Schleudergriff

Schleudergriff

Der Schleudergriff ist eine Form der Ablösung beim Zweier-Mannschaftsfahren. Er wurde bei den immer schneller werdenden Rennen notwendig, um bei der Ablösung den „Schwung“ des hinteren, schnelleren Fahrers auf den vorderen Fahrer, der „ins Rennen geschoben“ wird, zu übertragen, so dass dieser nicht bei jeder Ablösung aus eigener Kraft von ca. 30 auf etwa 50 km/h beschleunigen musste.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bei den schon in der Frühzeit des Radsports durchgeführten Sechstagerennen lösten sich die Fahrer „auf Sicht“ ab, wobei der neu ins Rennen eintretende Fahrer aus eigener Kraft stark beschleunigen musste. Die Fahrer klagten deshalb sehr schnell über Kniebeschwerden.

Daher wurde vor der Entwicklung des Schleudergriffs und bei den Amateuren bis in die 1980er Jahre statt des Schleudergriffs eine Anschiebetechnik verwendet: In einer Innentasche auf der linken Seite der Hose des Fahrers befand sich ein ca. 12 cm langer und 4–5 cm dicker Knauf (aus zusammengerolltem und mit Klebeband zusammengehaltenem Material). Dieser wurde vom Teamkollegen im Heranfahren ergriffen und daraufhin der Kollege angeschoben, im Rennfahrerjargon „reingeschoben“ oder „ins Rennen geschoben“. Da bei dieser Technik der Gesamthub des Ablösevorgangs wesentlich kürzer ist, war sie deutlich kraftraubender als der Schleudergriff.

Der Schleudergriff wurde zunächst nur bei den Profis (seit den 70er Jahren) benutzt, seit etwa 1990 ist er auch bei den Amateuren und Junioren üblich.

Technik

Ausgangspunkt dieser Technik ist das Reglement beim Zweier-Mannschaftsfahren: Von den beiden auf der Bahn befindlichen Sportlern befindet sich immer nur einer im Rennen, d.h. in der Wertung. Der andere lässt sich in langsamer Fahrt (25 - 35 km/h) zurückfallen, um nach ca. ein bis zwei Runden (aus seiner Sicht) von seinem Kollegen eingeholt zu werden. Durch das Anschieben mittels Schleudergriff kann er ohne große Anstrengung in Sekundenschnelle auf das Tempo des Feldes beschleunigen (ca. 45 - 55 km/h) und das Rennen an Stelle seines Kollegen fortsetzen.

Technisch ist der Schleudergriff recht anspruchsvoll, weshalb er auch bei den Amateuren lange Zeit verboten war. Es müssen nämlich während des gesamten Vorganges beide Fahrer den Lenker mit einer Hand halten. Der sich von hinten nähernde Fahrer behält die linke Hand am Lenker und hält diesen am Oberlenker nahe dem Vorbau, während der vordere Fahrer den Lenker mit der rechten Hand im Bügel (unten) hält und sich mit der linken Hand an der ausgestreckten Hand des Partners „abzieht“.

Beide Techniken stellen auch hohe Anforderungen an die Konkurrenten, weil der Nachfolger beide Fahrer der sich ablösenden Mannschaft rechtzeitig mit großem Abstand umfahren muss, um nicht auf sie aufzufahren („in die Ablösung fahren“) und einen Sturz auszulösen.

Weblinks

Literatur

Jan Eric Schwarzer: Das Zweier-Mannschaftsfahren im Bahnradsport. Technikbeschreibung, Anforderungsprofil und Übungsformen, DA Köln 2009.


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