Rekonstruktion

Rekonstruktion

Rekonstruktion ist der Vorgang des neuerlichen Erstellens oder Nachvollziehens von etwas mehr oder weniger nicht mehr Existierendem oder Unbekanntem, beispielsweise eines verloren gegangenen Werkes der Musik, Literatur oder Kunst, eines zerstörten Gebäudes, eines Tathergangs oder eines Datenbestandes. Die Rekonstruktion ist nicht nur der Vorgang, sondern auch sein Ergebnis.

Beim Rekonstruieren ist es unabdingbar, sich an erhaltenen Fragmenten, Quellen oder auch nur Indizien zu orientieren. Aufgrund der Menge und Qualität der Annahmen hat eine Rekonstruktion immer hypothetischen Charakter.

Abweichend von dieser allgemein gültigen Definition wurde der Begriff in der DDR auch für „Ersatz“ oder „Erneuerung“ im Sinne von (Altbau)-Sanierung verwendet[1].

Beispiele für Rekonstruktion

Mammut, Rekonstruktion
Rekonstruktion der Kupferaxt des Ötzi
  • Kunstgeschichte: Rekonstruktion der Bemalung der Marmorskulpturen des antiken Griechenlands, wie sie erstmals ab Ende 2003 in der Ausstellung Bunte Götter in der Glyptothek in München zu sehen war.
  • Rekonstruktion von Architektur: Teilweise oder vollständige Wiederherstellung von Baudenkmalen, historischen Gebäuden oder Gebäudeteilen
  • Rekonstruktion ausgestorbener Tiere wie zum Beispiel der Dinosaurier aufgrund von Knochenfunden und Erkenntnissen aus der Biologie
  • Rekonstruktion der Tektonik von Gebirgen oder der Bildung des Meeresbodens
  • Gemmologie: Mit einem Klebemittel (meist Kunstharz) zusammengesetzte Schleifabfälle und kleinere Bruchstücke von Schmucksteinen.
  • Rekonstruktion von Musik; Beispiel: Der „Schwanengesang“ von Heinrich Schütz, wo zwei von acht Stimmen ergänzt werden mussten, was aber aufgrund musikalischer Regeln mit einiger, wenn auch nicht letzter Zuverlässigkeit gelang.
  • Rekonstruktion eines Tathergangs, zum Beispiel vor Gericht
  • Rekonstruktion von Gesichtern (Gesichtsweichteilrekonstruktion) oder der Körpergestalt in der Kriminologie, aber auch in der Anthropologie
  • Rekonstuktive Methoden der Medizin zur Wiederherstellung von Körperteilen in Funktion oder Aussehen, als Fachdisziplin die Prothetik (etwa Rekonstuktive Implantologie der Zahnheilkunde, Plastische Chirurgie, und anderes)
  • Sprachwissenschaft: Rekonstruktion nicht direkt überlieferter Sprachen
  • Rekonstruktion als Übungsmethode im Hochschulunterricht, u.a. zur Examensvorbereitung, zum Beispiel Gliederungs-, Tabellen- und Textrekonstruktion (Umwandeln von bewusst unlogisch umgestellten Gliederungen, von unvollständigen, zum Teil geschwärzten Tabellen oder von Texten mit Leerstellen in die richtige bzw in eine sinnvolle Version)[2]
  • In der Datenverarbeitung ist Rekonstruktion die Wiederherstellung durch die Signalübertragung, oder durch Altersschäden in der Archivierung verlorengegangener Daten. Dazu verwendet man redundante Datensicherungstrategie
  • In der Signalverarbeitung die Umwandlung eines abgetasteten diskreten Signals in ein analoges Signal, siehe auch Rekonstruktionsfilter
  • rationale Rekonstruktion bezeichnet ein Verfahren innerhalb des empirisch-analytischen Wissenschaftsansatzes, mit dem unter Auslassung von normativen Elementen und Schließung logischer Sprünge, auch Theorien der Politischen Philosophie und Ideengeschichte für diesen Ansatz nutzbar gemacht werden
  • Rekonstruktion von Milch, wie z.B. verwendet in Dessertcremes.

Einzelnachweise

  1. Sabina Schroeter: Die Sprache der DDR im Spiegel ihrer Literatur. Band 2. de Gruyter, 1994, ISBN 3-11-013808-5, S. 60, 115, 118.
  2. Hans-Otto Schenk: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler. UTB 2657, ISBN 3-8252-2657-3, S. 122-141.

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