Schnorren

Schnorren

Der Schnorrer ist eine Person, die sich durch häufiges, nicht aggressives Bitten um Gefälligkeiten oder Geld unbeliebt macht. Sie bringt andere dazu, sie zu unterstützen, ohne zwangsläufig wie ein Bettler zu wirken. Im Unterschied zum normalen Bitten etwa um Kleinigkeiten ohne Gegenleistung wie einer Zigarette oder Kleingeld zeichnet sich das Schnorren durch nachhaltiges Wiederholen des Bittens aus.

Umgangssprachlich wird das Wort Schnorren bisweilen auch für einmalige Handlungen verwendet, etwa bei der Bemerkung "Ich schnorre mir jetzt eine Zigarette".

Das Wort stammt aus dem Jiddischen: „Da Bettelmusikanten oft mit Lärminstrumenten wie der Schnarre durch die Lande zogen, wurde der Name des Instrumentes auf die Musikanten übertragen.“[1]

Eine besondere Bedeutung haben Schnorrer im orthodoxen Judentum. Sie ermöglichen gläubigen Juden, einer der wichtigeren religiösen Pflichten nachzukommen - der Barmherzigkeit gegenüber Schwächeren und der Almosenspende: der Schnorrer hat hierbei keinen Bettlerstatus, sondern den eines Wohltäters, der die Wohltat erst bewirkt.

Im heutigen umgangssprachlichen Gebrauch hat der Begriff seine ursprüngliche geistig-religiöse Bedeutung völlig eingebüßt. Im modernen Judentum ist der Schnorrer jedoch nach wie vor eine anerkannte, feste Instanz. Über das Jiddische ist das Wort "Schnorrer" auch in die englische Sprache eingeflossen, dort bezeichnet es einen Bittsteller, der sich durch besondere Chuzpe und einen Mangel an jeglicher Unterwürfigkeit auszeichnet.

Roman „König der Schnorrer“

Sehr anschaulich wird die Funktion des jüdischen Schnorrers in Israel Zangwills Roman Der König der Schnorrer (London 1894) beschrieben. Der Roman stellt dar, wie sich der Schnorrer um Welten sowohl vom christlichen, als auch vom muslimischen Bettler unterscheidet - die beide in ihrer jeweiligen Religion eine ähnliche Aufgabe haben wie der Schnorrer im Judentum. Im Unterschied zu diesen muss der Schnorrer jedoch auch Talmudgelehrter sein, da er seine „Opfer“ durch die gemeinsame religiöse Lehre zur Wohltat veranlassen muss.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen

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  • schnorren — schnorren, (auch:) schnurren (ugs. für:) »betteln, nassauern«: Da die alten Bettelmusikanten gern mit Lärminstrumenten wie Schnurre und Schnurrpfeife herumzogen, erhielten 2schnurren und seine mdal., besonders jidd. Nebenform schnorren im 18. Jh …   Das Herkunftswörterbuch

  • schnorren — schnorren(schnurren)intr 1.betteln;bettelndumherziehen.Gehörtzu»schnurren=summen,brummen«undmeintanfangsdasbettelndeUmherziehenmitschnurrendenMusikinstrumenten(Schnurrpfeifen,Knarren),späterauchdasBettelnohneMusik.Etwaseit1700,kundenspr.… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • schnorren — (auch schnurren) Vsw betteln std. vulg. (18. Jh.) Stammwort. Ursprünglich ein Gaunerwort, das sich im 18. Jh. weiter verbreitet. Herkunft unklar. Vermutlich zunächst Bezeichnung der Tätigkeit des Bettelmusikanten, der die Schnorrpfeife spielt… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • schnorren — [Redensart] Auch: • erbetteln • pumpen Bsp.: • Sally macht sich sehr unbeliebt, weil sie von allen Zigaretten schnorrt …   Deutsch Wörterbuch

  • schnorren — V. (Oberstufe) ugs.: etw. durch Bitten von jmdm. erhalten, etw. erbetteln Synonyme: (an)betteln, anschnorren (ugs.), nassauern (ugs.) Beispiel: Er hatte kein Geld, um sich Zigaretten zu kaufen, und hat eine bei einem jungen Mann geschnorrt …   Extremes Deutsch

  • schnorren — betteln; um Geld anpumpen (umgangssprachlich); anbetteln * * * schnor|ren [ ʃnɔrən] <tr.; hat (ugs.): in schmarotzender Weise (etwas, was andere haben) erbetteln: Freikarten schnorren; er schnorrt ständig Zigaretten; <auch itr.> sie… …   Universal-Lexikon

  • schnorren — [an]betteln, erbetteln; (ugs.): anschnorren, schinden; (abwertend): schmarotzen; (landsch.): schnurren; (ugs., meist abwertend): nassauern; (landsch. salopp): erschnorren; (bes. nordd.): prachern. * * * schnorren:1.⇨schmarotzen(2)–2 …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • schnorren — schnọr·ren; schnorrte, hat geschnorrt; [Vt/i] (etwas) (von jemandem) schnorren gespr; jemanden (immer wieder) um kleine Geldsummen, Zigaretten o.Ä. bitten, die man ihm nicht zurückbezahlt bzw. ersetzt || hierzu Schnọrrer der; s …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Schnorren — * Er schnorrt, wo zwâ Weg zusammeneghn. – Tendlau, 213. Er bettelt an allen Scheidewegen, er geht von Thür zu Thür. Auch in Berlin sagt man für betteln: Er geht schnorren. (Trachsel, 52.) In Pommern: Snurrbroder = ein Bettler. (Dähnert, 440b.)… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • schnorren — betteln, bei jemanden auf geschickte Art und Weise etwas abstauben …   Berlinerische Deutsch Wörterbuch

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