- Schnulze
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Mit Schnulze wird vorwiegend ein kitschig-sentimentales Lied bezeichnet, aber auch Theaterstücke, Fernsehspiele oder rührselige Kinostücke (Heimatschnulze).
Über die Herkunft dieses Wortes gibt es verschiedene Theorien. Entgegen der Vermutung, der Begriff sei bereits in den 1930er Jahren in Berlin aufgekommen, gilt inzwischen als sehr wahrscheinlich, dass die Bezeichnung um 1948 in einer Redaktionskonferenz des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) entstanden ist. Die Wortschöpfung wird Harry Hermann, eigentlich Harry Hermann Spitz (1899-1961), zugeschrieben, dem damaligen Leiter der Musikabteilung und Chef des Unterhaltungsorchesters dieses Senders.
Allerdings können auch ähnlich klingende Wörter wie das niederdeutsche snulten, was so viel wie gefühlvoll reden bedeutet, oder auch das eher umgangssprachliche Adjektiv schnulle (= lieb, nett, süß) für die Entstehung des Ausdrucks mit verantwortlich sein. [1] Mit einer Schnulze gleich welcher Kategorie sind immer Sentimentalität und Rührseligkeit verbunden. Die ironisch gemeinte Steigerungsform ist Edelschnulze. Das Adjektiv heißt schnulzig.
Im sogenannten Schnulzenerlass von ORF-Generalintendant Gerd Bacher vom Juli 1968 beklagte sich dieser über eine Schnulzeninvasion auf Ö3 und reduzierte drastisch die Quote deutschsprachiger Musik. Stattdessen entstand etwas später die Sendung Das Schnulzodrom mit Moderator Haymo Pockberger, der neue deutsche Schlager mit eigenen Reimen spöttisch kommentierte und sich regelmäßig mit Auf Wiederweinen! verabschiedete. Der zunehmende Trend auch zahlreicher deutscher Rundfunksender, generell kaum noch deutschsprachige Musik zu spielen, führte ab Mitte der 1990er Jahre zur Forderung einer gesetzlich geregelten Musikquote nach französischem Vorbild.
Weblinks
Wiktionary: Schnulze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenEinzelnachweise
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