Alanen

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Wohnsitze der Alanen im 1. Jahrhundert v. Chr., einschließlich Nachbarvölker

Die Alanen (griech. Alanoi, lat. Alani, Halani; wahrscheinlich von Al „groß, stark, göttlich“ und der iranischen Nachsilbe für eine Abstammung an, eventuell auch von iran. Aryan) waren ein iranisches Volk, ein Teilstamm der Sarmaten, der insbesondere den Roxolanen nahestand.

Die Alanen existierten als Stammesverband aber viel länger als die Sarmaten und nahmen in der späteren Zeit auch andere Kulturelemente auf. Sie siedelten ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. im nördlichen Kasachstan und im Nordosten des Kaspischen Meeres, zogen aber ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. in die südrussischen Steppen zwischen Wolga und Don. Die Alanen sind unmittelbare Vorfahren der heute im Kaukasus lebenden Osseten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Alanien, 1060 n. Chr.
  • Um 44-35 v. Chr.: der flüchtige Xiongnu-Fürst Chih-chih ließ sich am Tschu nieder und erhob Tribut bei den An-tsai (=Alanen) und anderen benachbarten Gruppen (Hu-chich, Imil, Ch'ien-k'u und sogar in Sogdien), bis er 35 v. Chr. von den Chinesen getötet wurde. Der stetige, westwärts gerichtete Druck aus der Steppe führt im 1. Jahrhundert zur Abwanderung eines Teils ins heutige Südrussland, ein anderer Teil unterwirft sich den in Sogdien benachbarten Kang-kü.
  • Im späten 1. Jahrhundert n. Chr. auch nördlich des Kaukasus wohnhaft, unternahmen sie von dort und von ihren alten Sitzen an der Ostseite des Kaspischen Meeres Raubzüge durch das Partherreich und nach Medien, Armenien und Kleinasien.
  • 137 drangen sie in die römische Provinz Kappadokien ein wurden jedoch vom dortigen Statthalter Flavius Arrianus besiegt.
  • In römischen Diensten kamen viele Alanen nach Gallien und Britannien, wo sie auch Siedlungen gründeten. Noch im Frühmittelalter waren viele französische und bretonische Adlige stolz auf ihre alanisch-römische Herkunft.
  • Gegen 374 wird ein Teil der Alanen von den einfallenden Hunnen besiegt und unterworfen.
  • In der Schlacht von Adrianopel 378 waren schwergepanzerte alanische Kataphraktoi am Sieg der Goten über die Römer beteiligt
  • der größere Teil der Alanen zog nach Westen und schloss sich 406 den Vandalen auf dem Zug über den Rhein (siehe Rheinübergang von 406 und Respendial) und 409 Richtung Spanien an, wo sie sich in der römischen Provinz Lusitanien ansiedelten.
  • 429 schlossen sich die verbleibenden Alanen den Hasding-Vandalen auf dem Zug nach Nordafrika an. Seit dem Vandalenkönig Hunerich waren sie direkt den Vandalenkönigen zugehörig, die von nun an den Titel Rex Vandalorum et Alanorum führten.
  • Alanische Kavallerie stand als Söldner häufig in byzantinischen Diensten, muslimische Alanen (Arsiyah) in khasarischen Diensten.
  • Bei der Entstehung der Kiewer Rus spielten die Alanen als Kriegerelite im Süden des Reiches (um Kiew) wahrscheinlich eine wichtige Rolle.
  • Im 9. Jahrhundert entstand im Kuban-Gebiet und im Nordkaukasus der Staat Alanien, der wenige Jahrzehnte später von byzantinischen Missionaren christianisiert wurde. Mit dem Einfall der Mongolen im 13. Jahrhundert wurde dieses alanische Königreich zerschlagen.
  • Daraufhin wurden um 1237 einige tausend Alanen – zusammen mit ca. 40.000 Kyptschaken (auch Kumanen oder Kunen genannt, Vorfahren der heutigen Gagausen), mit denen sie verbündet waren – von den Mongolen nach Ungarn vertrieben. Dort – im Komitat Jász-Nagykun-Szolnok (Jaß-Großkumanien-Sollnock) mit dem Hauptort Jászberény – gingen sie in der dort schon länger lebenden, noch heute existierenden sarmatisch-alanischen Volksgruppe der Jaszen (Jassen, Jazygen, Assen „ungarländische Alanen“) auf.
  • Vom 13 Jhdt. bis 1475 existierte auf der Krim das Fürstentum Theodoro, das dem Umfeld des byzantinischen Reiches zuzurechnen war und sich neben anderen auch auf alanische Bevölkerungsanteile gestützt haben soll.
  • Im Nordkaukasus leben bis heute direkte sprachliche, ethnische und kulturelle Nachfahren der Alanen: das Volk der Osseten. Dieser neue Volksname wurde im Spätmittelalter für die alanische Bevölkerung im Kaukasus gebräuchlich.

Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft

Die Alanen waren ein Reitervolk, das ursprünglich halbnomadisch als Viehhirten in den südrussischen Steppen lebte, wo sie Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde hüteten. Die Alanen lebten meist in Jurten und auf Wagen (siehe auch: Wagenburg) und zogen mit ihren Herden in andere Weidegebiete, sobald das Land abgefressen war. Die Alanen ernährten sich hauptsächlich von Milchprodukten (Käse, Joghurt/Kefir) und Fleisch. Im Zuge des Kontaktes mit dem Bosporanischen Reich, den Römern und im Laufe der Völkerwanderung wurden die Alanen zunehmend sesshaft, unter anderem am Kuban, im Kaukasus, in Anatolien, in Konstantinopel, um Kiew herum, in Ungarn, im Hunsrück, in Norditalien, in der Bretagne, in Aquitanien, in England, in Katalonien, in Portugal und in Tunesien.

Typisch für die alanische Kunst sind die verschlungenen Tiermuster des skythisch-sarmatischen Tierstils, der unter den Alanen die Kunst der germanischen Völkerwanderungszeit prägte, zuerst bei den Goten, dann bei den Vandalen und schließlich bei den merowingerzeitlichen Franken.

Alanische Krieger waren mit einem skythischen Reflexbogen, einem langen zweischneidigen Schwert (dem sog. sarmatischen Langschwert), einem Dolch, und einer Lanze (oft vom Contus-Typ) ausgestattet. Schwer gepanzerte Kataphrakte waren bei den Alanen nicht ganz so häufig anzutreffen wie bei den anderen sarmatischen Stämmen, die Alanen kämpften häufiger als leichte Lanzenreiter. Eine typisch alanische Kampftaktik war die vorgetäuschte Flucht und der Parthische Schuss. Im Gegensatz zu den Sarmaten (siehe auch: Amazonen) gibt es bei den Alanen keine Hinweise darauf, dass auch Frauen kämpften.

Was bleibt von den Alanen

Name

Die Vornamen Alan, Alain, Alanus, Alanis, der Nachname FitzAlan und unzählige Ortsnamen wie zum Beispiel Allainville oder Allaincourt weisen (möglicherweise) noch heute auf die Präsenz der Alanen in Europa hin, speziell in England und Frankreich, und im Namen der spanischen Region Katalonien (umstr.) haben sie sich nach der Völkerwanderung zusammen mit den Goten verewigt. Auch deutsche Korporationen benutzten den Namen Alania im Zuge der Romantisierung von Völkerwanderungsstämmen im 19. Jahrhundert.

Im Kaukasus gibt es den Darielpass, dessen Name dem neupersischen Namen dar-i Alan (dt. Pforte der Alanen) entlehnt wurde. Er war das Einfallstor der Alanen bei ihren Eroberungszügen im südlichen Kaukasus.

Der Name der berühmten polnischen leichten Kavallerie, der Ulanen, kommt wahrscheinlich auch von den Alanen, die einst im ganzen frühmittelalterlichen Europa für ihre Lanzenreiter berühmt waren und als Söldner angeworben wurden. Der Alaunt war eine im Mittelalter verbreitete, heute fast ausgestorbene Jagdhundrasse, die von alanischen Hirten- bzw. Kriegshunden abstammte.

Teilstamm der Ruchs-as

Laut einigen deutschen, russischen und britischen Sprachwissenschaftlern und Historikern könnte die Bezeichnung Rus, der alte Name Russlands und der Russen, auf den alanischen Teilstamm der Ruchs-as oder auf die sarmatischen Roxolanen zurückgehen. In beiden Stammesnamen verbirgt sich - wie etwa in den iranischen und russischen Vornamen Rustam und Ruslan - altnordiranisch Raochschna = „weiß, Licht“; Rus als Volksname würde demnach „die Hellen, Strahlenden“ bedeuten. Die Anwesenheit von nicht-assimilierten Alanen in den Siedlungen und Städten der frühen Kiewer Rus ist archäologisch belegt. Allerdings wird die Rukhs-as-Theorie von den meisten Wissenschaftlern zurückgewiesen, man identifiziert das Wort „Rus“ als Bezeichnung der Skandinavier in Russland.

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: Alanen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Agustí Alemany: Sources on the Alans: Critical Compilation. Brill Academic Publishers, Leiden-Boston-Köln 2000, ISBN 90-04-11442-4.
  • Iaroslav Lebedynsky: Les peuples nomades de la steppe des origines aux invasions mongoles IXe siècle av. J.-C. – XIIIe siècle apr. J.-C. Errance, Paris 2003.

Weblinks


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