Schleppdach

Schleppdach
Bauernhaus mit Schleppdach über einem Anbau (Freilichtmuseum Detmold)
Schleppdach mit der Neigung des Hauptdachs (Kirche in Pechern)
Antigny, Kirche Notre-Dame, von SW, Anbauten mit Schleppdach, 13./14. Jahrhundert

Das Schleppdach (auch “abgeschlepptes” Dach) ist eine Dachform, bei der eine zusätzliche geneigte Dachfläche das Hauptdach über die Traufe hinaus erweitert. Das Schleppdach findet sich an historischen wie auch an zeitgenössischen Bauwerken. Man trifft es in der Regel auf untergeordneten Gebäudeteilen an, die an einen größeren Hauptbaukörper auf dessen Traufseite(n) anschließen, die mit einem höher hinaufreichenden Satteldach oder (seltener) mit einer anderen Dachform überdeckt sind. Dieser Anbau kann gleichzeitig mit dem Hauptbaukörper, häufig aber auch erst nachträglich errichtet worden sein.

Das Schleppdach besitzt den Aufriss (Querschnitt) eines Pultdachs, dessen First an die Traufe des Hauptbaukörpers anschließt und zur unmittelbaren und innigern Verbindung beider Dachflächen und deren Eindeckungen führt. Im Bereich des Baukörperanschlusses verlieren Pultdachfirst und Traufe des Hauptdachs ihre Aufgaben und Benennungen.

In seltenen Fällen, etwa bei niedrigen Dachneigungen oder bei größeren Traufhöhen des Hauptdachs, kann das angeschlossene Schleppdach die Neigung des oberen übernehmen und somit nahtlos angeschlossen werden. Häufiger, in der Regel bei steileren Dachneigungen, ergibt sich aber die Situation, dass die Verlängerung der Hauptdachfläche in gleicher Neigung zu einer zu niedrigen Traufhöhe des Anbaus führen würde. In diesem Fall wird die Dachneigung des Anbaus gegenüber der des Hauptdachs verringert und es entsteht an der Anschlusslinie der Dachflächen eine, je nach Neigungsunterschied, mehr oder weniger weit gespreizte Kehle.

Es gibt auch Schleppdächer, deren Anschluss (Kehle) mehr oder weniger hoch über der Traufe des Hauptdachs angeordnet ist.

Häufig findet man Schleppdächer auf den beliebten Dachgauben, die unmittelbar über, oder losgelöst von den Dachtraufen innerhalb geneigter Dachflächen angeordnet sind. Man spricht dann von Schleppgauben. Die senkrechten Wände der Gauben werden zum Einbau von Fenstern in Dachgeschossen benötigt. Die Schleppgauben können als einzelne Gauben, Gaubengruppen oder auch als fast über die ganze Dachlänge durchlaufenden ununterbrochenen Gaubenreihe ausgebildet sein.

Das Schleppdach leitet das von oben über das Hauptdach ablaufende Regenwasser weiter abwärts und lässt es an der Traufe abtropfen. Sind dort Regenrinnen zur kontrollierten Ableitung des Wassers in Abflussrohre angeordnet, muss deren Dimensionierung die deutlich größeren Regenmengen beider übereinander liegenden Dachflächen berücksichtigen.

Schleppdächer haben umfangreiche weit zurückreichende Traditionen, vor allem bei Gebäuden der Landwirtschaft, häufig als offene Schutzdächer, zur witterungsgeschützten aber gut belüfteten Lagerung von Vorräten und Gerätschaften. Bei historischen Kirchen kennt man sie als Überdeckung von seitlichen Anbauten und offenen Vorhallen (siehe Foto).

Heute sind Schleppdächer in Wohnsiedlungen sehr beliebt, als Überdachung geschlossener Garagen oder als offene oder teiloffene Unterstellplätze, etwa zur Lagerung von Kaminholz oder als Carport.

Siehe auch


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