Fremdbestäubung

Fremdbestäubung

Als Fremdbestäubung (Allogamie) bezeichnet man bei Pflanzen die Bestäubung einer Blüte mit den Pollen einer anderen Blüte. Gehört diese Blüte zur selben Pflanze, so handelt es sich um Nachbarbestäubung (Geitonogamie). Gehört der Pollen zu einer anderen Pflanze, so spricht man von Xenogamie. Bei letzterer werden das Erbgut der Mutterpflanze und der Vaterpflanze neu kombiniert - in der Landwirtschaft spricht man in diesem Fall von Fremdbefruchtung. Ziel der Fremdbestäubung ist es, die Wahrscheinlichkeit für eine solche Neukombination von Erbgut zu erhöhen. Die Fremdbestäubung wurde 1790 von dem Theologen und Botaniker Christian Konrad Sprengel u.a. am Schmalblättrigen Weidenröschen entdeckt.

Inhaltsverzeichnis

Arten der Fremdbestäubung

Fremdbestäubung kann durch Tiere, Wind, Mensch und Wasser erfolgen.

Tierbestäubung

Die Tierbestäubung (Zoogamie) ist meistens eine Bestäubung durch Insekten, manchmal auch durch Vögel, selten durch andere Tiere. Die Mittel, mit denen die Pflanzen ihre Bestäuber anlocken, sind vielfältig. Viele insektenbestäubten Pflanzen werden durch nektarsammelnde Insekten wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge oder Schwebfliegen bestäubt. Sie locken diese durch auffällig gefärbte Blüten oder einen starken Duft an. Während die Tiere den Nektar einsammeln, werden sie von Pollen überpudert. Fliegen sie zur nächsten Blüte, bleibt der Pollen an deren Narbe hängen.

Pflanzen, die durch Fliegen bestäubt werden, verströmen oft einen Pilzgeruch oder einen unangenehmen Aasgeruch (Aasblumen), um diese anzulocken. Pflanzen, die durch Nachtfalter bestäubt werden, öffnen sich häufig erst am Abend und sind zwar unauffällig gefärbt, duften dafür aber oft um so intensiver.

Interessant ist auch die Bestäubungsbiologie vieler Orchideen. Sie bieten den Insekten keinen Nektar oder Pollen, sondern imitieren in vielen Fällen Blüten anderer Pflanzen, die Nektar bieten. Einige Orchideenarten locken die Männchen bestimmter Insektenarten durch Pheromone an und veranlassen sie zur Kopulation (zum Beispiel die Ragwurz-Arten).

Blüten, die durch Vögel bestäubt werden, sogenannte Vogelblumen, sind oft auffällig rot gefärbt, da Insekten diese Farbe nicht sehen können.

Die Blüten, die durch Insekten bestäubt werden, haben meist eine besonders auffallende Form, Farbe oder einen besonderen Duft, der die Insekten anlockt.

Windbestäubung

Bei der Windbestäubung (Anemogamie) werden die Pollen durch den Wind übertragen und fallen durch Zufall auf die Narbe einer anderen Blüte.

Windbestäubte Pflanzen haben oft unscheinbare oder ganz fehlende Blütenhüllen. Die reichlichen Pollen werden an oft langen und im Wind beweglichen Staubfäden produziert. Die Blüten stehen meist in reichblütigen, emporgehobenen Blütenständen. Nektar und Duftstoffe werden nicht produziert.

Typische Windbestäuber sind die Süßgräser, Weizen, Roggen und Mais. Die Pollen windbestäubender Pflanzen können Heuschnupfen verursachen.

Wasserbestäubung

Die seltene Wasserbestäubung (Hydrophilie oder Hydrogamie) kommt bei einigen Pflanzen vor, die untergetaucht oder auf der Wasseroberfläche wachsen. Der Pollen kann oberhalb oder unter der Wasseroberfläche transportiert werden.

Mittel, um Fremdbestäubung sicherzustellen

Bei vielen Pflanzenarten haben sich Vorrichtungen entwickelt, die eine Selbstbestäubung der Blüten verhindern. Die verbreitetsten sind:

Vormännlichkeit

Bei der Vormännlichkeit (Proterandrie) entleeren die Staubbeutel den Pollen, bevor die Narbe der Blüte empfängnisbereit ist. Dies kommt zum Beispiel bei den Korbblütlern, dem Salbei, der Glockenblume und dem Mais vor.

Vorweiblichkeit

Bei der Vorweiblichkeit (Proterogynie) ist die Narbe schon einige Zeit vor der Entleerung der Staubbeutel empfängnisbereit. In dieser Zeit kann die Narbe nur von Pollen anderer Blüten bestäubt werden, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit für eine Fremdbestäubung erhöht. Die Vorweiblichkeit kommt zum Beispiel beim Wegerich vor.

Verschiedengriffeligkeit

Bei manchen Pflanzenarten gibt es Individuen, bei denen die Griffel lang sind und die Staubblätter kurz, und Individuen, bei denen die Griffel kurz sind und die Staubblätter lang. Es gibt also zwei verschiedene Typen von Blüten. Dies nennt man Verschiedengriffeligkeit (Heterostylie). Bei anderen Arten mit zwei Staubblattkreisen gibt es sogar drei verschiedene Typen von Blüten, je nachdem, ob sich die Griffel auf der unteren, der mittleren oder der oberen Ebene befinden (Tristylie).

Eine Befruchtung erfolgt nur, wenn der Pollen von einer Ebene auf eine Narbe derselben Ebene gelangt. Beispielsweise müssen Pollen von kurzen Staubblättern auch auf die Narbe eines kurzen Griffels gelangen. Dies kann aber nicht innerhalb einer Blüte geschehen.

Beispiele sind die Primel mit zwei Ebenen, oder der Blutweiderich und die Sauerkleegewächse, bei welchen Tristylie vorkommt


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