Schreibkrampf

Schreibkrampf
Klassifikation nach ICD-10
G24.8 Sonstige Dystonie
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Als Schreibkrampf, Mogigraphie oder Cheirospasmus bezeichnet man einen Krampf der beim Schreiben beteiligten und die schreibende Hand bewegenden Muskeln.

Die Erkrankung wurde zunächst als Überlastungssyndrom gewertet (siehe den historischen Meyer-Text unten), galt dann über einige Jahrzehnte als psychosomatische Erkrankung und wird heute zu der neurologischen Erkrankungsgruppe der Dystonien gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Historische Sichtweise von 1890

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Symptome

Am häufigsten äußert er sich in den Beugemuskeln durch krampfhaftes Andrücken des die Feder haltenden Daumens gegen den Zeige- und Mittelfinger, welches die Federhaltung stört und endlich so stark wird, dass sich die ganze Hand beim Schreiben klauenartig zusammenballt.

Seltener wird die Feder plötzlich nach der Hohlhand hineingeschnellt. Sind die Streckmuskeln der Finger der Sitz des Schreibkrampfes, so öffnen sich bei dem Versuch zu schreiben plötzlich die Finger, oder nur der Zeigefinger streckt sich aus, und dem Schreibenden entfällt die Feder.

Selten werden die Vorderarmmuskeln zusammengezogen, wobei mitten im Schreiben die Hand plötzlich über das Papier hinweggeschnellt wird. Endlich ist der Schreibkrampf eine Folge des Zitterns und beginnender Lähmung der Vorderarmmuskeln, wo dann die krampfartige Anstrengung beim Federhalten Rückwirkung gegen den muskelschwachen Zustand des Arms ist. In allen Fällen ist der Schreibkrampf äußerst lästig und oft sehr schmerzhaft.

Ursachen

Die Ursachen können sehr verschieden sein; die häufigste ist wohl eine falsche Methode des Schreibunterrichts, der Federhaltung und Körperstützung beim Schreiben, auch wohl der Gebrauch zu harter Federn, zu dünner Federhalter, rauhen Papiers. Diese Ursachen sind zu beseitigen.

Therapie

Der Schreibende gewöhne sich an eine flüchtige Handschrift, welche die Haupttätigkeit in den aufsteigenden Haarstrich des Buchstabens legt, somit die Streckmuskeln der Finger mehr als ihre Beugemuskeln beschäftigt. Nur bei halb gelähmten und zitternden Armen ist eine andere Methode nötig.

Ein solcher Kranker klemme die Feder fest in die Falte zwischen den Mittelhandknochen des Daumens und Zeigefingers, gegen letztern sie andrückend, und schreibe mehr aus dem Handgelenk mittels der Muskeln des Ober- und Vorderarms. Der Gebrauch sehr dicker, rauh gearbeiteter Federhalter, sogar das Einschließen des Federkiels in einen Kork oder in ein dickeres Rohr sind Erleichterungsmittel für die Federhaltung.

Hilfsmittel

Maas' Atremograph ist der Hohlhand genau nachgebildet und macht jede willkürliche wie auch unwillkürliche, beim Schreiben unnötige Bewegung der Finger unmöglich. Jedenfalls muss durch angemessene Beschränkung der Schreibarbeit dem Ausbruch des Schreibkrampfes vorgebeugt werden. In den hartnäckigsten Fällen ist elektrische Behandlung oder Massage notwendig.

Literatur

  • Nußbaum: Einfache und erfolgreiche Behandlung des Schreibkrampfes. Jos. Ant. Finsterlin, München 1882.

Weblinks


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  • Chirospasmus — Chi|ro|spạs|mus 〈[ çi ] m.; ; unz.〉 Schreibkrampf [<grch. cheir „Hand“ + Spasmus] * * * Chirospạsmus   [ç ; griechisch »Handkrampf«], der Schreibkrampf. * * * Chei|ro|spạs|mus, Chirospasmus, der; , ...men (Med.): Schreibkrampf.… …   Universal-Lexikon

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