- Sankt Immer
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Saint-Imier Basisdaten Kanton: Bern Amtsbezirk: Courtelary BFS-Nr.: 0443 PLZ: 2610 Koordinaten: (566736 / 222517)47.1527867.000018820Koordinaten: 47° 9′ 10″ N, 7° 0′ 0″ O; CH1903: (566736 / 222517) Höhe: 820 m ü. M. Fläche: 20.86 km² Einwohner: 4740
(31. Dezember 2007)[1]Website: www.saint-imier.ch Karte Saint-Imier ist eine politische Gemeinde im Distrikt Courtelary des Kantons Bern in der Schweiz. Der frühere deutsche Name Sankt Immer wird heute nur noch in der weiteren Region verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Saint-Imier liegt auf 820 m ü. M., 15 km ostnordöstlich von La Chaux-de-Fonds (Luftlinie). Die Industriegemeinde erstreckt sich im zentralen Teil des Juralängstals Vallon de Saint-Imier, grösstenteils auf der linken Seite der Schüss (französisch Suze), am unteren Südhang des Mont Soleil.
Die Fläche des 20.9 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des von der Schüss durchflossenen Talbeckens des Vallon de Saint-Imier. Nach Norden erstreckt sich das Gebiet auf den Mont Soleil, der mit 1'289 m ü. M. den höchsten Teil der Antiklinalen der Montagne du Droit bildet, die das gesamte Vallon de Saint-Imier auf seiner Nordseite begleitet. Die Landschaftsform des Champ Meusel am Südhang des Mont Soleil, nordöstlich von Saint-Imier entstand nicht durch Erosion, sondern ist der Überrest eines Meteoriteneinschlags in der Vorzeit. Sie bildet das grösste erhaltene Zeugnis eines Meteoritenimpakts in der Schweiz. In einem schmalen Zipfel reicht das Gemeindegebiet weiter nordwärts in die Senke von La Chaux d'Abel, die geographisch zu den Franches-Montagnes (deutsch Freiberge) gehört. Sie zeigt die typische leicht gewellte Hochfläche des Plateaujuras, auf der sich moorige, meist oberirdisch abflusslose Senken mit Kuppen aus Kalkstein abwechseln. Nach Süden erstreckt sich die Gemeindefläche auf die Höhe von Les Pontins und ganz im Südosten auf die nördliche Krete der Chasseral-Kette. Hier befindet sich auf der Cornette mit 1'490 m ü. M. der höchste Punkt von Saint-Imier. Auf den Jurakämmen erstrecken sich ausgedehnte Hochweiden mit den typischen mächtigen Fichten, die entweder einzeln oder in Gruppen stehen. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 9 % auf Siedlungen, 42 % auf Wald und Gehölze, 48 % auf Landwirtschaft und etwas weniger als 1 % war unproduktives Land.
Zu Saint-Imier gehören die Siedlung Sur le Pont (780 m ü. M.) auf der südlichen Seite der Schüss sowie zahlreiche Einzelhöfe, die weit verstreut auf den Jurahöhen liegen. Nachbargemeinden von Saint-Imier sind Sonvilier und Villeret im Kanton Bern, Muriaux, Le Noirmont und Les Bois im Kanton Jura sowie Le Pâquier und Villiers im Kanton Neuenburg.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1850 2632 1888 7557 1900 7455 1910 7442 1930 6504 1950 5972 1960 6704 1970 6740 1980 5430 1990 4921 2000 4807 Mit 4740 Einwohnern (Ende 2007) ist Saint-Imier die zweitgrösste Gemeinde des Berner Juras. Von den Bewohnern sind 84.2 % französischsprachig, 6.6 % deutschsprachig und 3.8 % italienischsprachig (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Saint-Imier erreichte bereits um 1890 mit rund 7600 Einwohnern ihren Höchststand. Die wirtschaftliche Situation der Gemeinde widerspiegelt sich in der Entwicklung der Einwohnerzahl während des 20. Jahrhunderts. Besonders grosse Rückgänge wurden von 1910 bis 1950 und während der 1970er Jahre verzeichnet.
Wirtschaft
Saint-Imier war bis Ende des 18. Jahrhunderts hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt. Danach entwickelte sich im Ort die Uhrmacherei, zuerst teilweise in Heimarbeit und in kleinen Werkstätten, später auch in Fabriken. 1866 wurde die Compagnie des Montres Longines Francillon SA gegründet. Mit der Uhrenindustrie setzte ein rasanter wirtschaftlicher Aufschwung ein und die Bevölkerung wuchs von 2632 Einwohnern (1856) auf 7557 Einwohner (1888). Saint-Imier wurde zum Zentrum der Uhrenherstellung im Vallon de Saint-Imier und erlebte nach 1880 eine Blütezeit, in der zahlreiche grosse Industriebauten erstellt wurden. 1901 wurde eine Uhrmacherschule, die heutige Ingenieurschule, gegründet. Durch die Krise in der Uhrenherstellung ab 1970 hat der Ort schwer gelitten. Hunderte von Arbeitsplätzen gingen verloren und die Bevölkerungsabnahme verstärkte sich. Heute hat sich die Gemeinde auf die Mikromechanik und die Produktion von Präzisionsgeräten spezialisiert. Weitere Arbeitsplätze gibt es auch in der Herstellung von Uhrengehäusen. Auf den Jurahöhen spielt auch die Landwirtschaft noch eine bedeutende Rolle, wobei Viehzucht und Milchwirtschaft überwiegen. Auf dem Mont Soleil befindet sich seit 1992 ein photovoltaisches Sonnenkraftwerk, daneben steht eine Windenergieanlage.
Verkehr
Die Gemeinde ist verkehrsmässig gut erschlossen. Sie liegt an der rege befahrenen Hauptstrasse von Biel nach La Chaux-de-Fonds sowie an der Kantonsstrasse von Tramelan via Saint-Imier und den Passübergang Col des Pontins in das Val de Ruz. Am 30. April 1874 wurde die Eisenbahnlinie von Biel nach Convers mit einem Bahnhof in Saint-Imier eröffnet. Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgen ein Ortsbus, eine Buslinie auf den Chasseral (nur während des Sommers) und der Postautokurs von Saint-Imier nach Tramelan. Seit 1903 führt eine Drahtseilbahn auf den Mont Soleil.
Geschichte
Der Ursprung von Saint-Imier geht auf den heiligen Himerius zurück, einen Eremiten, der aus Lugnez in der Ajoie stammte und sich um 600 im Schüsstal niederliess. Auf seinem Grab wurde eine Kapelle errichtet und ein Benediktinerkloster gegründet. Die Siedlung entwickelte sich bald zu einem Wallfahrtsort. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes datiert auf das Jahr 884, als Kaiser Karl III. die cella sancti Hymerii der Abtei Moutier-Grandval schenkte. Später erschienen die Bezeichnungen Sanctus Ymerius (962) und Sanctus Imerius (1239).
Im Jahr 999 kam Saint-Imier durch Schenkung zusammen mit Moutier an den Bischof von Basel. Das Kloster Saint-Imier wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt. Es unterstand zwar dem Bistum Lausanne, die Gerichtsbarkeit übte aber bis zur Reformation der Fürstbischof von Basel aus. 1335 schloss Saint-Imier ein Burgrecht mit der Stadt Biel, was den Beginn der Einflussnahme Biels auf die Herrschaft Erguel im Vallon de Saint-Imier bedeutete. Von Biel wurde 1530 die Reformation eingeführt und das Kapitel aufgelöst.
Während des Dreissigjährigen Krieges wurde Saint-Imier schwer in Mitleidenschaft gezogen. Von 1797 bis 1815 gehörte die Gemeinde zu Frankreich und war anfangs Teil des Département du Mont Terrible, das 1800 mit dem Département Haut-Rhin verbunden wurde. Durch den Entscheid des Wiener Kongresses kam Saint-Imier 1815 an den Kanton Bern zum Bezirk Courtelary.
Ab 1872 fand hier, am Sitz der Juraföderation, für einige Jahre die Antiautoritäre Internationale statt.
Sehenswürdigkeiten
Erhalten geblieben ist die ehemalige Kollegiatskirche Saint-Imier, die im 11. Jahrhundert im spätottonischen Stil als dreischiffige Pfeilerbasilika mit drei Apsiden erbaut wurde. Ihr Frontturm wurde im 12. und 13. Jahrhundert errichtet und enthält ein Michaelsoratorium. Die Tour Saint-Martin, fälschlicherweise oft auch als Tour de la Reine Berthe bezeichnet, ist der übriggebliebene romanische Frontturm einer im Jahr 1828 abgebrochenen Kirche, deren ursprüngliche Teile auf dem Grab des heiligen Himerius errichtet wurden. Von der Kirche sind nur das romanische Taufbecken (11. und 12. Jahrhundert) sowie die Sankt-Himerius-Glocke von 1512 erhalten. Zu den neueren Kirchen in Saint-Imier gehören die neugotische katholische Pfarrkirche Saint-Martin (1862-66) und die christkatholische Kirche Saint-Paul von 1912.
Das Ortsbild von Saint-Imier ist städtisch geprägt mit zahlreichen vier- bis achtstöckigen kubischen Wohnhäusern, die hauptsächlich aus der Zeit um 1850 bis 1900 stammen. Das Strassennetz wurde in Anlehnung an dasjenige von La Chaux-de-Fonds erstellt: ein rechtwinkliges System mit Strassen, die entweder hangparallel oder quer zum Hang verlaufen. Das terrassierte Gebäude der Sekundarschule wurde 1960-62 errichtet. Auf den Jurahöhen befinden sich noch zahlreiche charakteristische alte Bauernhäuser mit weissgetünchter Fassade und grossflächigem Dach aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.
Persönlichkeiten
- Denise Bindschedler-Robert, Völkerrechtlerin
- Daniel Jeandupeux, Fußballspieler
Einzelnachweise
Weblinks
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