- Schloss Pillnitz
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51.00891111111113.870158333333Koordinaten: 51° 0′ 32″ N, 13° 52′ 13″ O
Das Schloss Pillnitz aus dem 18. Jahrhundert liegt an der Elbe in dem ehemaligen Dorf Pillnitz, das heute als Stadtteil zu Dresden gehört. Es besteht im Wesentlichen aus drei Gebäudeteilen, dem an der Elbe liegenden Wasserpalais, dem zum Hang hin gegenüberliegenden Bergpalais und dem diese an der Ostseite verbindenden Neuen Palais. Der von den Gebäuden eingeschlossene barocke Lustgarten wird durch einen umliegenden Schlosspark ergänzt.
Schloss Pillnitz ist ein hervorragendes Beispiel für die Chinamode des 18. Jahrhunderts. Kurz nach Fertigstellung fand 1791 hier eine Fürstenzusammenkunft statt, deren Ergebnis als Pillnitzer Deklaration in die Weltgeschichte einging.
Heute befindet sich im Neuen Palais das Schlossmuseum, während im Berg- und Wasserpalais das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden untergebracht ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das etwa an dem Platz des heutigen Neuen Palais befindliche Rittergut war eines von zweien auf Pillnitzer Flur, deren Anfänge bis in die Zeit um 1400 zurückreichen (das andere befand sich oberhalb des Hanges an der Stelle der später errichteten künstlichen Ruine).[1] Jenes erstgenannte (untere) Rittergut wurde als verteidigungsfähige Wohnburg ausgebaut (mit Wallgraben und Zugbrücke) und deshalb später auch als Schloss bezeichnet. Christoph Ziegler verkaufte das Rittergut Pillnitz an Christoph von Loß d. Ä., Oberschenk und Hofrat des Kurfürsten Christian I., der das Lehen 1569 empfing.[2] Er legte 1594 den Grundstein zur Schlosskirche. Sein Enkel Joachim, der „böse Loß“, soll als schwarzer Hund im Schloss spuken.
Im Jahr 1640 erbte Günther von Bünau das Schloss. Nach vielen weiteren Besitzerwechseln erwarb Kurfürst Johann Georg IV. 1694 Pillnitz, um es seiner Mätresse Magdalena Sibylla von Neitschütz zu schenken. Nach dem Tod Johann Georgs 1694 gelangte dessen Bruder Friedrich August (August der Starke) 1706 durch Rückkauf in den Besitz des Schlosses. Bald darauf schenkte er es seiner Mätresse Gräfin von Cosel. Im Jahr 1718 nahm der König das Schloss durch Enteignung wieder zurück in seinen Besitz, nachdem die Gräfin in Ungnade gefallen war. Es sollte nun als Repräsentationsbau dem Spiel und der Unterhaltung der „höfischen Gesellschaft“ dienen.
Erste Bauperiode: 1720 bis 1730
August der Starke ließ das Schloss ab 1720 im barocken Stil um- und ausbauen, nachdem er die Baumaßnahmen bereits 1718 geplant hatte. Er begann das Werk bald mit dem Abbruch der Schlosskirche. Die Pläne für den Umbau entwickelten Matthäus Daniel Pöppelmann und Zacharias Longuelune, welcher die frühklassizistischen Elemente und die rechtwinkligen Formen einbrachte. 1721 wurde das Wasserpalais in Form von drei getrennten Pavillons fertiggestellt. Im Jahre 1722 verband man die beiden Seitenpavillons durch Gänge mit dem Mittelpavillon. Die Dächer und Gesimse des Wasserpalais vermitteln einen chinesischen Eindruck. Die Verwendung solcher ostasiatischer und orientalischer Elemente, sog. Chinoiserien, erfreute sich in der Barockzeit einer hohen Beliebtheit. August der Starke wollte das Schloss „indianisch“ gestaltet wissen, womit orientalisch beziehungsweise asiatisch gemeint war. In den Jahren 1723/24 entstand das Bergpalais quasi als Spiegelbild zum Wasserpalais. Zwischen beiden lag der Lustgarten. 1724 wurde die zur Elbe hinunter führende Treppe fertiggestellt und zwischen 1723 und 1725 nach dem Entwurf und unter der Leitung von Pöppelmann die Weinbergkirche (auch: Schlosskirche im Weinberg genannt) erbaut. 1725 ließ August der Starke den Venustempel errichten, ein oktogonaler Festsaal mit vier angrenzenden Pavillons. Bald darauf verlor August der Starke das Interesse an Pillnitz und wandte sich den Schlössern Moritzburg und dem Barockgarten Großsedlitz zu.
Zweite Bauperiode: 1778 bis 1791
Das Schloss wurde seit 1765 von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen, ein Urenkel von August dem Starken, als Sommerresidenz genutzt. Dies erforderte neue Bauten, so dass beiderseits von Berg- und Wasserpalais Flügelbauten entstanden. Gebaut wurden sie von Oberlandbaumeister Christian Friedrich Exner nach Plänen von Christian Traugott Weinlig und Johann Daniel Schade. 1776 entstand der englische Pavillon und 1804 der chinesische Pavillon.
Das Neue Palais: 1819 bis 1826
Das Schloss und der Venustempel fielen am 1. Mai 1818 einem Brand vollständig zum Opfer, während Wasser- und Bergpalais unversehrt blieben. Daraufhin beauftragte König Friedrich August I. den Baumeister Christian Friedrich Schuricht, ein neues Palais zu errichten. Es sollte sowohl die Funktionen des alten Schlosses übernehmen als auch die Anlage abschließen. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1819. Bereits 1822 war das Hauptgebäude, in dem sich ein klassizistischer, kuppelgewölbter Festsaal befindet, fertiggestellt. Von 1822 bis 1823 entstand der zur Elbe gelegene Küchenflügel mit der königlichen Hofküche und der Brauerei. Bis 1826 wurde der zum Bergpalais gelegene Kapellenflügel mit der 1830 geweihten katholischen Kapelle errichtet.
Schlossbauten
Hauptgebäude sind das Wasserpalais (1720–1721) mit seiner großen Freitreppe zur Elbe, das Bergpalais (1722–1723) und das Wasser- und Bergpalais verbindende Neue Palais (1819-1826).
Die Schlossbauten entstand nach Entwürfen von Matthäus Daniel Pöppelmann und ab 1724 auch von Zacharias Longuelune, einem Vertreter des französischen klassizistischen Barocks. In einer zweiten Bauphase wurden ab 1788 die hölzernen Seitenflügel der Palais durch Steinbauten ersetzt, entworfen von Christian Friedrich Exner und Christian Traugott Weinlig, der auch für die Ausstattung der Innenräume des Schlosses verantwortlich war. Die Ausstattung ist bis heute zum Teil erhalten geblieben. So präsentiert sich das im Kaiserflügel des Bergpalais gelegene, zwischen 1966 und 1971 restaurierte Weinlig-Zimmer mit reicher Stuckdekoration in dem vom Architekten Christian Traugott Weinlig bevorzugten Zopfstil.
Im Neuen Palais befinden sich der Kuppelsaal, die Katholische Kapelle und die Hofküche. Der 1823 eingeweihte Kuppelsaal ist der einzige klassizistische Kuppelbau Dresdens. Sechs freistehende Säulen auf jeder Seite tragen die Hängekuppel. Der repräsentative Saal ist mit Gemälden, u.a. von Carl Christian Vogel von Vogelstein, geschmückt. Er besitzt einen breiten Zugang zum Lustgarten.
Die Katholische Kapelle im Neuen Palais ist eine Saalkirche, die 1822-1829 erbaut und 1830 geweiht wurde. Bezeichnend sind ihre reiche Ausstattung und Wandgemälde von Carl Christian Vogel von Vogelstein. Auf der Westseite, also in Richtung Lustgarten, befindet sich der Altarraum; auf der Ostseite liegen der Eingang mit darüber befindlicher Empore für die Jehmlich-Orgel.
Die Königliche Hofküche besitzt eine umfangreiche Ausstattung und ist in verschiedene küchenspezifische Bereiche, wie z.B. „Bratseite“ und „Backseite“, unterteilt. Bis zu 27 Angestellte sorgten hier für das leibliche Wohl der königlichen Familie und des Hofstaates.
Im Neuen Palais befindet sich heute das Schlossmuseum, während im Berg- und Wasserpalais ein Kunstgewerbemuseum untergebracht ist.
Schlosspark
Während die Gärten am alten Schloss lediglich der Wirtschaft dienten, wurden diese nach Inbesitznahme durch die sächsischen Kurfürsten intensiv erweitert und umgewidmet. Gräfin von Cosel ließ 1712 die Heckengärten pflanzen. Zwischen dem Berg- und dem Wasserpalais entstand der barocke Lustgarten mit Springbrunnen und Boskettanlagen, oberhalb des Bergpalais um 1723 der große Schlossgarten mit seinen zwölf Baumreihen. Andere Erweiterungen waren 1778 der englische Garten, 1790 der chinesische Garten und Ende des 19. Jahrhunderts eine Nadelgehölzanlage. Die so geschaffene Sammelstätte von Pflanzen aus aller Welt umfasst heute sechs zusammenhängende Gärten auf einer Fläche von 28 Hektar.
Die über 230 Jahre alte und etwa 8,90 Meter hohe Pillnitzer Kamelie gilt als eine botanische Sehenswürdigkeit. 1801 an ihren heutigen Platz gepflanzt, ist sie eine der ältesten japanischen Kamelien in Europa. Während der von Februar bis April dauernden Blüte erscheinen bis zu 35.000 Blüten.
Neben den botanischen Kostbarkeiten sind weitere Attraktionen im Park die Orangerie, ein Pavillon im englischen Garten und ein Chinesischer Pavillon. Johann Daniel Schade entwarf 1780 den Englischen Pavillon, einen Rundtempel nach dem Vorbild des Tempietto in Rom. Der Chinesische Pavillon wurde 1804 unter Leitung von Christian Friedrich Schuricht erbaut. Seine Architektur spiegelt die damalige Chinarezeption wider, die im Innern durch gemalte chinesische Landschaftsbilder ergänzt wird.
Ausgestellt ist im Schlosspark auch eine rote Elbgondel (Tritonengondel) des Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen. Sie wurde zusammen mit einer „grünen Schwester“ nach Entwürfen von Christian Friedrich Schuricht um 1800 gebaut. Die Gondel diente dem höfischen Verkehr zwischen Pillnitz und der Residenz in Dresden.
Das von 1859 bis 1861 unter Johann von Sachsen als moderne Stahlguss-Konstruktion errichtete Palmenhaus galt damals als das größte Gewächshaus Deutschlands und ist heute eine der ältesten erhaltenen Stahlguss-Glas-Bauten Europas. Der aus drei aneinander gefügten Gewächshäusern bestehende Glashauskomplex hat eine Gesamtlänge von 93,70 Metern. Auf 660 Quadratmetern beherbergt es heute in verschiedenen Warm- und Kaltbereichen Pflanzen aus Australien, Neuseeland und Südafrika. Der Südflügel mit südafrikanischen „Kap-Pflanzen“ gliedert sich in einen Kalt- und Warmbereich. Palmen befinden sich in der 12 Meter hohen und 15 Meter breiten Mittelhalle, dem Oktogon. Im Nordflügel wird die australische Vegetation der kalten und warmen Bereiche gezeigt.
Umgebung
1723 ließ August der Starke als Ersatz für die Schlosskapelle für die evangelische Gemeinde des Ortes im östlich des Schlosses gelegenen Weinberg ein neues Gotteshaus, die Weinbergkirche „Zum Heiligen Geist“, errichten. Auch hier lag die Bauplanung in den Händen von Matthäus Daniel Pöppelmann. Die Weihung erfolgte 1725. In der Kirche fand der 1648 geschaffene Altar des Bildhauers Johann Georg Kretzschmar einen würdigen Platz.
Der vom Schloss aus nach Nordosten verlaufende Friedrichsgrund wurde um 1780 durch behutsame Eingriffe in die bestehende Wald- und Tallandschaft für Wanderungen des Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen angepasst.[3] Hier verläuft der historische Wanderpfad zur etwa 2,5 Kilometer entfernten Meixmühle und weiter zum Borsberg, den zahlreiche steinerne Brücken und andere kleinere Staffagebauten schmücken.
Zur Erinnerung an ein altes Schloss an gleicher Stelle und als Sinnbild der Vergänglichkeit errichtete man 1785 eine künstliche Ruine in Form einer verfallenen hochmittelalterlichen Ritterburg auf der nahe gelegenen Anhöhe über dem Friedrichsgrund. Entworfen wurde sie im Stil der sog. Neogotik höchstwahrscheinlich von Johann Daniel Schade.[4] Ihr gotisches Gemäuer war eine bewusste Ergänzung zum barocken Schloss Pillnitz, ihr Sinnbild für Vergänglichkeit ein Kontrast zum heiteren Charakter des Lustgartens.[4] Der im Zopfstil ausgestaltete Innenraum wurde u.a. als Speisesaal benutzt.[5][6]
1872 wurde eine Ehrensäule anlässlich des fünfzigsten Ehejubiläums des sächsischen Königs Johann und seiner Gemahlin Amalie Auguste wenige Meter von der neogotischen Ruine entfernt errichtet.
Die gegenüber dem Wasserpalais gelegene 900 Meter lange und 10,5 Hektar große Elbinsel ist seit 1924 ein Naturschutzgebiet. Hier findet man noch Reste eines Urwaldes, wie er ursprünglich im ganzen Elbtal verbreitet war.
Ausstellungen
Das Schlossmuseum ist im Neuen Palais untergebracht. Es präsentiert den Kuppelsaal, die Katholische Kapelle sowie die Königliche Hofküche. Darüber hinaus veranschaulicht es die Geschichte von Schloss und Park Pillnitz sowie das höfische Leben.
Im Wasser- und Bergpalais befindet sich seit 1962 das im Jahr 1876 gegründete und zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehörende Kunstgewerbemuseum (Museum für Kunsthandwerk). Es zeigt mit den Kurfürsten und Königen Sachsens verbundene Gegenstände und Räume, wie vergoldete Throne, Silbermöbel, Gläser der Hofkellerei, Textilien und Steingutobjekte. Die kurfürstlich-königliche Atmosphäre repräsentieren insbesondere im Bergpalais der im Stil von Antoine Watteau gestaltete Speisesaal und das Weinlig-Zimmer mit reicher Stuckdekoration. Weitere Bereiche führen durch die Geschichte des regionalen und internationalen Kunsthandwerks aus fünf Jahrhunderten, darunter auch kunsthandwerklich wertvolle Objekte aus Ostasien.
Siehe auch
- Residenzschloss Dresden – Residenz der sächsischen Kurfürsten und Könige
- Schloss Moritzburg – Jagdschloss der sächsischen Kurfürsten und Könige
- Liste von Burgen und Schlössern in Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Vermessungsblatt Matthias Oeder. In: Hans-Günther Hartmann: Pillnitz – Schloß, Park und Dorf. Hermann Böhlaus Nachfolger, 1981/1996.
- ↑ Martina Schattkowsky (Hrsg.): Die Familie Bünau – Adelsherrschaften in Sachsen. Universitätsverlag, Leipzig 2008, ISBN 978-3-86583-235-1. S. 285.
- ↑ Hans-Günther Hartmann: Pillnitz – Schloss, Park und Dorf. Hermann Böhlaus Nachfolger, 1996, ISBN 978-3-74000-995-3, S. 136-137.
- ↑ a b Hans-Günther Hartmann: Pillnitz – Schloss, Park und Dorf. Hermann Böhlaus Nachfolger, 1996, ISBN 978-3-74000-995-3, S. 138.
- ↑ Hans-Günther Hartmann: Pillnitz – Schloss, Park und Dorf. Hermann Böhlaus Nachfolger, 1996, ISBN 978-3-74000-995-3, S. 139. Vgl.: Fritz Löffler: Das Alte Dresden. 16. Aufl., Leipzig: Seemann, 2006, ISBN 9783865020000, S. 335.
- ↑ Stefanie Melzer: 17. Elbhangfest: Schau an der schönen Gärten Zier – Der Pillnitzer Friedrichsgrund. In: Elbhangkurier, Ausgabe 5/2007; S. 3.
Literatur
- Hans-Günther Hartmann: Pillnitz – Schloß, Park und Dorf. Hermann Böhlaus Nachfolger, 1996, ISBN 978-3-74000-995-3.
- Hans-Günther Hartmann: Schloss Pillnitz: Vergangenheit und Gegenwart. Verlag der Kunst, Dresden 2008, ISBN 978-3-86530-099-7.
Weblinks
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