- Pädagogische Psychologie
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Pädagogische Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie, das sich mit der Beschreibung und Erklärung der psychologischen Komponenten von Erziehungs-, Unterrichts- und Sozialisationsprozessen, einschließlich ihrer Formen und Situationen, befasst. Die Erkenntnisse der Pädagogischen Psychologie werden zur Optimierung pädagogischen Handelns bzw. zu seiner zielbezogenen Veränderung anzuwenden versucht. Der Aufgaben- und Anwendungsbereich der Pädagogischen Psychologie umfasst alle Sozialfelder und Institutionen der Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationssysteme unterschiedlicher Gesellschaften und Kulturen. [1]
Inhaltsverzeichnis
Themen der Pädagogischen Psychologie
Die Pädagogische Psychologie ist wie z. B. die Arbeits- und Organisationspsychologie oder die Klinische Psychologie ein Teilgebiet der Angewandten Psychologie. Fragestellungen der Pädagogischen Psychologie (z. B. Analyse der Schulleistung) werden auch im Rahmen der Erziehungswissenschaft, als das mit dem Kanon empirisch-quantitativer Forschung arbeitende Teilgebiet der Pädagogik, behandelt; diese Entwicklung ist letztendlich durch die von Heinrich Roth eingeleitete „empirische Wende“ der Pädagogik ausgelöst worden.
Themen der Pädagogischen Psychologie sind – wie bereits aus der Definition dieses Faches hervorgeht – die Optimierung von Erziehung, von Förderung, Unterricht und Lehre in Vorschule, Schule, Hochschule, in der Erwachsenenbildung sowie im Elternhaus. Erkenntnisse der Pädagogischen Psychologie kommen in der Erziehungsberatung, der Schulpsychologie und allgemein in der Beratungspsychologie zum Einsatz. Voraussetzung dafür ist u. a. die Kenntnis der pädagogisch-psychologischen Diagnostik, der Lern- und Instruktionspsychologie, der entwicklungspsychologischen Gegebenheiten beim Kind, der sozialpsychologischen Einflüsse in den jeweiligen Kontexten der verschiedenen Institutionen sowie der spezifischen Gegebenheiten bei Erziehern, Lehrern und Eltern. Weitere Themen der Pädagogischen Psychologie sind:
- 1. Interaktion: Grundlegende, pädagogisch relevante Perspektiven aus dem Blickwinkel der Psychologie sind z. B. Sozialisationstheorien des Menschen, die Interaktionen von Eltern und Kind bzw. die Lehrer-Schüler- sowie die Schüler-Schüler-Interaktion und deren Folgen für die daran beteiligten Personen (Kinder, Eltern; Schüler, Lehrkräfte). Die Pädagogische Psychologie nutzt dabei entwicklungspsychologische und sozialpsychologische Erkenntnisse.
- 2. Intervention, Prävention, Förderung: Einen weiteren Aspekt der Pädagogischen Psychologie bilden Prävention und Intervention, die in Vorschulförderungsprogrammen, Förderprogrammen für Schüler mit Lernstörungen oder mit Verhaltensauffälligkeiten und auch in der Begabtenförderung zum Ausdruck kommen. Dabei werden verschiedene Aspekte des Lernens wie selbstreguliertes Lernen bzw. selbstgesteuertes Lernen und verschiedene Lernstrategien berücksichtigt. Darüber hinaus gehört zu diesem Aspekt auch die Entwicklung curricularer Vorgaben und das multimediale Lernen. Förder-, Präventions- und Interventionsmaßnahmen können sich auch auf Erzieher (Lehrkräfte, Eltern) beziehen (z. B. Elterntraining, Programme zur Förderung von Lehrergesundheit, zum Abbau von Lehrerangst oder zur Förderung von Unterrichtskompetenz).
- 3. Diagnostik: Einen zusätzlichen Aspekt bildet die pädagogisch-psychologische Diagnostik, die sich mit Lernkontrollen im Sinne von kriteriums- oder sozialnormbezogenen Tests sowohl formeller wie auch informeller Art, der schulischen Notengebung im Allgemeinen sowie der Evaluation im Schulleistungsvergleich – in letzten Jahrzehnt auch TIMSS und PISA – beschäftigt. Zudem muss bei jeder Intervention der Erfolg einer Maßnahme durch entsprechende diagnostische Maßnahmen nachgewiesen werden.
Wichtige Themen der Pädagogischen Psychologie sind:
- Intelligenz, Begabung, Hochbegabung
- Leistungsangst
- Motivation, extrinsisch vs. intrinsisch
- Lernmotivation, Leistungsmotivation
- Interpersonale Wahrnehmung,
- Aspekte des Schulunterrichts
- Unterrichtsqualität
- Leistungsbeurteilung in der Schule
- Familie, Migrantenkinder, Behinderte, soziale Benachteiligung
Literatur
- M. Hasselhorn & A. Gold (2006): Pädagogische Psychologie (1. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer.
- C. Klicpera & B. Gasteiger-Klicpera (1995): Psychologie der Leseschwierigkeiten und Schreibschwierigkeiten. Entwicklung, Ursachen, Förderung. Weinheim: PVU.
- A. Krapp & B. Weidenman (Hrsg.) (2006): Pädagogische Psychologie (5. Auflage). Weinheim: Beltz.
- G. Mietzel (2007): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens (8. Auflage). Göttingen: Hogrefe.
- H. Lukesch (2006): Einführung in die Pädagogische Psychologie (= Psychologie in der Lehrerausbildung, Band 1; 4. Auflage). Regensburg: Roderer.
- Hans-Peter Nolting & Peter Paulus (1992): Pädagogische Psychologie. Stuttgart: Kohlhammer, ISBN 3-17-010479-9
- D. H. Rost (Hrsg.) (2010): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (4. Auflage). Weinheim: Beltz PsychologieVerlagsUnion, ISBN 978-3-621-27690-0.
- D. H. Rost (Hrsg.) (1996 ff.): Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie. Münster: Waxmann Verlag, ISSN 1430-2977, Buchreihe, bislang 78 Bände.
- E. Wild & J. Möller (Hrsg.) (2009): Pädagogische Psychologie (1. Auflage). Berlin: Springer, ISBN 978-3-540-88572-6
- A. Woolfolk (2008): Pädagogische Psychologie (deutsche Übersetzung nach der 10. US-amerikanischen Auflage). München: Pearson Studium, ISBN 978-3-8273-7279-6.
Weblinks
- Zeitschrift für Pädagogische Psychologie
- Psychologie in Erziehung und Unterricht
- Journal of Educational Psychology
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Lukesch (2006). Einführung in die Pädagogische Psychologie (= Psychologie in der Lehrerausbildung, Band 1). Regensburg: Roderer.
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