- Bad Tölz
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Wappen Deutschlandkarte 47.76027777777811.556666666667658Koordinaten: 47° 46′ N, 11° 33′ OBasisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Oberbayern Landkreis: Bad Tölz-Wolfratshausen Höhe: 658 m ü. NN Fläche: 30 km² Einwohner: 17.815 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 594 Einwohner je km² Postleitzahl: 83646 Vorwahl: 08041 Kfz-Kennzeichen: TÖL Gemeindeschlüssel: 09 1 73 112 Stadtgliederung: 5 Ortsteile Adresse der
Stadtverwaltung:Am Schloßplatz 1
83646 Bad TölzWebpräsenz: Bürgermeister: Josef Janker (CSU) Lage der Stadt Bad Tölz im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Bad Tölz ist die Kreisstadt des oberbayerischen Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen und ein Kurort. Die Stadt liegt an der Isar, rund 50 Kilometer südlich von München.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Bad Tölz liegt im mittleren Isartal, am nördlichen Eingang zum Isarwinkel, von wo man einen herrlichen Blick auf die bayerischen und Nordtiroler Kalkalpen hat. Zu Tölz gehören seit der Gemeindegebietsreform die Ortsteile Kirchbichl, Ellbach und Flinthöhe. Die Nachbargemeinden sind:
- im Norden: Sachsenkam, Dietramszell;
- im Osten: Greiling, Reichersbeuern, Waakirchen;
- im Süden: Gaißach, Wackersberg, Lenggries;
- im Westen: Bad Heilbrunn.
Klima
Geschichte
Die heutige Stadt Bad Tölz wird 1155 erstmals urkundlich als Tolnze (nach Hainricus de Tolnze) erwähnt und geht auf eine römische Siedlung zurück (andere Quellen erwähnen die Namen Tollenz und Tellenzen). Erneut besiedelt wird das Gebiet von Bajuwaren im 9. Jahrhundert am östlichen Isarufer (das Gries ist der älteste Stadtteil), fiel jedoch den marodierenden Ungarn zum Opfer.
An der Stelle des heutigen (ehemaligen) Knabenschulhauses, errichtet Heinrich von Tollenz, der aus Döllnitz nahe Pressath in der Oberpfalz stammte, um 1180 die erste Tölzer Burg. Ab 1281 werden im Urbar des Herzogtums Baiern das Gries, die Burg und die Mühlen am Ried als Markt bezeichnet und etwa zum gleichen Zeitpunkt entsteht die erste Isarbrücke über den damals noch reißenden Fluss.
Die Wälder der Umgebung waren Grundlage für das Gewerbe der Flößerei. Die Zunft der Flößer verfügte über 24 Meister und zahlreiche Gesellen in Tölz.
Im Jahre 1331 erfolgt die Verleihung des Marktrechts durch Kaiser Ludwig den Bayern. 1374 wird das erste Siegel des Tölzer Marktes, das Sigillum Civium In Tollentze verliehen, das heutige Stadtwappen. Durch den Salzhandel Richtung Allgäu und Reichenhall, gelangt Tölz zu Wohlstand. „Der große Brand“ vernichtet 1453 die Marktstraße, Stadtpfarrkirche, Burg und Teile des Grieses. Nach dieser Feuersbrunst wird mit großer Hilfe von Herzog Albrecht III., bekannt durch seine Liebe zu Agnes Bernauer, die Marktstraße in Stein neu errichtet und 1460 entsteht eine neue Burg. Nach dem Brand leiten Kaspar I. Winzerer, sowie später dessen Sohn Kaspar II. Winzerer und Enkel Kaspar III. Winzerer als Pfleger, Ritter und Lehnsherr die Geschicke von Tölz und machen sich verdient und sind bei der Bevölkerung beliebt (siehe deren Hauptartikel). Noch 40 Jahre vor dem Erlass des berühmten bayerischen Reinheitsgebotes beginnt im Jahre 1476 in Tölz die Biersiederei.
Während des Dreißigjährigen Krieges wird die Stadt 1632 von schwedischen Truppen verwüstet, die Blütezeit des der für ihre Kunstschreiner bekannten Handwerker- und Flößerstadt (Tölzer Kästen) wurde dadurch beendet. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges ist der der Markt Tölz, vor allem durch die Pest, fast völlig entvölkert.
Mitte des 17. Jahrhunderts gibt es in Tölz bereits 22 Brauereien, mit Absatz ins Werdenfelser Land und Tirol. Hauptabnehmer wird die Stadt München (8.730 Eimer Bier im Jahr 1782). Während des Spanischen Erbfolgekrieges, in dem die Österreicher Bayern besetzen, steht Tölz im Mittelpunkt des Aufstandes der Oberländer Bauern. In der Sendlinger Mordweihnacht findet diese Erhebung 1705 ihr tragisches Ende. 1742 fallen unter Oberst Trenk Truppen der Panduren und Tollpatschen in Folge des Österreichischen Erbfolgekrieges in Tölz ein, werden aber von Isarwinkler Bauern vertrieben. Ab 1750 kommt es zu einer erneuten Blütezeit der Flößerei und des Holzhandwerkes. Dabei gelangen Holz, Kalk und Möbel aus dem Isarwinkel auf der Isar (und Donau) bis nach München, Wien und Budapest.
In Folge eines Unwetters stürzen 1770 weite Teile des Schlosses an der oberen Marktstraße ein. Das Schloss war ein Ausbau der letzten Burg. Es wird jedoch nicht wieder aufgebaut, sondern deren Steine werden auf der Isar nach München transportiert und dort in der Residenz verbaut. Das Schloss befand sich an der Stelle des heutigen Schlossplatzes und dem neuen Rathaus. 1861 entsteht auf dem Griesfeld das schlossartige Städtische Krankenhaus (erweitert 1889), das das damalige Krankenhaus am Krottenbach von 1822 ablöst. Es bleibt das Städtische Krankenhaus, bis es 1990 von einem großen, modernen Bau im Badeteil abgelöst wird (heutige Asklepios Stadtklinik).
1874 wird die Eisenbahnlinie Holzkirchen–Tölz als Vicinalbahn eröffnet. Das erste Bahnhofsgebäude, komplett aus rotem Backstein, entsteht im selben Jahr. Nach dem Weiterbau der Strecke nach Lenggries 1924 wird zeitgleich ein neuer, größerer Bahnhof im Südosten der Stadt errichtet. Architekt war der Münchener Georg Buchner. Die alten Bahnanlagen wurden daraufhin aufgegeben. An ihrer Stelle befindet sich heute die Fach- und Berufsoberschule und im weiteren Verlauf die Eisenburger Straße.
Im Jahre 1846 entdeckt der Jaudbauer am Blomberg am Sauersberg Deutschlands stärkste Jodquellen. Bald darauf bestätigt Dr. Sendtner diese Entdeckung. Ein Aufschwung des westlich der Isar gelegenen Ortsteils Krankenheil durch den aufkommenden Badebetrieb setzt ein. Diese Entwicklung führt zur Verleihung des Titels Bad an den Ort Tölz am 20. Juni 1899.[2] Der Münchner Architekturprofessor Gabriel von Seidl belebt ab 1903 das Stadtbild von Tölz durch neue Bauten. Durch ihn entstehen neue Gebäude, Fassadenmalereien und große Umgestaltungen, die das Bild der Stadt bis heute prägen. Ab 1. Juni 1905 nimmt die erste Kraftpostlinie Deutschlands ihren ständigen Betrieb zwischen Bad Tölz und Lenggries auf. Eine weitere positive Entwicklung erlaubt es Prinzregent Luitpold, am 14. Oktober 1906 dem Markt Bad Tölz das Stadtrecht zu verleihen. Im selben Jahr wurde Franz Edler von Koch Direktor der „Krankenheiler Jodquellen A.G.“
Nach dem Bau des Walchenseekraftwerkes 1924 führt die Isar nun kaum noch genug Wasser zur Flößerei. Durch den Bau des Sylvensteinspeichers in den Jahren von 1954 bis 1959 wird der Fluss weiter gezähmt. 1928 wird der EC Bad Tölz gegründet, der sich später zu einem der traditions- und erfolgreichsten bayerischen Eishockeyvereine entwickelt und der Grundstein gelegt, Tölz den Ruf einer Eishockeystadt zu geben. 1934 entsteht das Natureisstadion, das 1952 zum Kunsteisstadion umgebaut wird.
Im Deutschen Reich nimmt 1934 die erste der SS-Junkerschulen in Bad Tölz den Lehrgangsbetrieb auf. Mitte 1940 wird in Bad Tölz ein Außenlager des KZ Dachau errichtet. 1940/41 wird in Bad Tölz und Umgebung aus Einheimischen die 97. Jägerdivision Spielhahnjäger aufgestellt. Von hier aus wurde diese im Russlandfeldzug, in Polen, der Ukraine und im Kaukasus eingesetzt. Bei Kriegsende 1945 wurde die Spielhahnjägerdivision in der Tschechoslowakei aufgelöst. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges steht Tölz unmittelbar vor einer Bombardierung durch die Alliierten, vor allem aufgrund der im Ort ansässigen SS-Junkerschule. Doch aufgrund der dichten Wolkendecke und des starken Schneefalls müssen die alliierten Bomber drei Kilometer vor dem Ort wieder abdrehen. Dieses Ereignis, das manche Einheimische als „Wunder von Tölz“ bezeichnen, führte dazu, dass der riesige Reichsadler, der ein Hakenkreuz in den Krallen hält, der an der Isarbrücke stand, nach dem Krieg eingeschmolzen und zum Dank in eine Marienstatue gegossen wurde, die heute den Brunnen in der unteren Marktstraße ziert.
Am 27. März 1945 wird in Bad Tölz noch die 38. SS-Grenadier-Division „Nibelungen“ aufgestellt, überwiegend aus Angehörigen der Junkerschule und der Hitlerjugend. Bis in die letzten Kriegstage liefert sich in Bad Tölz und Umgebung die SS-Division „Götz von Berlichingen“ Gefechte mit den anrückenden US-amerikanischen Streitkräften. Dabei werden die Isarbrücke und Teile der unteren Marktstraße stark beschädigt.
Nach Kriegsende wird die SS-Junkerschule von den US-amerikanischen Streitkräften übernommen. Der US-General George S. Patton übernimmt nach dem Krieg das Amt des Militärgouverneurs von Bayern und regiert vorübergehend von Bad Tölz aus. Zum Gedenken an einen gefallenen Freund tauft er die Junkerschule in Flint-Kaserne um. Bis zum Abzug 1991 war die Flint-Kaserne neben einer Ingenieursschule auch europäischer Stützpunkt der Special Forces, vulgo Green Berets. Über dem Haupteingang prangte der Schriftzug „Cleanest American Camp In Europe“. Die Kaserne existiert heute nicht mehr. Es sind nur noch einige Grundzüge der Architektur erkennbar, da die Stadt ab Ende der 1990er mit einer großangelegten Umgestaltung begann. Dort finden sich heute unter dem Namen Flint-Center diverse Ämter, Geschäfte und Gaststätten, das Polizeirevier und die architektonisch reizvolle „Schnecke“ (deren Baukosten vom Bund der Steuerzahler moniert wurden).
Im Jahr 1956 wird der Tölzer Knabenchor in der Stadt gegründet. 1969 folgt, zusätzlich zum Jodbad, die Anerkennung von Bad Tölz als Heilklimatischer Kurort und 2006 die Anerkennung als Moorheilbad. Mit dem Alpamare eröffnet 1972 in Tölz Europas erstes Erlebnisbad. Mit einer weitläufigen Rutschenlandschaft, dem Brandungswellenbad, der Indoor-Surfanlage und dem Jodbecken ist das Alpamare überregional bekannt. Die 1996 bis 2009 gesendete Fernsehserie Der Bulle von Tölz hat die Stadt vor allem außerhalb Bayerns sehr populär und beliebt gemacht. 2005 wird das neue Eisstadion, die moderne Hacker-Pschorr-Arena (mit zwei Eisflächen) eröffnet. Dieses löst das alte Peter-Freisl-Stadion, den sogenannten Wellblechpalast, ab und dient auch als Austragungsort von Veranstaltungen wie Konzerten und Messen.
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat der Stadt Bad Tölz besteht aus 24 Stadträten. Die Kommunalwahlen am 2. März 2008 ergaben folgende Zusammensetzung des Stadtrats:
Partei Stadträte CSU 10 FWG 7 Grüne 4 SPD 3 Aus ihren Reihen wurde Andreas Wiedemann (FWG) zum 2. Bürgermeister und Ludwig Bauer (CSU) zum 3. Bürgermeister gewählt.
Religionsgemeinschaften
Im Gemeindegebiet von Bad Tölz gehören rund 10.700 Einwohner der römisch-katholischen Kirche an. Der Pfarrverband von Bad Tölz besteht aus den Pfarrgemeinden Maria Himmelfahrt Bad Tölz, Hl. Familie Bad Tölz und St. Martin Ellbach. Darüber hinaus ist die Pfarrei St. Nikolaus der Gemeinde Wackersberg dem Pfarrverband angeschlossen. Der Pfarrverband befindet sich in der Erzdiözese München und Freising (Region Süd).
Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bad Tölz stellt die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Bad Tölz. Sie gehört neben elf weiteren Gemeinden dem evangelisch-lutherischen Dekanat Bad Tölz (ca. 35.000 Mitglieder) an.
Andere christliche Konfessionen sind durch die altkatholische Teilgemeinde Bad Tölz (Pfarrei München), die Freie Christengemeinde Bad Tölz und die Neuapostolische Kirche vertreten. Die Islamische Gemeinde, die Zeugen Jehovas sowie mehrere Buddhistische Gruppen [3] stellen weitere Religionsgemeinschaften in Bad Tölz dar.
Wirtschaft
Verkehr
- Bundesstraßen: B 472 (Deutsche Alpenstraße) und B 13
- Bahnlinie: Bayerische Oberlandbahn (BOB) München-Lenggries
- Buslinien der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO)
Eine 2,5 km lange Nordumfahrung für die überlasteten Bundesstraßen 472 und 13 ist als vordringlicher Bedarf im Bundeswegeplan enthalten. Die Baukosten werden auf 8,5 Mio. Euro projektiert.[4]
Öffentliche Einrichtungen
Bildungseinrichtungen
Als Bildungszentrum des südlichen Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen verfügt die Stadt über eine große Schuldichte. Hierzu gehören neben drei Grundschulen, eine Hauptschule, eine Realschule und das Gabriel-von-Seidl-Gymnasium. Hinzu kommen eine Schule für Lernbehinderte sowie eine Schule für geistig Behinderte. Ebenfalls in Tölz ansässig sind das Berufsbildungszentrum für Maurer und Zimmerer, die Staatliche Berufsschule sowie eine Fachoberschule.
Zudem bietet die Fachhochschule für angewandtes Management auf ihrem Campus Bad Tölz verschiedene Studiengänge an.
Ämter
Seit der bayerischen Kreisreform des Jahres 1972 konzentrieren sich die Ämter des Landkreises in den Städten Bad Tölz und Wolfratshausen. Die Hauptstelles des Landratsamtes und Forstamtes befinden sich in Bad Tölz. Vom Finanzamt und Vermessungsamt sind Außenstellen in der Stadt angesiedelt.
Freizeit und Sport
Die Stadt Bad Tölz ist für ihren hohen Freizeitwert bekannt. Neben dem Erlebnisbad Alpamare verfügt die Stadt über ein Hallen- und Naturfreibad. In der näheren Umgebung befinden sich mehrere Golfplätze sowie Klettermöglichkeiten. Das DAV-Kletterzentrum Oberbayern Süd befindet sich in Bad Tölz. Die Stadt liegt am Knotenpunkt mehrerer Radwanderwege. Hierzu gehören die Via Bavarica Tyrolensis, der Isarradweg sowie der Bodensee-Königssee-Radweg. Ein sportliches Aushängeschild der Stadt ist der Eishockeysport und die hier beheimateten Tölzer Löwen. In der für Heimspiele genutzten Hacker-Pschorr Arena finden 4.300 Personen Platz.
Das, im Jahr 1908 gegründete Theater wird heute als Marionettentheater bespielt.
Städtepartnerschaften
Bad Tölz unterhält Städtepartnerschaften zum französischen Vichy in der Auvergne (seit 1963), zum italienischen San Giuliano Terme in der Toskana (seit 2001) und zur österreichischen Marktgemeinde Mayrhofen im Zillertal.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswert ist das Ensemble der Marktstraße mit den breitgelagerten Häusern der Tölzer Kaufleutefamilien und Patrizier im barocken Stil, welche allesamt mit Fassadenmalereien (Lüftlmalerei) geschmückt sind. Hervorzuheben sind dabei der Khanturm von 1353, die alte Posthalterei von 1600, das Sporerhaus, das Moralthaus und das Alte Rathaus mit dem Zwiebelturm aus dem 15. Jahrhundert, das ehemalige Mädchenschulhaus (1843 bis 1982) von 1588, der Marienstift, das Höckhenhaus und das Pflegerhaus Kaspar Winzerers des II. von 1485. Im Keller des heutigen Metzgerbräus (Burgkeller) unterhalb der Stadtpfarrkirche sind bis heute Gewölbeüberreste der ersten Tölzer Burg erhalten. Das letzte Tölzer Schloss stand, bis es 1770 wegen eines Unwetters zu weiten Teilen einstürzte, an der Stelle des heutigen Schlossplatzes und des neuen Rathauses, das 1772 erbaut wurde und ab 1779 als Sitz des Landrichters diente.
An ihrem oberen, östlichen Ende befindet sich das 1887 errichtete Denkmal für Kaspar Winzerer III, genannt der "Goldene Ritter". Er war Landpfleger in Tölz. Gleichzeitig dient dieses Denkmal als Andenken an die sechs gefallenen Tölzer des Deutsch-Französischen Krieges. Ebenfalls am Beginn der Marktstraße befindet sich im prunkvollen Heimat- und Bürgerhaus von 1602 das Stadtmuseum. Dieses Heimat- und Bürgerhaus dient auch als Kulisse für das Polizeipräsidium der Fernsehserie „Der Bulle von Tölz“.
Weiter hinab in Richtung Isar liegt die spätmittelalterliche Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, das älteste bestehende Bauwerk des Isarwinkels (erbaut 1454), die 1875 bis 1877 den neugotischen Turm erhielt und deren Ausstattung teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die Stadt im Norden überblickend liegt der Kalvarienberg mit der Heilig-Kreuz-Kirche, einer interessanten Doppelkirchen-Anlage des 18. Jahrhunderts (erbaut 1735), der Heiliggrabkapelle (Nachbildung der Scala Santa in Rom) und der Leonhardikapelle. Diese Kapelle wurde 1718 zu Ehren des Heiligen Leonhards und der Gefallenen des Bauernaufstandes von 1705 errichtet. Zudem ist sie das Ziel der alljährlich seit 1855 am 6. November stattfindenden Leonhardifahrt, mit mehr als 80 Wagen und jährlich rund 25.000 Besuchern, die größte ihrer Art. Dort verläuft ebenfalls einen Kreuzweg, der wie die Kalvarienbergkirche vom reichen Salzbeamten Nockher gestiftet wurde. Auf diesem Kalvarienberg befand sich im Mittelalter und der frühen Neuzeit auch eine der beiden Hinrichtungsstätten in Tölz, woran heute noch der Name Galgenleite erinnert.
Vom Kalvarienberg bietet sich ein Panoramablick über den Isarwinkel, bis in das Karwendelgebirge. Östlich der Marktstraße befindet sich die Mühlfeldkirche (Wallfahrtskirche Maria Hilf, erbaut 1736) mit einem Fresko der Tölzer Pestprozession von Matthäus Günther im Altarraum und einem Zwiebelturm. Im Badeteil der Stadt, westlich der Isar, liegen der Kurpark, der Streidlpark und der Rosengarten. Ebenso befinden sich dort die Franziskanerkirche (erbaut 1624), die ebenfalls als Kloster dient, sowie die evangelische Johanneskirche (erbaut 1879/80), mit einem Deckengemälde von Hubert Distler von 1970 und einem Altarbild von Lovis Corinth von 1898.
Auf einer Anhöhe über der Stadt, Richtung Wackersberg, steht das Ehrenmal der Spielhahnjägerdivision. Dieses Denkmal wurde dort 1957 an Stelle eines Pavillons (genannt Belvedére) errichtet und dient zum Gedenken an mehr als 10.000 im Zweiten Weltkrieg gefallene Spielhahnjäger.
Als Bindeglied zwischen der Tölzer Altstadt und dem Badeteil dient die Isarbrücke. Diese wurde im Laufe der Jahrhunderte häufig erneuert und umgestaltet. Sehenswert sind im Badeteil zudem das Flößerdenkmal und die 1929-1930 von Heinz Moll neu errichtete Wandelhalle, die größte Europas (110 m lang). Außerdem wurde im Badeteil das Kurhaus, dessen Entwurf von Gabriel von Seidl stammt, erbaut. Allerdings konnte der 1913 verstorbene Baumeister die Fertigstellung nicht mehr miterleben, weshalb sein Bruder Emanuel von Seidl dessen Arbeit übernahm.
Ebenfalls interessant sind der letzte verbliebene historische Kalkofen nahe dem Isarufer beim Jägerwirt, sowie der 1906 eingeweihte Waldfriedhof (nachdem die alten Friedhöfe um den Tölzer Kirchen aus hygienischen und Platzgründen nach und nach aufgelöst wurden). Etwas im Schatten der berühmten Marktstraße, aber einen Besuch wert, ist das Gries, mit seinen engen, verwinkelten, mittelalterlichen Gassen und Plätzen und den zahlreichen Brunnen. Dieser Stadtteil, der älteste von Tölz, diente einst als Wohn- und Herbergsort der Handwerker (vor allem Flößer, Kalkbrenner, Siebmacher, Fischer, Köhler und Tischler). Weil sich viele der armen Handwerker damals kein eigenes Haus leisten konnten, besaßen oder mieteten diese oft nur ein Stockwerk. Daher gibt es heute noch an vielen Häusern im Gries die auffallenden Holztreppen an der Außenwand der Häuser.
Da Tölz im Laufe seiner Geschichte mehrmals von verheerenden Großbränden heimgesucht wurde, wurde zu Ehren des Heiligen Florian der Floriansbrunnen am Fritzplatz erbaut. Um das Finanzamt zu verspotten, wurde dessen bunte Holzskulptur mit entblößtem Hintern dargestellt.
Einst war Tölz mit seinen zeitweise 22 Brauereien bekannt für sein Bier und Hauptlieferant für München. Der Vorteil der Region waren die kühlen Lagerkeller, isoliert und in Flussnähe. Tölz wurde auf Tuff erbaut, München hingegen auf Kies. Mit der Erfindung der ersten Kompressionskältemaschine durch Carl von Linde 1873 war dieser Vorteil verloren und andernorts neu entstandende Brauereien minderten den Absatz merklich, und so begann der Abstieg. Zeitweilig gab es in Tölz keine Brauerei mehr. Die letzte historische Brauerei, die Grünerbrauerei (gegründet im Jahr 1603) schloss 2005 ihre Pforten und wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Tölzer Bier gibt es bis heute, allerdings stammt dieses aus Kaltenberg. Unzählige Gebäude- und Gassennamen erinnern in Bad Tölz bis heute an die Geschichte der Brauereien. 2008 wurde unweit der ehemaligen Grünerbrauerei, von einem ehemaligen Brauer des Kloster Reutberg eine neue Brauerei unter dem Namen Mühlfeldbräu gegründet. [5]
Weitere Einrichtungen
In der Stadt finden sich mehrere Bibliotheken. Hierzu gehören die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv, die Kurbibliothek im Badeteil sowie die Pfarrbücherei. Im Kulturhaus Alte Madlschule und im Kunstturm und Kunstpark am Flint-Center finden Ausstellungen sowie Lesungen statt. Seit 2009 befindet sich in Bad Tölz das Simulationszentrum für die Berg- und Luftrettung der Bergwacht Bayern. Die weltweit erste derartige Simulationsanlage bietet den Vorteil, dass weitgehend auf Schulungen an echten Hubschraubern verzichtet werden kann.[6][7]
Regelmäßige Veranstaltungen
In Bad Tölz finden regelmäßig Veranstaltungen statt, die einen überregionalen Charakter besitzen. Hierzu gehören die bekannte Leonhardifahrt, der Christkindlmarkt sowie die Tölzer Rosentage und das jährliche Käsefestival.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Eusebius Amort (* 1692; † 1775), katholischer Theologe
- Hans Carossa (1878–1956), Lyriker und Autor
- Nikolaus Röslmeir (1901–1977), Bildhauer
- Uschi Disl (* 1970), Biathletin
- Martina Ertl-Renz (* 1973), Skirennläuferin
- Franz-David Fritzmeier (* 1980), Eishockeyspieler
- Lorenz Funk, (* 1947), ehemaliger Eishockeyspieler und -trainer
- Annemarie Gerg (* 1975), Skirennläuferin
- Michaela Gerg (* 1965), Skirennläuferin
- Josef Emmanuel Heufelder (* 1898; † 1982) katholischer Theologe
- Josef Hillerbrand (1892–1981), Architekt und Gestalter
- Johann Jäger, Anführer des bayerischen Volksaufstandes 1705
- Marina Kaffka, Ski Freestyle Rennläuferin
- Axel Kammerer (* 1964), Eishockeyspieler
- Klaus Kathan (* 1977), Eishockeyspieler
- Peter Kathan junior (* 1982), Eishockeyspieler
- Peter Kathan senior (* 1949), ehemaliger Eishockeyspieler, seit 2002 Bundestrainer der Deutschen Eishockeynationalmannschaft der Frauen
- Rita Kapfhammer (* 1964), Opern-/Operettensängerin
- Konrad I. von Tölz und Hohenburg (1232 bis 1258, Bischof von Freising)
- Friedrich Carl Mayer (1824–1903), Maler, spezialisiert auf Innenräume
- Stefan Murr (* 1976), Schauspieler
- Isabel de Navarre (* 1956), Eiskunstläuferin
- Josef Niedermaier (* 1963), 2000-2008 1.Bürgermeister, seit 2008 Landrat des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen
- Christian Probst (1935–1994), Medizinhistoriker und -soziologe
- Max Prommersberger (* 1987), Eishockeyspieler
- Hans Rampf (1931–2001), Eishockeyspieler und Trainer der Deutschen Nationalmannschaft
- Maria Reiter (Akkordeonistin), (* 1968)
- Peter Scharf (* 1953), Ehemaliger Eishockeyspieler und aktueller Trainer der Junioren-Mannschaft des EC Bad Tölz
- Claudia Schlenger (* 1947), Kabarettistin Schnipsi von Herbert und Schnipsi
- Gerhard Schmidt-Gaden (* 1937), Gründer des Tölzer Knabenchores
- Otto Schneitberger (* 1939), Eishockeyspieler
- Gabriel von Seidl (*1848; † 1913), Architekt, Gründer des Isartalvereins, nach ihm ist das Gymnasium benannt.
- Johann Nepomuk Sepp (1816–1909), Historiker, Bewahrer des Klosters Wessobrunn, Organisator des Winzerer-Denkmals und des Denkmals für den Schmied von Kochel in Kochel am See
- Kaspar I. Winzerer, wurde als Pfleger nach Tölz geschickt
- Kaspar II. Winzerer († 1515), Sohn von Kaspar I. Winzerer, herzoglich bayerischer Rat, Pfleger und Lehnsherr zu Tölz sowie der Hofmark Sachsenkam (Oberbayern).
- Kaspar III. Winzerer (1465–1542), Sohn von Kaspar II. Winzerer, herzoglich bayerischer Rat und Pfleger und Lehnsherr zu Tölz sowie von Dürnstein (Niederösterreich). Dem dritten Winzerer ist das Denkmal gewidmet.
- Marcus Van Langen, deutscher Mittelalter-Musiker
- Korbinian Witting (* 1980), Eishockeyspieler
- Markus Witting (* 1979), Eishockeyspieler
- Hans Zach (* 1949), Eishockeyspieler und -trainer
- Heidi Zacher (* 1988), Freestyle-Skierin
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Friedrich Nockher (* 1669; † 1754), Salzbeamter und Stifter der Kalvarienbergkirche
- Franz Seraph Hanfstaengl (* 1804; † 1877), Maler, Lithograf und Fotograf
- August Moralt (* 1811; † 1886), Tischlermeister
- Anton Krettner (* 1849 in München; † 27. November 1899 in Bad Tölz), Komponist und Bürgermeister
- Thomas Mann (* 1875; † 1955), Schriftsteller, besaß hier von 1906 bis 1917 eine Sommervilla, die heutige Villa Mann; ein Jahr vor Ende des Ersten Weltkrieges veräußerte er sie gegen eine Kriegsanleihe)
- Erika Mann und Klaus Mann, Schriftsteller und Schauspieler, verlebten in der elterlichen Villa Jugendjahre
- Rupert Egenberger (* 1877; † 1959), Begründer des Sonderschulwesens in Bayern; verstorben in Bad Tölz
- Hans von Hentig (* 1887; † 1974), Kriminologe
- Grete Weiser,(* 1903; † 1970) Schauspielerin, starb nach einem Verkehrsunfall im Stadtkrankenhaus Bad Tölz
- Jakob Ostler (* 1907; † 1970), Kurat des alten Städtischen Krankenhauses
- Norbert Schultze (* 1911; † 2002), Komponist und Dirigent
- Marie-Luise Schultze-Jahn (* 1918; † 2010), Mitglied der Weißen Rose
- Gregor Dorfmeister (* 1929) Journalist und Schriftsteller, wuchs in Tölz auf; über seine Zeit in Hitlerjugend und Volkssturm berichtete er im teilweise autobiografischen Buch Die Brücke
- Karl Herder und Max Höfler, Begründer des Kurbades
- Kristian Schultze (* 1945), Komponist, Arrangeur, Keyboarder und Musikproduzent, lebt seit 2002 in Bad Tölz
- Dr. Rupert Berger, Stadtpfarrer (1968–1997), Liturgiewissenschaftler
- John Friedmann (* 1971), Schauspieler, wuchs in Bad Tölz auf
Weblinks
Commons: Bad Tölz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Bad Tölz: Wappengeschichte vom HdBG
- Ansichten aus Bad Tölz: Marktstraße, Kalvarienbergkirche
- Bad Tölz: Amtliche Statistik des LStDV
Einzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 428
- ↑ Buddhistische Gruppe der Diamantwegslinie
- ↑ Bundesverkehrswegeplan, S. 91, http://www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblob/34258/publicationFile/957/bayern.pdf
- ↑ http://www.merkur-online.de/lokales/nachrichten/neues-leben-toelzer-brauereitradition-90808.html
- ↑ http://www.bergwacht-bayern.org/uploads/media/Mappe_Simulationszentrum.pdf
- ↑ http://www.bw-zsa.org/fileadmin/user_upload/Oeffentlichkeit/einweihung1.pdf
Städte und Gemeinden im Landkreis Bad Tölz-WolfratshausenBad Heilbrunn | Bad Tölz | Benediktbeuern | Bichl | Dietramszell | Egling | Eurasburg | Gaißach | Geretsried | Greiling | Icking | Jachenau | Kochel a.See | Königsdorf | Lenggries | Münsing | Reichersbeuern | Sachsenkam | Schlehdorf | Wackersberg | Wolfratshausen
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