- Schulfähigkeit
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Unter Schulfähigkeit fasst man den körperlich-seelischen Entwicklungsstand eines Kindes zusammen, der zum Zeitpunkt der Einschulung als Voraussetzung für den Unterricht gewünscht wird. Früher sprach man auch von Schulreife.
Inhaltsverzeichnis
Profil
- Körperlich-gesundheitliche Voraussetzungen
Besonders bekannt (und umstritten) ist die Aufgabe für das Kind, z. B. mit der rechten Hand über den Kopf das linke Ohr anfassen zu können. Ist das dem Kind noch nicht möglich, ist die körperliche Schulreife noch nicht gegeben. Ein formales Kriterium ist auch das Alter. In vielen deutschen Bundesländern ist etwa der 31. Juli eines Jahres der Stichtag. Wer bis dahin das 6. Lebensjahr abgeschlossen hat, muss nach den großen Ferien die erste Schulklasse besuchen. Für Kinder, die nach dem Stichtag geboren wurden, kann auf Antrag der Eltern ein Test durchgeführt werden, in dem untersucht wird, ob das Kind schulfähig ist oder noch vom Schulbesuch zurückgestellt werden kann.
- Kognitive Voraussetzungen
Ein weiteres Kriterium sind z. B. die Sprachkenntnisse. Viele deutsche Bundesländer testen die Sprachfähigkeiten der Kinder, die im folgenden Schuljahr schulpflichtig werden, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen mit dem Delfin-4-Test. Falls Kinder nicht gut genug deutsch sprechen und verstehen oder wenn sie vom untersuchenden Psychologen als nicht reif genug eingestuft werden, müssen sie zunächst Förderklassen besuchen oder ein weiteres Jahr auf die Einschulung warten.
- Motivationale und soziale Voraussetzungen
Damit ist z. B. die Motivation und Anstrengungsbereitschaft gemeint, die Fähigkeit die Aufmerksamkeit lange genug aufrecht zu halten. Die Fähigkeit angstfrei mit altersgemäßen sozialen Situationen umzugehen und selbstständig genug zu sein um von der ständigen direkten Zuwendung durch Erwachsene unabhängig zu sein.
Allerdings ist zu beachten: „Das Kind ist nicht vom ersten Schultag an ein fertiges Schulkind – ein Schulkind wird es in der Schule.“
In der Schweiz werden Kinder erst nach Vollendung des siebten Lebensjahres eingeschult.
Testverfahren
- Beurteilungsbogen für Erzieherinnen zur Diagnose der Schulfähigkeit (BEDS)
- Göppinger sprachfreier Schuleignungstest (GSS)
- Kettwiger Schuleingangstest (KST)
- Kieler Einschulungsverfahren (KEV)
- Reutlinger Test für Schulanfänger (RTS)
Literatur
- Ebbert, B. (2010): Schulfähigkeit fördern - Lernauffälligkeiten erkennen, Basiskompetenzen stärken. München: Don Bosco, ISBN 978-3769817997
- Griebel, W. & Niesel, R. (1999): Vom Kindergarten in die Schule: Ein Übergang für die ganze Familie. Bildung, Erziehung, Betreuung von Kindern in Bayern. IFP-Info-Dienst 4 (2), 8–13
- Klein, G. (1999): Kinder schulfähig machen? Zur Diskussion um einen erfolgreichen Schulanfang. Kindergarten heute 1, 7–13
- Nickel, H. (1990): Das Problem der Einschulung aus ökologisch-systemischer Perspektive. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, 217–227
- Oerter, R. (1995): Schule als Umwelt. In: Oerter, R. & Montada, L. (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz, 3. Aufl., 277–295
- Sikorski, P.B., Thiel, R.-D., Kucher, H.: Zur Zurückstellungspraxis in Baden-Württemberg. LEU-Bericht 88/2.
- Sikorski, P.B.: Bibliographie zum Thema „Schulreife“. LEU-Bericht 88/9.
- Thiel, R.-D., Rothe, C., Sikorski, P.B., Kucher, H.: Überlegungen zum Thema „Schulreife“. LEU-Bericht 88/8.
- Thiel, R.-D., Sikorski, P.B.: Entwurf eines Kriterienkatalogs zur einheitlichen Vorgehensweise bei der Zurückstellung vom Besuch der Grundschule. LEU-Bericht 89/4.
- Wolfram, W.-W.: Wie bewältigen Kinder die Grundschule? Was die neue Einschulungspraxis bedeutet. 16–20.
Weblinks
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