezeichnung für den gesamten Bergrücken zwischen Rentrisch und Sengscheid, auf dem der Fels sich befindet.

Werbefigur "Ingo": Entwicklungsstufen aus dem "Stiefel"

Der „Stiefel“ diente als Vorlage zur Schaffung einer Figur namens „Ingo“, die als Sympathieträger für St. Ingbert erfolgreich Werbung betreibt. Der Saarbrücker Grafiker Karl Basters (1948–2008) entwarf die Figur mit den Umrissen des Stiefels und einem Löwenkopf, der an die 104jährige Zeit St. Ingberts unter bayerischer Herrschaft erinnern sollte. Neben dem Standard-Ingo schuf Basters im Laufe von Jahren über 50 Varianten des „Ingo“, so etwa den „Wander-Ingo“ oder den „Polizei-Ingo“. In erster Linie wurde „Ingo“ als Aufkleber herausgegeben, es existierten aber auch etliche plastische Varianten aus unterschiedlichen Materialien.

Der Teufelstisch

Der Teufelstisch befindet sich unweit des Stiefelfelsens. Der drei Meter hohe und fünfeckige Stein diente der Sage nach dem Riesen Kreuzmann als Tisch, wenn er die gefangenen Menschen verspeiste. Für eine Opferstätte war dieser Ort wie geschaffen. Steil erhebt sich der 364 Meter hohe Bergvorsprung aus den Tiefen der Wälder.

Das Stiefler Schloss

Stiefler Schloss ist die landläufige Bezeichnung für die Überreste einer mittelalterlichen Turmhügelburg auf dem Stiefel zwischen Rentrisch und Sengscheid. Vermutlich handelte es sich nicht um einen Adelssitz, sondern um eine Anlage zur Grenzsicherung (Grenzgemarkung=scheid).

Nach historischen und archäologischen (Ausgrabungen von 1897, 1898 und 1900) Erkenntnissen wurde die Burg sehr wahrscheinlich bereits um 450 n. Chr. erbaut und ab dem 10. Jahrhundert vermutlich zur Grenzsicherung genutzt. Bedeutungslos geworden (da Zweibrücken und Saarbrücken zusammenkamen) zerfiel sie wohl im 12. Jahrhundert (?).

Die Ausgrabungen ergaben, dass die Burg aus einem rechteckigen Steinbau mit den Maßen 8,4 m zu 11,4 m bestand. Über die Höhe lässt sich keine genaue Aussage machen. Die Mauern bestanden aus massigen Quadern und hatten eine Breite von 1,8 m. Mit der Erbauung im sehr frühen Mittelalter ist das Stiefeler Schloss eine der ältesten Burgstellen in Deutschland.

„Hänsel und Gretel“

Im Sengscheider Wald findet man am Ende eines kleinen Tals ein gallo-römisches Relief, das in einen Felsblock eingehauen ist. Es stammt vermutlich aus dem 3. Jh. und stellt eine weibliche und eine männliche Person dar. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Waldgottheiten, die vielerorts unter freiem Himmel verehrt wurden. Im Volksmund wird das Relief „Hänsel und Gretel“ genannt.

Der Platz gehört zwar zum Gebiet der Landeshauptstadt Saarbrücken, ist aber leicht von Sengscheid aus zu erreichen. „Hänsel und Gretel“ befinden sich genau in der gedachten Verlängerung der Linie Spellenstein - Stiefelfelsen.

Der Spellenstein

Der Spellenstein ist ein jungsteinzeitlicher Menhir im Stadtteil Rentrisch. Er steht im Vorgarten des Hauses „Am Spellenstein 12“. Der Stein befindet sich seit jeher an seinem Aufstellungsort, lediglich die Bebauung hat ihn umschlossen. Eine Sage erklärt seinen Standort und sein Aussehen als „des Riesen Wetzstein“ damit, dass der, auf dem Stiefel hausende, Riese Kreuzmann seinen Wetzstein den vor ihm fliehenden Menschen hinterher warf, sein Ziel verfehlte und der Stein dann unten im Tal stecken blieb. (Kein Wunder, denn die Leute wollten ihm an den Kragen.)

Beckerturm

Beckerturm in St. Ingbert

Der Beckerturm, das ehemalige Sudhaus der Becker Brauerei, wurde in den Jahren 1925 – 1931 nach Plänen von Regierungsbaumeister Hans Herkommer (Stuttgart) errichtet. Herkommer war bekannt als Architekt und Baumeister zahlreicher katholischer Kirchen in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Beton-Turm wurde neben dem "Stiefel" zum Wahrzeichen der Mittelstadt St. Ingbert im heutigen Saarpfalz-Kreis. Der 42 Meter hohe Bau, der auf neun Geschossen die Maschinen, Apparate und Behälter des Produktionsprozesses nebst einem „Braustübel" im obersten Stockwerk beherbergt, steht unter Denkmalschutz.

Auf dem Gelände befindet sich heute ein Innovations- und Technologiepark. Die Sudkessel im Beckerturm sind erhalten geblieben.

Wallburg

Die Wallburg befindet sich auf dem Mittleren Kopf zwischen Rothenkopf und Hochscheid. Sie ist eine noch einigermaßen erhaltene keltische Fliehburg. Der gesamte Berg ist von einem künstlichen Steinwall umgeben, wobei noch Spuren eines Grabens erkennbar sind.

Alter Friedhof und Kapelle

Der Alte Friedhof wurde im Jahre 1820 angelegt und besitzt eine Reihe bemerkenswerter Grabdenkmäler von wichtigen St. Ingberter Bürgern, die bis 1820 zurückreichen. Sehenswert ist ebenfalls die 1740 errichtete Kapelle, die im Jahre 1857 erweitert wurde. Hinter dem Alten Friedhof liegt noch der 1886 angelegte Jüdische Friedhof, der etwa 30 Grabdenkmäler umfasst.

ICE "St. Ingbert" in seiner Heimatstadt am Tag der Taufe

Trivia

Durch die politische Besonderheit Mittelstadt hat St. Ingbert, obwohl im Saarpfalz-Kreis gelegen und durch dessen Landrat in Homburg/Saar vertreten, nicht das Kfz-Kennzeichen „HOM“, sondern „IGB“. Es zählt zu den seltensten aktuell vergebenen Kennzeichen Deutschlands. Bei über 400 unterschiedlichen deutschen Kennzeichen haben nur EMD, KF, VK, EA, ZW, HWI und BÜS weniger Zulassungen (Stand: 2005) [6]

Seit 10. Mai 2008 fährt ein ICE-Triebzug mit dem Namen „St. Ingbert“ durch die Bundesrepublik und das benachbarte Ausland. An diesem Tage wurde er feierlich in seiner Patenstadt getauft. Am 09. Juli 2008 war dieser Zug neben dem ICE Wolfsburg am Zugunfall in Köln beteiligt.[7]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt (alphabetisch)

  • Karl Becker (* 3. September 1853; † 1938), Brauereibesitzer
  • Dr. Winfried Brandenburg (*12. September 1939), Jurist und Oberbürgermeister (1984–2004)
  • Hanno Haag (* 21. Februar 1939; † 6. Mai 2005), Musiker und Komponist
  • Peter Hartz (* 9. August 1941), ehemaliger deutscher Manager
  • Oskar Holweck (* 19. November 1924; † 30. Januar 2007), Künstler, Kunstprofessor Gruppe ZERO
  • Philipp Humm , deutscher Manager
  • Heinrich Kraus (* 9. Juni 1932), Schriftsteller, Mundartdichter
  • Fred Oberhauser (*15. Juli 1923), Literat und Literaturkritiker
  • Christian Rach (* 1957), Sternekoch
  • Norbert Schmelzer (1921–2008) Niederländischer Außenminister. Seine Familie stammte aus St. Ingbert wo er auch starb. Er wurde in St. Ingbert beerdigt.
  • Bernd Schneider (* 20. Juli 1964), deutscher Automobil-Rennfahrer
  • Werner Schramm (* 18. August 1933; † 1. September 2004), Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (1988 bis 1998)
  • Walther Weis (* 11. September 1890; † 9. Januar 1968), Maler, Expressiver Realismus
  • Albert Weisgerber (* 21. April 1878; † 10. Mai 1915), Maler
A. Weisgerber: Selbstportrait

Ehrenbürger

  • Friedrich von Rudolph (* 4. Mai 1860 in Speyer; † ?), Bergmeister
  • Heinrich Kraemer (* 3. August 1829 in St. Ingbert; †15. Februar 1912 in St. Ingbert), Hüttenwerksbesitzer
  • Pater Cyprian Fröhlich (* 20. März 1853 in Herzogaurach; † ?), Geistlicher
  • Otto Brauner, (Pfarrer)
  • Karl Becker (* 3. September 1853; † 1938), Brauereibesitzer
  • Peter Eckhard (* 19. Dezember 1886 in Quirnheim; † 29. Dezember 1971 auf Maria Rosenberg), Dekan, Geistlicher Rat und Päpstlicher Hausprälat
  • Prof. Dr. Wolfgang Krämer (* 16. Juli 1885 in St. Ingbert (Schnappach); † 31. Oktober 1972 in Gauting bei München), Historiker
  • Adolf Rickert (Rechtsanwalt)
  • Sr. Maria Spiridion (* 23. Oktober 1871 als Maria Keller in Pfronten; † 15. Oktober 1965), Krankenschwester
  • Karl Uhl (* 30. November 1886; † 15. Dezember 1966), Heimatdichter
  • Georg Bleif, (Bürgermeister)
  • Franz Josef Kohl-Weigand (* 26. Dezember 1900 in Ludwigshafen; † ?), Kunstsammler
  • Gustav Lauer (* 15. Mai 1889; † 29. Mai 1964), Geistlicher (Pfarrer)
  • Peter Josef Oberhauser (* 13. August 1899 in Rohrbach; † ?), Geistlicher (Pfarrer)
  • Elisabeth Koelle-Karmann (* 1. Mai 1890 in St. Ingbert, 1. Juni 1974 in Altomünster), Malerin und Gattin des Bildhauers Fritz Koelle

Literatur

  • Winfried Brandenburg und andere: „175 Jahre Stadt St. Ingbert - die letzten 25 Jahre“, Westpfälzische Verlagsdruckerei, St. Ingbert 2004, ISBN 3-9807001-4-3
  • Markus Gestier: „Der Beginn des politischen Lebens in St. Ingbert nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges“. In: „Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend“. 36 (1988)
  • Werner Hellenthal (Hrsg.): „150 Jahre Stadt St. Ingbert (1829–1979). Eine Festschrift aus Anlass des 150. Geburtstages der Stadtwerdung St. Ingberts“. Stadtverwaltung St. Ingbert, St. Ingbert 1979
  • Herbert Kneib: 75 Jahre FC Viktoria e. V. 09 St. Ingbert. Festschrift zum 75-jährigen Vereinsjubiläum. St. Ingbert 1984
  • Wolfgang Krämer: „Geschichte der Stadt St. Ingbert. Von den Anfängen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Eine Heimatkunde aufgrund archivalischer Quellen.“ 2. Auflage (vollständig umgearbeitet und wesentlich ergänzt). Selbstverlag der Stadt St. Ingbert, St. Ingbert 1955, 2 Bände
  • Gudrun Stark, Hans-Werner Krick: „St. Ingbert - Alte Bilder erzählen“ Sutton-Verlag, Erfurt 1998, ISBN 3-89702-071-8
  • E rwin Stein (Hrsg.): „Das Buch der Stadt St. Ingbert“, Deutscher Kommunal-Verlag, Berlin-Friedenau 1933
  • Petra Weber: „Spuren der Vergangenheit : zwei historische Lehrpfade auf der Gemarkung von St. Ingbert“ Westpfälzische Verlags-Druckerei, St. Ingbert 1986
  • Dieter Wirth, Günther Ricke: „Gruß aus St. Ingbert. Ein Rundgang durch und um das alte Dengmert anhand alter Ansichtskarten, anläßlich der 1100-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung von St. Ingbert“ Demetz, St. Ingbert 1988
  • Thomas Strauch: Steinerne Zeitzeugen einer 4.000-jährigen Kulturgeschichte. Im Jahrbuch zum Bergmannskalender 2006, Seite 147 bis 153. Herausgegeben von der Deutschen Steinkohle AG.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungszahl und Rangstelle nach Angabe des Statistischen Landesamts mit Stand vom 31. März 2008
  2. http://www.wssi.de/load.php?name=News_FB&file=artikel&sid=80
  3. http://www.alemannia-judaica.de/saarland_juedische_friedhoefe.htm
  4. Adam Schmitt, Lebenslauf
  5. ingoBerta - St. Ingberter Blätter, Ausgabe 35, 8. Jahrgang, Herbst 2007, Seite 6
  6. Kraftfahrt-Bundesamt www.kba.de
  7. Bericht auf RP Online am 10. Juli 2008

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