- Schmalblättriges Weidenröschen
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Schmalblättriges Weidenröschen Schmalblättriges Weidenröschen (Chamerion angustifolium)
Systematik Eurosiden II Ordnung: Myrtenartige (Myrtales) Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae) Unterfamilie: Onagroideae Gattung: Chamerion Art: Schmalblättriges Weidenröschen Wissenschaftlicher Name Chamerion angustifolium (L.) Holub Das Schmalblättrige Weidenröschen (Chamerion angustifolium) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Es wird auch als Stauden-Feuerkraut, Waldweidenröschen oder Waldschlagweidenröschen bezeichnet.
Der deutsche Botaniker Christian Konrad Sprengel entdeckte 1790 an dieser Art die Fremdbestäubung.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Das Schmalblättrige Weidenröschen wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 50 bis 120, selten bis zu 200 Zentimeter. Sie bildet ein weit kriechendes Rhizom als Überdauerungsorgan. Die aufrechten, im Querschnitt runden bis stumpfkantigen und meist unverzweigten Stängel sind kahl oder nur schwach behaart und bis in die Spitze dunkel purpurn gefärbt.
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind kurz gestielt. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von etwa 5 bis 20 Zentimeter und einer Breite von 1 bis 2,5 Zentimeter schmal lanzettlich. Die blaugrün gefärbte Blattunterseite weist deutlich hervortretende Blattnerven auf. Der schwach schwielige, gezähnte Blattrand ist nach unten gebogen.
Generative Merkmale
Die zahlreichen Blüten sind in einem langen, endständigen, traubigen Blütenstand angeordnet. Im Gegensatz zu den meist radiärsymmetrischen Blüten vieler Weidenröschen-Arten, sind die Blüten des Schmalblättrigen Weidenröschens zygomorph; diese Eigenschaft wird durch die Schwerkraft bedingt (Gravitropismus). Die rosa- bis purpurfarbenen Blüten sind etwa 2 bis 3 Zentimeter breit. Die vier Kelchblätter sind linealisch. Die vier heller gefärbten Kronblätter sind breit abgerundet bis leicht ausgerandet und kurz benagelt. Der am Grund meist etwas behaarte Griffel endet in einer vierteiligen Narbe.
Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August.
Wie bei allen Epilobium-Arten ist die Kapselfrucht schlank, lang und fachspaltig. Sie ist rot überlaufen sowie mit beim Aufspringen etwas zurückrollenden Klappen und enthält winzige, aber dennoch langlebige Samen.
Ökologie
Die Aufblühfolge ist von unten nach oben, wodurch die Fremdbestäubung gesichert ist. Es finden sich daher gleichzeitig Knospen, Blüten und Früchte an einer Pflanze. Bestäuber sind vor allem Hautflügler. Die zahlreichen Blüten dienen als gute Bienenweide.
Die Samen bestitzen einen langen Haarschopf und können somit als typische Schirmchenflieger mit einer Sinkgeschwindigkeit von 20 Zentimeter / Sekunde Flugweiten von mindestens 10 Kilometer erreichen. Pro Pflanze werden hunderttausende Samen produziert, wodurch sehr schnell neue Flächen wie etwa Kahlschläge besiedelt werden können.
Eine vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse und durch Verzweigungen des Rhizoms.
Vorkommen
Das Schmalblättrige Weidenröschen ist auf der Nordhalbkugel zirkumpolar verbreitet. Die Vorkommen reichen bis weit in den Norden, in Europa bis weit nach Skandinavien. In den Alpen ist das Schmalblättrige Weidenröschen von der Tallage bis in Höhenlagen von 2000 Meter (in den Westalpen bis zu 2500 Meter) anzutreffen.
Als Standort bevorzugt der Rohbodenpionier Kahlschläge, Ufer, Böschungen, Fels- und Blockschutt, Trümmergrundstücke sowie Ruderalstellen im Allgemeinen. Die kalkmeidende Lichtpflanze gedeiht auf frischen, nährstoffreichen Lehmböden.
Insbesondere nach Waldschlägen oder Waldbränden kann sie sich auf der entstandenen Lichtung sehr schnell ausbreiten. Von dieser Eigenschaft leitet sich der englische Name „Fireweed“ ab, welcher in Alaska und Kanada gebräuchlich ist. So findet sich die Pflanze auch im Wappen des kanadischen Yukon-Territoriums.
Aufgrund ihrer Eigenschaften als Pionierpflanze vermehrte sich die Art stark auf den durch Luftangriffe und Bodenkämpfe des Zweiten Weltkriegs entstandenen städtischen Schutt- und Trümmerflächen. Die zuvor im urbanen Bereich ungewohnten bzw. unbekannten Pflanzen der Ruderalflora - insbesondere aber die Schmalblättrigen Weidenröschen - erhielten den volkstümlichen Namen Trümmerblumen.
Durch ihre Wurzelsprosse gilt das Schmalblättrige Weidenröschen als wichtiger Bodenfestiger.
Systematik
Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 347 unter dem Namen Epilobium angustifolium. 1972 wurde sie durch Josef Holub in Folia Geobotanica et Phytotaxonomica, 7 (1), S. 86 unter dem Namen Chamerion angustifolium (L.) Holub in die Gattung Chamerion (Raf.) Raf. ex Holub gestellt. [1] Ein weiteres Synonym ist Epilobium spicatum Lam.. [2]
Von Chamerion angustifolium sind mindestens zwei Unterarten gültig [2]:
- Chamerion angustifolium (L.) Holub subsp. angustifolium
- Chamerion angustifolium subsp. circumvagum (Mosquin) Hoch
Verwendung
Die jungen Stecksprossen, Wurzelausläufer und Triebe können ähnlich dem Spargel als Salat oder Gemüse zubereitet werden. Junge, zarte Blätter sind zwar säuerlich im Geschmack (reich an Vitamin C), man kann sie aber mit milden Kräutern mischen oder als Teemischung genießen (auch als "koptischer Tee" bekannt). Bienen, die die Pollen der Pflanze sammeln, sollen besonders aromatischen Honig geben. Insbesondere die Wurzel der Pflanze ist reich an Gerb- und Schleimstoffen. Früher (und teilweise auch heute noch) wurden aus den Samen dieser Art Kerzendochte geflochten.
Die nordamerikanischen Haida aus British Columbia und Alaska verarbeiteten die äußeren Fasern der Stängel zur Herstellung von Schnüren, aus welchen sie wiederum Fischernetze knüpften. Andere Indianer verwendeten die langen Samenhaare, um sie zusammen mit Ziegenwolle zu Decken und Umhängen zu weben.
Quellen
- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verb. u. erw. Auflage. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. völlig neu bearb. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
- Schmalblättriges Weidenröschen. In: FloraWeb.de. (Abschnitt Beschreibung)
Einzelnachweise
Weblinks
Commons: Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants, 1986, ISBN 3-87429-263-0
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