Schloss Pierrefonds

Schloss Pierrefonds

Schloss Pierrefonds ist eine ursprünglich aus dem Mittelalter stammende Schlossanlage, die im 19. Jahrhundert von Eugène Viollet-le-Duc für Napoleon III. als Privatresidenz rekonstruiert und ausgebaut wurde.

Das Schloss steht in Pierrefonds im Département Oise, am südöstlichen Rand des Waldes von Compiègne nördlich von Paris. Seit 1848 steht es als Monument historique unter Denkmalschutz.

Geschichte

Schloss Pierrefonds als Ruine
Schloss Pierrefonds (2002)

Eine Burganlage ist an dieser Stelle im 12. Jahrhundert nachweisbar. 1392 erhob König Karl VI. die Grafschaft Valois zu der Pierrefonds gehörte zum Herzogtum und gab sie seinem Bruder Louis d’Orléans. 1393 bis 1407 wurde daraufhin für letzteren die Burg um- und ausgebaut. Leiter dieses Vorhabens war der Hofarchitekt Jean le Noir.

Im März 1617 wurde die Burg durch Truppen von Kardinal Richelieu belagert und eingenommen. Der damalige Burgherr François-Annibal d’Estrées, der Bruder Gabrielles d’Estrées, war Mitglied einer Gruppe unzufriedener französischer Adliger, die gegen den jungen König Ludwig XIII. aufbegehrten und von Henri II. de Bourbon angeführt wurden. Die Burg wurde daraufhin weitgehend aber nicht vollständig zerstört.

Der Gebäudekomplex blieb über 200 Jahre Ruine. Napoleon Bonaparte erwarb ihn 1810 für weniger als 3000 Francs. Im August 1832 gab der Bürgerkönig Louis Philippe hier ein Bankett anlässlich der Heirat seiner Tochter Louise mit Leopold I. von Belgien. Jean-Baptiste Camille Corot malte die Ruine mehrfach zwischen 1834 und 1866.

Louis-Napoléon Bonaparte, der spätere Kaiser Napoleon III., besuchte die Burgruine 1850. 1857 gab er Eugène Viollet-le-Duc den Auftrag zur Rekonstruktion und Restaurierung. 1861 erweiterte er das Projekt. Auf der Basis der vorhandenen Ruinen sollte eine kaiserliche Residenz geschaffen werden. Sechs Jahre nach dem Tod Viollet-le-Ducs 1885 kam es zum endgültigen Stillstand der Arbeiten, die schon durch dem Sturz Napoléons III. unterbrochen worden waren.

Das denkmalgeschützte Schloss wird heute oft als Kulisse für Filmaufnahmen genutzt.

Literatur

  • Amédée Boinet: Le Château de Pierrefonds: Champlieu, Morienval, Saint-Jean-aux-Bois. J. Lanore, Paris 1970.
  • Janine Ducrot: Château de Pierrefonds. Nouvelles Éditions latines, Paris 1983, ISBN 2-7233-0193-1.
  • Robert Dulau: Le château de Pierrefonds. ISBN 978-2-85822-192-9.
  • Louis Grodecki: La Restauration du château de Pierrefonds, 1857–1879. 1965.
  • Jacques Harmand: Pierrefonds, la forteresse d'Orléans. Les réalités. Éditions Jeanne d'Arc, Le Puy 1983.
  • Jacques Mayor: Pierrefonds le chateau de Louis d'Orléans. Éditions artistiques et scientifiques, Versailles [u. a.] 1912.
  • Jean Mesqui: Le château de Pierrefonds. Une nouvelle vision du monument. In: Bulletin Monumental. Nr. 166/3, 2008, ISSN 0007-4730, Seite 197-246 (PDF; 3,3 MB).
  • Georges Poisson: Schlösser der Ile-de-France. Prestel, München 1968, Seite 37–42.
  • Jürgen Strasser: Wenn Monarchen Mittelalter spielen ... Die Schlösser Pierrefonds und Neuschwanstein im Spiegel ihrer Zeit. Heinz, Stuttgart 1994, ISBN 3-88099-293-2.
  • Bernard Thaon: Pierrefonds ou l'impossible jardin. Nouvelles Éditions latines, Paris 1987, ISBN 2-7233-0360-8.
  • Eugène Viollet-le-Duc: Description du château de Pierrefonds. Bance, Paris 1857.

Weblinks

 Commons: Schloss Pierrefonds – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Description du château de Pierrefonds – Quellen und Volltexte (Französisch)
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