Schießplatz Wahn

Schießplatz Wahn
Wahner Heide

Der Truppenübungsplatz Wahn in der Wahner Heide bestand von 1817 bis 2004. Das Areal gehört zum Kölner Stadtbezirk Köln-Porz und liegt östlich von Wahn zwischen Lohmarer Wald, Sülztal und Königsforst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Königreich Preußen

Nachdem 1815 das Rheinland dem Königreich Preußen zugesprochen worden war, beanspruchte das Militär schon 1817 einen kleinen Teil der Wahner Heide als Übungsgelände. Für knapp 3.727 Taler wurde 1818 ein kleiner Geländeteil nördlich der Scheuerteiche - der sogenannte „Revue-Platz“ - erworben, nachdem zuerst lediglich die Flurschäden gering entschädigt wurden.

Es bestand schon früh massiver Widerstand gegen die militärische Nutzung der Wahner Heide. Gegenstand andauernder Proteste war insbesondere die erheblich belastende Einquartierung der Soldaten. Aber auch die eingeschränkte Heidenutzung rief erhebliche Proteste hervor.

1833 nahm der Widerstand derart zu, dass erwogen wurde, die Heide als Übungsgelände aufzugeben. Doch entschied man sich 1856 endgültig für die Beibehaltung des Standortes Wahn. In der Wahner Heide übten mittlerweile auch Feld- und Festungsartillerie sowie reitende Brigaden. Seitdem wurden nach und nach Geländeteile dazugekauft bzw. zum großen Teil auch enteignet. Bis 1916 war fast das gesamte Gebiet zwischen Mauspfad, Kölner Straße, Sülz und Agger dem Militär zugefallen.

Das erste feste Gebäude wurde 1861 gebaut, das Offizierskasino, 1870 folgte das Felddepot. Vorher waren Teile der Truppen in Zelten und Strohhütten untergebracht. Westlich des Mauspfades wurde nach 1870 ein Barackenlager angelegt, das zur Unterbringung französischer Kriegsgefangener diente.

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Bald nach der Entlassung der französischen Kriegsgefangenen schloss sich der Bau weiterer Gebäude, Baracken und militärischer Anlagen an. 1877 begann man mit dem Bau einer Kleinbahnanlage. Mit dieser wurde Material, Munition und Soldaten in schwerer zugängliches Gelände transportiert. Fast 3.800 Unteroffiziere und Mannschaften konnten 1914 aufgenommen werden. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Komplex neben mehreren Ballonhallen und einem Feldflugplatz auch um das Nordlager, in dem etwa 10.000 Kriegsgefangene untergebracht waren, sowie um ein Pionierlager erweitert.

Das Kriegsgefangenenlager und die Pioniereinheiten wurden 1917 zugunsten verschiedener Ausbildungs- und Schulkommandos verlegt. Nunmehr wurden Tag und Nacht Übungen der Artillerie, Versuche mit giftigen Gasen und Bombenabwehrübungen mit Zeppelinen und Kampfflugzeugen durchgeführt.

Deutsches Reich und Zweiter Weltkrieg

Ab Ende November 1918 fluteten von der Westfront abziehende Truppen durch Wahn und "entließen sich selbst" in die Heimat. Der am 8. November 1918 gegründete Soldatenrat löste sich am 11. Dezember auf. Am folgenden Tag rückten kanadische Verbände der britischen Armee in Wahn ein, die den Anwohnern nicht in guter Erinnerung blieben. Die im Januar 1919 einziehenden Briten wurden 1920 von Franzosen abgelöst.

Nach der Räumung der Kölner Zone durch die Besatzungstruppen Anfang 1926 war die Wahner Heide nach über 100 Jahren erstmals wieder frei von militärischer Nutzung. In der Folge wurde die Heide teilweise durch den Turmhof landwirtschaftlich genutzt. Im Lager selbst, welches zu einem Elendsquartier verkommen war, wohnten Arbeitslose der Dynamitfabrik und ehemalige Zivilangestellte des Schießplatzes. Der in den 1920er Jahren aufkommende Wunsch nach Erhaltung der Naturschönheiten ließ in der Wahner Heide 1932 ein Naturschutzgebiet entstehen. Aber nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde die Heide zunächst von Polizeieinheiten in Beschlag genommen.

1936 übernahm dann die Wehrmacht den Truppenübungsplatz. Man erweiterte 1937 den Schießplatz von 2.035 Hektar auf nunmehr 5.200 Hektar. Altenrath lag nunmehr innerhalb des Schießplatzgeländes und musste evakuiert werden. 1939 konnten nach weiterem Ausbau des Lagers 7.300 Soldaten und 1.750 Pferde untergebracht werden.

Anfang des Zweiten Weltkrieges wurde der Feldflughafen wieder hergerichtet. 1940 wurde das Kriegsgefangenenlager „Hoffnungsthal“ gebaut, von dem heute noch der Friedhof zeugt. Zuerst waren dort Franzosen und Polen untergebracht. Die Verhältnisse verschlechterten sich, als ab 1944 sowjetrussische Gefangene untergebracht wurden. Man verpflegte sie miserabel, es kam zu Folterungen und Hinrichtungen. Trotz des Feldflughafens und der Tatsache, das auf dem Truppenübungsplatz vom Ersatzheer mehrere Divisionen aufgestellt wurden, blieb das Gebiet von Bombenabwürfen weitgehend verschont. Ein Zufallsabwurf 1940 forderte 16 Tote. Kurz vor dem Einmarsch der Alliierten löste sich die Platzverwaltung auf, wie schon nach dem Ersten Weltkrieg. Das Gelände wurde geplündert. Amerikanische Panzerspitzen erreichten am 11. April 1945 aus Richtung Spich die Wahner Heide und stießen auf keinen nennenswerten Widerstand.

Bundesrepublik Deutschland

Lebensgefahr im Naturschutzgebiet

Mit dem Potsdamer Abkommen übernahm 1945 die Royal Air Force das Kasernengelände und baute die Start- und Landebahnen des Flughafens aus. Er wurde 1957 zur uneingeschränkten zivilen Nutzung freigegeben und stellt heute den Flughafen Köln/Bonn dar. Von 1953 bis 2004 benutzten die belgischen Streitkräfte die Heide zu Übungszwecken.

Schon ab 1978 wurde das militärische Sperrgebiet an den Wochenenden für Erholungssuchende geöffnet. Seit dem Abzug der Belgier 2004 ist das Gebiet wieder an jedem Wochentag für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Heide ist aber wegen der bisherigen militärischen Nutzung noch vielfach mit Blindgängern belastet. Es finden sich neben den Schildern mit Hinweisen auf das Natur- und Vogelschutzgebiet auch Tafeln, die auf die drohende Lebensgefahr hinweisen. Die markierten Wege dürfen nicht verlassen werden.

Im Süden der Wahner Heide weist eine zusätzliche Beschilderung auf den dortigen Status als Bundeswehr-Standortübungsplatzes hin.


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