Sarai (Stadt)

Sarai (Stadt)
Die Goldene Horde und dessen Hauptstädte Alt- und Neu-Sarai

Sarai (auch Saraj, Sarāy al-maḥrūs – "Gottbeschütztes Haus", Alt-Sarai, Sarai-Batu; abgeleitet vom persischen سرای/ sarây – "Haus", "Wohnsitz") war eine mittelalterliche Stadt, die Hauptstadt der Goldenen Horde und eine der größten Städte Eurasiens des Mittelalters.

Inhaltsverzeichnis

Alt-Sarai

Alt-Sarai wurde nach der Rückkehr aus dem Ungarnfeldzug nach 1242 von Batu Khan gegründet und befand sich an der Achtuba, einem Seitenarm der Wolga, etwa 120 Kilometer flussaufwärts vom heutigen Astrachan auf dem Gebiet des Dorfes Selitrennoe im Rajon Charabali. Ihre Einwohnerzahl wird auf bis zu 600.000 geschätzt, die Fläche der Stadt, die sich 10 Kilometer entlang des Flusses erstreckte, betrug 36 Quadratkilometer. Unter ihren Bewohnern befanden sich Mongolen, Kyptschaken, Alanen, Tscherkessen, Russen und Bulgaren aber auch Byzantiner und Italiener. Nach der Unterwerfung des Fürstentums Wladimir-Susdal durch die Batu Khan 1238 mussten dessen Herrscher nach Sarai reisen, um vom Khan der Goldenen Horde den Fürstentitel zu empfangen.

Steppe bei Sarai-al-Machrusa, heutiges Selitrennoe

Saraj-Batu war das wirtschaftliche und Handelszentrum der Goldenen Horde und befand sich an der Seidenstraße. Jedes Volk lebte in seinem eigenen Viertel. Im jeweiligen Viertel gab es alles Lebensnotwendige – Schule, Kirche, Basar, Friedhof. Neben der Trennung nach Nationalitäten gab es die Gliederung nach Berufen – das Schmiede-, Juwelier-, Glasbläser-, Metallhandwerkerviertel. Die Mehrzahl der Bauten bestand aus Ziegelsteinen. Die Stadt besaß eine Kanalisation und eine Wasserversorgung.

1261 wurde in Saraj-Batu eine Eparchie eingerichtet.

Neu-Sarai

1282 wurde die Hauptstadt nach Neu-Sarai (Sarai-Berke) weiter flussaufwärts verlegt. 1366 wurde Alt-Sarai von den russischen Uschkuiniki geplündert und niedergebrannt und 1395 von Timur endgültig zerstört.

Archäologie

Im Laufe jahrzehntelanger Ausgrabungen in Sarai-Batu wurden archäologische Schichten des 14.-15. Jahrhunderts entdeckt, jedoch nicht aus dem 13. Jahrhundert. Es gibt eine Version von A.W. Patschkalow, dergemäß die Stadt Sarai sich zuerst im Gebiet des heutigen Dorfes Krasny Jar befand – wo Funde aus dem 13. Jahrhundert gemacht wurden-, und erst ums Jahr 1330 auf das Gebiet des heutigen Dorfes Selitrennoe verlegt wurde.

Literatur

  • Пачкалов А. В. О местоположении Сарая (первой столицы Золотой Орды) // Археологія та етнологія Східної Європи. Матеріали і дослідження. Т. III. Одеса, 2002. С. 177;
  • Пачкалов А. В. Монетные дворы Золотой Орды и их локализация // Archivum Eurasiae Medii Aevi. Vol. XIII. Wiesbaden, 2004. С. 131—183;
  • Пачкалов А. В. Трансгрессия Каспийского моря и история золотоордынских городов в Северном Прикаспии // Восток — Запад: Диалог культур и цивилизаций Евразии. Вып. 8. Казань, 2007. С. 171—180;
  • Пачкалов А. В. Красноярское городище в дельте Волги // Труды II (XVIII) Всероссийского археологического съезда в Суздале. Т. 2. М., 2008. С. 501—503;
  • Пачкалов А. В. О местоположении Старого Сарая — столицы Золотой Орды // XV Всероссийская нумизматическая конференция. Тезисы докладов и сообщений. М., 2009. С. 73-74;
  • Пачкалов А. В., Скисов С. Ю. Нумизматические находки на Красноярском городище в Астраханской области // XV Всероссийская нумизматическая конференция. Тезисы докладов и сообщений. М., 2009. С. 75-76.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sarai — steht für: Sarai (Stadt), die historische Hauptstadt der Goldenen Horde folgende Ortschaften in Russland (russisch Сараи): Sarai (Rjasan), Siedlung städtischen Typs und Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons in der Oblast Rjasan Sarai… …   Deutsch Wikipedia

  • Michailow (Stadt) — Stadt Michailow Михайлов Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/AltFöderationskreis …   Deutsch Wikipedia

  • Jhelam (Stadt) — Moschee in Jhelam Jehlam (Panjabi: Shahmukhi: ‏جہلم‎, Gurmukhi: ਜੇਹਲਮ, Jehalam; englisch Jhelum) ist eine Stadt im Norden der pakistanischen Provinz …   Deutsch Wikipedia

  • Khanat der Goldenen Horde — Goldene Horde (1389) Die Goldene Horde (mong. Алтан Орд Altan Ord; tatarisch: Altın Urda; russisch: Золотая Орда Zolotaya Orda) ist die Bezeichnung für ein turko mongolisches Teilreich in Osteuropa und Westsibirien. Die Bezeichnung leitet sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Khanat der goldenen Horde — Goldene Horde (1389) Die Goldene Horde (mong. Алтан Орд Altan Ord; tatarisch: Altın Urda; russisch: Золотая Орда Zolotaya Orda) ist die Bezeichnung für ein turko mongolisches Teilreich in Osteuropa und Westsibirien. Die Bezeichnung leitet sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Kyptschak-Horde — Goldene Horde (1389) Die Goldene Horde (mong. Алтан Орд Altan Ord; tatarisch: Altın Urda; russisch: Золотая Орда Zolotaya Orda) ist die Bezeichnung für ein turko mongolisches Teilreich in Osteuropa und Westsibirien. Die Bezeichnung leitet sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Timur — Denkmal in Taschkent Tīmūr bin Taraghay Barlas (Mitteltürkisch: ‏تیمور‎ Temür‎, „das Eisen“), in der abendländischen Geschichtsschreibung besser bekannt als Tamerlan bzw. Timur Lenk (ugs. Timur der Lahme [1], * 8. April 1336 in Kesh, heute… …   Deutsch Wikipedia

  • Timur Lang — Timur Denkmal in Taschkent Tīmūr bin Taraghay Barlas (Mitteltürkisch: ‏تیمور‎ Temür‎, „das Eisen“), in der abendländischen Geschichtsschreibung besser bekannt als Tamerlan bzw. Timur Lenk (ugs. Timur der Lahme [1], * 8. April 1336 in Kesh, heute… …   Deutsch Wikipedia

  • Timur Leng — Timur Denkmal in Taschkent Tīmūr bin Taraghay Barlas (Mitteltürkisch: ‏تیمور‎ Temür‎, „das Eisen“), in der abendländischen Geschichtsschreibung besser bekannt als Tamerlan bzw. Timur Lenk (ugs. Timur der Lahme [1], * 8. April 1336 in Kesh, heute… …   Deutsch Wikipedia

  • Timur Lenk — Timur Denkmal in Taschkent Tīmūr bin Taraghay Barlas (Mitteltürkisch: ‏تیمور‎ Temür‎, „das Eisen“), in der abendländischen Geschichtsschreibung besser bekannt als Tamerlan bzw. Timur Lenk (ugs. Timur der Lahme [1], * 8. April 1336 in Kesh, heute… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”