- Schloss Reichersbeuern
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Schloss Reichersbeuern, auch Schloss Sigriz genannt, in der Gemeinde Reichersbeuern, steht am Fuß der Vorberge der Bayerischen Alpen, sechs Kilometer östlich von Bad Tölz.
Seit 1829 ist es im Besitz der Familie von Sigriz. Heute beherbergt es ein reformpädagogisches musisches Gymnasium mit Ganztagsschule und Internat, die Max-Rill-Schule.
Geschichte
„Puron“ oder „Piura“ hieß um 920 der frühe Landsitz des Klosters Tegernsee, den vermutlich die adelige bayerische Familie Richer zu Lehen bekam. Diese Herren „de Richerspiuren“ hatten bis 1380 ein Schlüsselamt des Kloster inne: das Amt des Truchsess. Um 920 wurde gegen die Ungarneinfälle in Puron auch eine Wehrburg gebaut – eine Wasserburg, fast versteckt zwischen den Hügeln.
Ab 1384 war Reichersbeuern Hofmark mit eigener Gerichtsbarkeit. Veit Jacob Tänzl zu Trazberg, reich geworden aus dem Silberbergbau im Inntal, somit wichtiger Kapitalgeber im Kaiserreich Maximilians I., baute die Burg Reichersbeuern 1520 zum Renaissanceschloss um, repräsentativ, wohnlich und kunstvoll ausgestaltet, unter anderem durch Holzbildwerke von Erasmus Grasser und G. Bockschütz.
Christoph II. von Pienzenau verdoppelte den Besitz. Hinzu kam die Hofmark Sachsenkam. Dort gründete seine Tochter Anna von Pienzenau-Closen 1606 auf dem Reutberg eine dem Original bei Ancona in Italien nachgebaute „Loreto“- Wallfahrtskapelle. Annas skandalumwitterter italienischer Ehemann, Jakob Papafaba Graf zu Carrara und Aquilara, der Mundschenk des Herzogs von Bayern, soll versucht haben, seine Ehefrau zu berauben, gar zu entführen oder zu ermorden; vergeblich – er selbst musste nach Italien flüchten.
Anna und ihre Mutter Sophie spielen eine Hauptrolle in den während und nach dem Dreißigjährigen Krieg und seinen Ängsten entstandenen Gerüchten und Spukgeschichten. Tatsächlich ist eine Beschwörung des friedlosen Geistes der Sophie von Pienzenau am 26. Dezember 1644 dokumentiert.
Obwohl Land und Schloss unter der Schwedenbesatzung im Dreißigjährigen Krieg litten, war die Herrschaft der Familie Preysing ab 1627 bis zum Jahr 1827 stabil und anerkannt, weil sie fürsorglich und absolutistisch aufgeklärt reformierten und modernisierten. Um 1700 wurde der Nordteil des Schlosses maßvoll barockisiert.
Seit 1829 ist das Schloss im Besitz der Familie von Sigriz. Das Schloss wurde aufgestockt, die Schlossökonomie entschieden ausgebaut. Von 1934 bis 1937 mussten die Eigentümer als Strafe für unbotmäßiges Verhalten gegenüber den Nationalsozialisten die Einquartierung von 350 Mann der „Österreichischen Legion“ und später eines Straflagers hinnehmen.
Im Mai 1938 zog der Pädagoge Max Rill mit 43 Schülerinnen im Schloss ein, um seine humanistisch reformerische Pädagogik des gemeinsamen Lebens und Lernens zu verwirklichen. Gegenwärtig wird das Schloss von der Max-Rill-Schule als Gymnasium genutzt.
Weblinks
47.76749511.625456Koordinaten: 47° 46′ 3″ N, 11° 37′ 32″ OKategorien:- Schloss in Oberbayern
- Gymnasium in Oberbayern
- Reichersbeuern
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