Schockmauser

Schockmauser
Pinguin während der Mauser

Als Mauser (von lateinisch mutare: ändern, tauschen) bezeichnet man das Abwerfen und Neuwachstum von Federn bei Vögeln, ausgelöst durch vermehrte Hormonausschüttung, unter anderem der Schilddrüse.

Inhaltsverzeichnis

Gefiederpflege

Die Federn wachsen im Gegensatz zu den Haaren nur über einen kurzen Zeitraum. Das Federwachstum erfolgt von der Papille in der Lederhaut – es dauert nur wenige Wochen, erkennbar am typischen „Blutkiel“ der Feder. Damit das Gefieder über längere Zeit intakt bleibt, pflegen Vögel ihre Federn selbst: Sie verteilen das ölige Sekret aus der Bürzeldrüse – das Bürzelöl - mit dem Schnabel im Gefieder. So bleibt das Gefieder geschmeidig, es bleibt trocken, weil das Bürzelöl wasserabweisend ist. Gleichzeitig „reparieren“ die Vögel ihre Federfahnen.


Die Mauser allgemein

Die Mauser ist artspezifisch. Es gibt verschiedene Formen der Mauserung. Allgemein nutzen sich die Federn ab und müssen daher gelegentlich erneuert werden. Der Gefiederwechsel wird hormonell gesteuert, wobei die Hormonproduktion wiederum von äußeren Einflüssen wie Temperatur, Tageslänge und Nahrungsangebot abhängt. Während der Mauser bleiben die meisten Vögel flugfähig. Die Ersetzung der Federn geschieht nach und nach, teilweise sogar nach einem bestimmten System, um die Flugfähigkeit zu erhalten. Nur wenige Arten werden bei der Mauserung generell flugunfähig. Diese Vögel verstecken sich in dieser Zeit meistens und werden manchmal auch „Renner” genannt. Der Gefiederwechsel, d.h. die Mauser, erfolgt mindestens einmal pro Jahr, oft im Spätsommer nach der Brutsaison.

Unterschieden wird artspezifisch zwischen

  • Permanentmauser: Ständige, ganzjährige Mauserungserscheinungen (Beispiel: Papageien)
  • Vollmauser: Bei der Vollmauser gehen Klein- und Großgefieder innerhalb kurzer Zeit verloren und werden sofort durch neue Federn ersetzt. Dies hat eine vorübergehende Flugunfähigkeit zur Folge. Es handelt sich dabei um eine einmalige Mauser pro Jahr. Alle Federn werden gewechselt. (Beispiel: Pinguine, Haushuhn)
  • Teilmauser: Mehrere Mauserungen pro Jahr. Viele Vögel, z.B. Enten haben eine zweimalige Mauser im Jahr mit „Saisonkleidern“: Im Herbst/Winter vor der Balz und Paarungszeit mit der Anlage eines „Prachtgefieders“ = „Brautkleids“ v.a. der Männchen sowie im Frühjahr mit der Anlage des „Schlichtkleids“ = „Tarnkleids“ = „Ruhekleid“ als Schutz vor Feinden. Das zweimalige Wechseln des Gefieders wird gelegentlich auch als Sommerkleid und Winterkleid der Vögel bezeichnet. Doch kommen auch häufigere Gefiederwechsel vor. Die Federn nach und nach gewechselt. Die für diese Arten, wie z.B. bei Greifvögeln, Singvögeln, lebensnotwendige Flugfähigkeit bleibt erhalten.


Weitere Einteilungen sind artspezifische Mausern zu speziellen Ereignissen:

  • Jugendmauser: Während der Jugendmauser verlieren einige Vogelarten ihr erstes Gefieder und bilden geschlechtstypische Merkmale heraus. Hierbei können Farbveränderungen auftreten, die beim späteren Mausern nicht mehr zu beobachten sind.
  • Paarungsmauser, Brutmauser und andere dienen der Anpassung an die jahreszeitlichen Lebensumstände.

Die Mauser stellt für die Vögel in der Regel eine enorme Belastung dar. Einige Vögel reagieren in dieser Zeit gereizt. Die Balz-, Paarungs- und Brutzeiten sind in der Regel von der Zeit der Mauser getrennt, da auch sie Belastungen mit sich bringen. In der Vogelzucht wird häufig zu speziellem, unterstützendem Futter geraten, das meist Kieselsäure und Mineralien enthält.

Während der Mauserzeit baden Vögel besonders gern in Wasser oder Sand, um Federreste zu entfernen.

Biologie der Mauser

Nach einigen Experten ist die genaue Funktionsweise der Mauser noch nicht erforscht. Der Theorie, dass ein Hormon die Mauser auslöst und die Mauser in den Genen festgelegt ist, steht jene eines zyklischen Austausches des Federkleids entgegen. Dabei scheinen Hormone zumindest teilweise an der Mauser beteiligt zu sein (siehe Schockmauser). Auch die Gene für die Federentwicklung sind bekannt. Die Schwierigkeiten in der Diskussion liegen darin, dass bislang noch nicht alle Phänomene mit den Theorien erklärt werden können.

Mauser bei Sperlingsvögeln

Die Mauser der Sperlingsvögel (Passeriformes) läuft bei fast allen Arten gleich ab. Meist läuft die Großgefiedermauser symmetrisch in beiden Flügeln gleichzeitig ab. Bei allen europäischen Sperlingsvögeln verläuft die Mauser der Handschwingen in absteigender Reihenfolge, das heißt von innen nach außen - mit genau einer Ausnahme: dem Grauschnäpper (Muscicapa striata). Die überwiegende Zahl an Spezies mausern ihre äußeren sechs Armschwingen aufsteigend, beginnend bei der ersten. Die vollständige Mauser von Schwingen und Schwanz beginnt – mit Ausnahme oben beschriebener Spezies – bei der innersten Handschwinge. Die äußeren sechs Armschwingen beginnt der Vogel meist deutlich nach den Handschwingen zu mausern. Die Mauser der Schirmfedern beginnt – und ist meistens bereits schon abgeschlossen – bevor die äußeren sechs Armschwingen anfangen zu mausern. Sie werden gleichzeitig erneuert. Die Mauser der Schwanzfedern vollzieht sich meist sehr rasch, beginnt nachdem zwischen drei und fünf Handschwingen erneuert wurden und endet noch vor der vollständigen Erneuerung der längsten, äußeren Handschwinge.

Neben Unterschieden zwischen den Spezies bis zum Zeitpunkt des Mauserbeginns, Anzahl der mausernden Federn oder Mausersequenzen etc., ist das Ausmaß der individuellen Variationen innerhalb einer Population, sowie Unterschiede verschiedener, weit verbreiteter Populationen zum Teil beträchtlich. Einige Tendenzen zeichnen sich jedoch ab: innerhalb vieler Spezies mausern Populationen von Kurzstreckenziehern (in Europa normalerweise die südlichsten und südwestlichsten Populationen) langsamer als Langstreckenzieher (nördliche und nordöstliche Populationen Europas); die Juvenilen mausern im Herbst vollständiger. Bei einigen Spezies mausern Individuen nördlicher Populationen im Herbst erst im Überwinterungsgebiet, südliche schon davor.

Krankhafte Mauser

Schockmauser

Als Schockmauser bezeichnet man einen unverhältnismäßigen Federabwurf, der durch Stress ausgelöst wird. Vermutlich wirken hier die Stresshormone auf die Mauser. Die Schockmauser entspringt wahrscheinlich einem Schutzreflex und dient der Flucht vor einem Angreifer, der nur Federreste zurück behält. Diese wird auch Schreckmauser genannt. Vögel verlieren schlagartig Schwanzfedern oder das Kleingefieder aufgrund von Stresseinwirkung (z.B. Fang) z.B. bei Hühnern, Tauben.

Stockmauser

Die Stockmauser ist eine Gefiederkrankheit, bei der Gefieder im Hals- und Nackenbereich der Vögel nicht richtig nachwächst und das Gefieder glanzlos aussieht. Die Stockmauser kann verschiedene Ursachen haben. In der Vogelhaltung wird als Mittel dagegen u.a. Silicium-Gel im Trinkwasser verabreicht.

Französische Mauser

Die Französische Mauser hat zwar den Namen Mauser, doch handelt es sich hier um eine Krankheit, sodass keine Erneuerung des Federkleides eintritt. Die Krankheit kann unterschiedliche Schweregrade haben. Sie gilt derzeit als nicht heilbar. Auslöser sind Polyomaviren.

Literatur

  • Lars Svensson: Identification Guide to European Passerines. 4. Auflage. Ugga, Stockholm 1992, ISBN 91-630-1118-2

Weblinks


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