- Schaddadiden
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Die Schaddadiden (armenisch շեդդադյանները) waren eine kurdische Dynastie, die von 951–1174 über Teile von Armenien und Aserbaidschan herrschte. Hauptstadt dieser Dynastie war Dwin. Mit der Zeit eroberten die Schaddadiden weitere Städte wie Bərdə und Gəncə. In ihrer Glanzzeit beherrschten sie das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Kura und Aras.
Im Jahr 951 eroberte Muhammad bin Schaddad die Stadt Dwin, wurde aber später wieder von dort vertrieben. Er floh ins armenische Vaspurakan. Sein ältester Sohn Laschkari 971 eroberte die Stadt Gəncə und beendete den Einfluss der Musafariden in Aran. Er dehnte sein Gebiet im Norden bis nach Şəmkir und im Osten bis nach Bərdə aus. Nach einer kurzen Herrschaft von Marzuban bin Muhammad, der Bruder Laschkaris, wurde Al-Fadl I. bin Muhammad neuer Herrscher. Al-Fadl hatte mehrere Konflikte mit den armenischen Nachbarreichen. Er eroberten von ihnen 1022 Dwin zurück und besetzte das Gebiet westlich von Şəmkir. Sein Krieg gegen die armenischen Bagratiden und Georgier dauerte mehrere Jahre, doch schließlich wurde Al-Fadl I. im Jahr 1030 vernichtend geschlagen. Al-Fadl I. ließ im Jahr 1027 eine Brücke über den Aras bauen, um womöglich das Land der Rawadiden jenseits des Flusses zu erobern. Al-Fadl I. prägte als erster Geldmünzen. Die Prägestätte war zuerst in Bərdə und wurde später nach Gəncə verlegt. Unter seiner langen Herrschaft blühten die Schaddadiden auf.
Das politische Gefüge der Region wurde zu der Zeit durch den Druck der Byzantiner und die Raubzüge der Seldschuken instabil und chaotisch. So griffen die Seldschuken um 1046 Gəncə an. Gəncə konnte nur durch die Hilfe von Byzantinern und Georgiern gerettet werden. Der Nachfolger Abu-l-Asvar Schavur, der seit 1022 die Nebenlinie der Schaddadiden in Dwin beherrschte, übernahm 1050 auch die Herrschaft über Gəncə und herrschte bis 1067. Er war der letzte große unabhängige Herrscher der Schaddadiden. Obwohl er mit der Schwester des armenischen Königs verheiratet war, erlangte er als Glaubenskämpfer gegen die Ungläubigen großes Ansehen. Doch Abu-l-Asvar musste sich 1054 dem Herrscher der Seldschuken Tughrul Beg beugen und wurde zu dessen Vasall. Er beteiligte sich an den Einfällen der Seldschuken in Anatolien und Armenien und kämpfte gegen die Schirwanschahs im Norden seines Reiches und gegen die Alanen. Die Schaddadiden mussten am Ende des 11. Jh. ihr Reich an die Seldschuken abtreten und bekamen die alte bagratidische Hauptstadt Ani als neues Herrschaftsgebiet zugeteilt. Die Geschichte der Seitenlinie von Ani ist nur bruchstückhaft bekannt. Der georgische König Dawit IV. der Erbauer eroberte Ani. Doch Fadl IV. bin Schavur II. eroberte Ani zurück. Zusätzlich eroberte er Dwin und Gəncə. Trotz dessen blieben die Schaddadiden in Ani unter georgischer Oberherrschaft. 1161 wurde Fadl IV. bin Schavur II. von den Georgiern aus Ani vertrieben. Gegen Ende des 12. Jh. verschwinden die Schaddadiden aus den geschichtlichen Quellen.
Herrscher der Schaddadiden
- Muhammad bin Schaddad (951–971)
- Ali I. bin Muhammad Laschkari (971–978)
- Marzuban bin Muhammad (978–986)
- Al-Fadl I. bin Muhammad (986–1031)
- Abu-l-Fa't Musa (1031–1034)
- Ali II Lashkari (1034–1049)
- Anushirvan bin Ali II Lashkari (1049)
- Abu-l-Asvar Schavur I. bin al-Fadl I (1049–1067)
- Al-Fadl II. bin Schavur I. (1067–1073)
- Aschot bin Schavur I. (1067)
- Al-Fadl III. bin al-Fadl II. (1073–1075)
- Menuchir (1075–1118)
- Abu-l-Asvar Schavur II. (1118–1124)
- Fadl IV. bin Schavur II. (1125–?)
- Mahmud (?–1131)
- Khuschchikr (1131–?)
- Schaddad (?–1155)
- Fadl V. (1155–1161)
- Schahanschah (1164–1174)
Quellen
- Schaddadiden. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica (englisch, inkl. Literaturangaben)
- Arran. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica (englisch, inkl. Literaturangaben)
- Diplomatische Beziehungen der Byzantiner von 1047–1057
- Geschichte der Stadt Gəncə
- Kurden in Armenien
Weblinks
Kategorien:- Kurdische Geschichte
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