- Sarissa (Stadt)
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Kuşaklı (türkisch für „das Umgürtete“, hethitischer Lokalname wahrscheinlich Šarišša, auch Kuşaklı-Sarissa) war eine hethitische Stadt am Rand des ostanatolischen Hochlandes im Osten der Türkei. Die Fundstelle liegt im Süden der heutigen Provinz Sivas in einer Beckenlandschaft mit Steppenvegetation, wie sie typisch für Ost-Kappadokien ist. Der Siedlungshügel wurde von 1993 bis 2004 in jährlichen Kampagnen ausgegraben.
Dendrodaten belegen eine Gründung Sarissas im letzten Drittel des 16. Jahrhundert v. Chr. Da keine älteren Siedlungsschichten ausgegragen werden konnten, ist Sarissa bislang die einzige archäologisch erfasst Stadt-Neugründung der Hethiter, die sonst nur aus Keilschrifttexten überliefert sind. Bei der Errichtung der Gebäude musste daher nicht auf bereits bestehende Bausubstanz Rücksicht genommen werden. Es bot sich die Möglichkeit einer planmäßigen Neubebauung, die sich zumindest auf der Akropolis, dem alten Stadt-Zentrum, an einem axialen Straßensystem orientierte. Das bedeutendste Bauwerk der Stadt dürfte das sogenannte Gebäude C gewesen sein. Mit einer Länge von 76 m und einer Grundfläche von 4660 m² erstreckte es sich in wohl beeindruckendem Maße über den gesamten Südwesten der Akropolis. Während seiner Nutzung, die allgemein als Tempel umschrieben werden kann, erfuhr es einen erheblichen Schaden durch ein Erdbeben, wurde aber erneuert und musste erst im frühen 14. Jh. v.Chr. endgültig aufgegeben werden, als die Stadt erobert, geplündert und zumindest teilweise niedergebrannt wurde. Sarissa ging in dieser Katastrophe jedoch nicht unter. Ihr Ende fand die hethitische Stadt um 1200 v. Chr. in einer weiteren Brandkatastrophe.
Nach einem Hiatus von mehreren Jahrhunderten wurde das Ruinenfeld in der mittleren Eisenzeit, während des 8.-6. Jahrhundert v. Chr. wieder besiedelt.
Der Wettergott von Sarissa wird, gemeinsam mit dem Wettergott von Sapanuwa, unter anderem in dem Šuppiluliuma-Kurtizawa Vertrag (KoB 1,1) und im Vertrag zwischen Hattusili III. und Ramses II. erwähnt.
Ausgrabungen und Funde
Die archäologischen Untersuchungen werden unter Leitung von Andreas Müller-Karpe durchgeführt. Der Siedlungshügel wurde stratigraphisch untersucht und in mehrere Schichten eingeteilt. Die Stadtanlage besaß eine Befestigung und mehrere Tore. Zahlreiche hethitische Keramikfunde wurden sichergestellt.
Eine Besonderheit stellen die im Jahre 2004 gemachten Funde mykenischer Keramik dar, die sich neben einheimischer Ware bei der Freilegung des nordwestlichen Stadttores fanden. Die Importware fand sich in der Schicht SH III A2 und datiert in die zweite Hälfte des 14. Jahrhundert v. Chr. Im Brandschutt des nördlichen Turmes fanden sich Scherben, die die Rekonstruktion eines Gefäßes ermöglichte. Chartakteristisch sind kleine Querhenkel auf der Schulter und horizontale Streifenmuster.
Der Fundplatz liegt ca. 800 km von der Ägäisküste entfernt und stellt damit den östlichsten Fund mykenischer Ware dar. Damit bekommt die Diskussion um die mykenischen Kontakte des Hethiterreiches ein weiteres Indiz.
Literatur
- Andreas Müller-Karpe (Hrsg.): Kusakli-Sarissa. VML Verlag Marie Leidorf, Rahden Westf. 1997. ISBN 3-89646-601-1
- Michael Zick: Sarissa – die Heimat des Wettergottes. in: Bild der Wissenschaft. 2000,6, S.34–38. ISSN 0006-2375
- Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte. Philipp von Zabern, Mainz 1969,4, 2004,5, 5. ISSN 0003-570-X
Weblinks
- Internet-Information (Bild des Siedlungshügels) der Universität Marburg
- Informationen der Universität Würzburg
39.29166666666734.609166666667Koordinaten: 39° 18′ N, 34° 37′ O
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