- Dachfläche
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Das Dach ist der obere Abschluss eines Gebäudes. Zusammen mit den Wänden trennt es Außenraum von Innenraum und schützt vor der Witterung. Seine Gestaltung ist prägend für das gesamte Bauwerk und abhängig von klimatischen Bedingungen, Baustoffen und Baustilen. Im Verlauf der Architekturgeschichte entwickelten sich unterschiedlichste Dachformen.
Bei den meisten Dächern kann zwischen Dachkonstruktion (dem Tragwerk) und der Dachhaut (der Dachdeckung) unterschieden werden. Insbesondere der Baustoff Holz spielt bei den Dachkonstruktionen traditionell eine große Rolle.
An der Gestaltung und Ausführung von Dächern können Berufsgruppen wie Architekten, Tragwerksplaner, Zimmerer und Dachdecker beteiligt sein.
Inhaltsverzeichnis
Grundbegriffe und Bezeichnungen
Die von außen sichtbaren Flächen des Daches – ob geneigt oder flach, eben oder gewölbt – sind die Dachflächen, deren Begrenzungs- und gemeinsamen Schnittlinien die Dachkanten. Die obere waagrechte Schnittkante zweier Dachflächen nennt man First. Als Traufe bezeichnet man die untere waagrechte Kante der Dachfläche. Meist ist hier die Dachrinne angebracht.
Der Giebel ist die obere abschließende Wandfläche eines Gebäudes im Bereich des Daches. Die Dachkante am Giebel nennt man Ortgang oder Ort. Dieser verbindet Traufe und First und begrenzt den Giebel nach oben. Kanten, an denen zwei Dachflächen in der Schräge zusammentreffen, werden als Grat (Außenkante) oder Kehle (Innenkante) bezeichnet. Einen Punkt, an dem drei oder mehr Dachflächen aufeinanderstoßen nennt man Anfallspunkt.
Ein Dach versucht immer, möglichst einfachen geometrischen Formen zu folgen, im allgemein Fall Rechtecken. Dachausmittlung nennt man die Übertragung des Dachs in den Grundriss. Sitzt ein Dach einem aus mehreren geometrischen Formen zusammengesetzten Grundriss auf, spricht man von zusammengesetztem Dach, Dach mit Wiederkehr, zerfallendem Dach oder Dachzerfallung. Über schiefwinkligen Vielecken spricht man vom windschiefen Dach – hier sind die Dachflächen zwangsläufig in sich verkrümmt.
Unterbrechungen oder Durchdringungen der Dachhaut bezeichnet man als Dachöffnung, zum Beispiel Dachfenster oder Dachgauben, aber auch die Durchlässe der Schornsteine (Rauchfänge). Das Dachgeschoss ist das oberste Stockwerk des Hauses unterhalb des Daches, der Dachboden der Raum innerhalb des Daches (bei manchen Konstruktionen wird nicht differenziert). Dachschmuck sind alle außen angebrachten zierenden Elemente am Dach.
Die Maße des Daches
Der Begriff Firsthöhe bezeichnet den Abstand von Oberkante anbaufähiger Straßenverkehrsfläche bis zur Oberkante der Dachhaut des Firstes. Als Traufhöhe bezeichnet man den Abstand von Oberkante anbaufähiger Straßenverkehrsfläche bis zur (theoretischen) Schnittkante von Außenwand und Oberkante der Dachdeckung. Die Dachhöhe ist das Maß von Traufkante zum First in der Senkrechten, das Grundmaß in der Waagrechten. Dachüberstand ist der waagrechte Abstand der Traufkante von der Außenkante Außenmauer.
Die Dachneigung bezeichnet das Gefälle (die Steilheit) einer Dachfläche. Sie wird in der Regel als Winkel in Grad angegeben, gelegentlich auch in Prozent.
Im allgemeinen Falle ist die Dachneigung am gesamten Dach – oder bei zusammengesetzten Dächern eines Dachabschnitts – konstant. Je nach Dachneigung unterscheidet man dann:
- Flachdach: 0°-10° (Deutsche Bauordnungen); 0°-5° (Österreich)
- Geneigtes Dach: >10° (Deutsche Bauordnungen); >7° (DIN 1055); >5° (Österreich)
- Flachgeneigtes Dach: 10°-22°, gelegentlich auch bis 30° Dachneigung
- Steildach: über 22° oder 30° Dachneigung; gelegentlich wird der Begriff Steildach auch synonym zu geneigtem Dach benutzt. Dann spricht man schon ab 7° von einem Steildach.
Dachkonstruktion
Dachkonstruktion bezeichnet das Traggerüst eines Daches, die für seine Standsicherheit notwendige Konstruktion. Der Begriff grenzt sich insofern von Dachdeckung und Dachhaut ab, die von der Dachkonstruktion getragen wird. Ein vergleichbarer Begriff ist Dachtragwerk, als das Tragwerk eines Daches. Dachwerk bezeichnet die Gesamtheit der hölzernen Dachkonstruktion. Dachgerüst ist eine weitere Alternativbezeichnung für die Gesamtheit der die Dachhaut tragenden Konstruktion.
Eine bedeutende Rolle bei Dachkonstruktionen spielt der Baustoff Holz, insbesondere im Rahmen der zwei klassischen Varianten, dem Sparrendach und dem Pfettendach. Der zweite traditionell bedeutende Naturbaustoff der Zimmerei ist Bambus, der in Ostasien eigenständige Formen der Dachkonstruktionen hervorgebracht hat. Stahl- und Stahlbetonkonstruktionen finden sich insbesondere bei großen Hallen, in der modernen Architektur verwendet man zunehmend auch Kunststoffe und Verbundwerkstoffe für die Konstruktion.
Dachaufbau
Als Dachaufbau bezeichnet man den baukonstruktiven Aufbau eines Daches, also die Kombination und Schichtung tragender und dichtender Bauelemente. Man unterscheidet:
- einschalige Dächer (früher: Warmdächer, heute: nicht belüftete Dächer)
- zweischalige Dächer (früher: Kaltdächer, heute: belüftete Dächer)
- Umkehrdächer
Dachhaut
Als Dachhaut bezeichnet man die äußere Schicht des Daches, also die Dachdeckung bei geneigten Dächern (regensicher, aber nicht wasserdicht) oder die Dachabdichtung (wasserundurchlässig) bei Flachdächern. Ein eingedecktes Dach schützt lediglich gegen Regen, ein abgedichtetes Dach ist wasserdicht. Die Grenze zwischen Eindeckung und Abdichtung ist jedoch fließend. Je nach Bauform, Neigung, Witterungs- und juristischen Bedingungen kommen verschiedenen Materialien zum Einsatz. Man unterscheidet zwischen harten und weichen Bedachungen.
Dachformen
Dächer lassen sich unter anderem nach ihrer Dachform einteilen. Viele Dächer sind jedoch Kombinationen aus verschiedenen Konstruktionen, Formen oder Mischformen, sowie aus mehreren Formen zusammengesetzte Dächer.
- Flachdach - ebene oder nur leicht (bis 10°) geneigte Dachfläche
- Plattformdach, ein ebenes Flachdach ohne Dachneigung (im Unterschied zu Flachdächern mit geringem Neigungswinkel)
- Geneigtes Dach
- Berliner Dach, asymmetrische Dachform mit steiler Dachhälfte an der Schauseite
- Bogendach, leicht gewölbtes Dach (flacher als das Tonnendach)
- Faltdach, ähnlich dem Rhombendach, aber mit nach innen "gefalteten" Rauten
- Glockendach, oben konvexer und unten konkaver Helm
- Grabendach, Aneinanderreihung von Schmetterlingsdächern
- Halbtonnendach, Dach in Form eines liegenden Viertelzylinders, ähnlich wie das Pultdach mit höherer Wand an der Firstseite
- Kegeldach, kegelförmiges Dach
- Krüppelwalmdach, Walmdach mit verkleinertem Walm
- Kuppeldach, Dach in Form einer Kuppel
- Mansarddach, Dachform mit im unteren Bereich steilen, im oberen Bereich flachen Dachflächen
- Paralleldach oder Muldendach, Aneinanderreihung von Satteldächern
- Pultdach, einzelne schräge Dachfläche
- Pyramidendach, Zeltdach über quadratischem Grundriss
- Rhombendach oder Rautendach, besteht meistens aus vier Rauten und vier Giebeln über quadratischem Grundriss
- Ringpultdach, Pultdach über kreisförmigem Grundriss (in der Regel Teil eines Turmdachs)
- Satteldach, klassische Dachform aus zwei geneigten Dachflächen, die im First aufeinandertreffen
- Schleppdach, Erweiterung einer Dachfläche über die Traufe hinaus, ähnlich dem Pultdach
- Schmetterlingsdach, zwei Dachflächen mit gemeinsamer, innenliegender Traufe und zwei Firsten an den Außenseiten (umgekehrtes Prinzip des Satteldachs)
- Sheddach, sägezahnförmige Reihung von zwei unterschiedlich steilen Dachflächen (oft bei Fabrikhallen)
- Tonnendach, Dach in Form eines liegenden Halbzylinders
- Walmdach, Dach mit vier Dachflächen, anstelle eines Giebels sind die Schmalseiten ebenfalls abgeschrägt
- Zeltdach, mehrere einander zugeneigte Dachflächen
- Zollingerdach, eine Zwischenform von Mansarddach und Tonnendach
- Zwerchdach, Dach über einer kleineren, quer zum Hauptgiebel verlaufenden Giebelfläche
- Zwiebelhelm, oben konkaver, unten konvexer Helm
- Freigeformtes Dach, Schalen, Kuppeln, und andere geometrische Formen, sowie völlig freie Formen der modernen Architektur
Brandschutz
Wenn es erforderlich ist dass eine Brandwand über die Dachfläche hinausragt, so unterteilt diese die Dachfläche deutlich sichtbar. Dies ist immer der Fall beim Einsatz von weichen Bedachungen. Hier muss die Brandwand immer mindestens 50 cm über die Dachfläche geführt werden. Bei Wohngebäuden mit harten Bedachungen und mehr als 3 Vollgeschossen sind Brandwände mindestens 30 cm über die Dachfläche zu führen. Bei Gebäuden bis zu drei Vollgeschossen ohne erhöhte Brandgefahr sowie beim Einsatz harter Bedachungen können die Brandwandkonstruktionen auch so ausgeführt werden, dass sie in der Dachfläche nicht in Erscheinung treten. Auch bei Ausführung der Dachflächen mit Dachpappen oder einer ähnlichen Dachhaut ist selbst bei einer Unterdachführung der Brandwand eine deutliche Teilung zu erkennen weil im Bereich der Brandwand die Dachpappe durch Blech oder andere nichtbrennbare Baustoffe zu ersetzen ist.
Redewendungen
Die Redewendung alles unter Dach und Fach bringen, bedeutet, dass alles erfolgreich abgeschlossen ist. Eine Interpretation der Redewendung leitet dies von der Tatsache ab, dass ein Haus(bau) früher als fertig betrachtet wurde, wenn das Dach und die Gefache fertiggestellt waren. Lutz Röhrich leitet dies in seinem Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten von dem Bergen der Ernte in den bäuerlichen Lagerräumen ab.
Die Redewendung jemandem aufs Dach steigen stammt aus der germanischen Frühzeit und bedeutet soviel wie 'jemanden zurechtweisen' und 'öffentlich bloßstellen'. Sie leitet sich von dem alten Brauch ab, einem Mann das Dach abzudecken, wenn dieser gegen die Ordnung verstoßen hat. Unter Ordnung ist dabei sowohl die Rechtsordnung zu verstehen wie auch die moralisch gesellschaftlichen Regeln. So wurde insbesondere dem das Dach abgedeckt, der die Herrschaftsstellung im Haushalt an seine Frau verloren hatte oder von ihr geschlagen wurde. Der Brauch wurde hauptsächlich von den Nachbarn durchgeführt, die den Mann damit bloßstellen wollten. Das Dach steht dabei synonym für Haus, Schutz und Sicherheit. Der so diskreditierte Mann musste das Dach auch alleine wieder richten.
Das Dachstübchen wird mit dem Verstand / Kopf gleichgesetzt. Wenn jemandem ein Dachschaden nachgesagt wird, meint man, dass er im Kopf „nicht ganz richtig“ ist.
Literatur
- Dierks, Schneider, Wormuth: Baukonstruktion, Werner-Verlag ISBN 3-8041-1374-5
- Hermann Hederich: Elemente der Dachformen, oder Darstellung … der verschiedensten Arten von Dachkörpern, mit Hinweisung auf ihre Entstehung und Zerlegung. Weimar 1858 (Digitalisat)
- Wolfgang Lauter: Dächer und Giebel. (= Die bibliophilen Taschenbücher; Nr. 454). Harenberg, Dortmund 1985, ISBN 3-88379-454-6 (Bildband)
- Erwin Marx, Hugo Koch, Ludwig Schwering: Dachdeckungen. (= Handbuch der Architektur; Teil 3: Die Hochbau-Constructionen; Bd. 2, Raumbegrenzende Constructionen; Heft 5). Bergsträsser (Kröner), Stuttgart 1899 (Digitalisat)
- Friedhelm Maßong: Dachtabellen. Berechnungen und Arbeitshilfen. 2. Auflage, R. Müller, Köln 2005, ISBN 3-481-02132-1
- Eberhard Schunck, Heide Wessely (Red.): Dach-Atlas. Geneigte Dächer. 4. Auflage, Institut für Internationale Architektur-Dokumentation, München 2002
Siehe auch
- Dachlandschaft – Ausdruck für das Erscheinungsbild eines Daches, oder der Dächer eines dichtbesiedelten Raumes
- Dachgarten, Dachterrasse – Sekundärnutzungen der Dachfläche
Weblinks
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