Schutzhund

Schutzhund

Als Schutzhund bezeichnet man einen Haushund, der eine Schutzhundausbildung durchlaufen und mit einer Reihe von Prüfungen (SchH/VPG/ÖPO) erfolgreich abgeschlossen hat; das Tier ist danach zum Schutzdienst qualifiziert.

Die Schutzhundausbildung sowie die anschließenden Prüfungen können prinzipiell Hunde aller Rassen absolvieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1906 fand der erste Schutzhundewettbewerb statt. Sieger wurde ein Deutscher Schäferhund.[1] Seitdem hat sich der Schutzhundesport weit verbreitet. Vor allem Gebrauchshunderassen sind erfolgreich. Die Prüfungen, die über 100 Jahre weitgehend gleich abliefen und unter anderem Angriffe des Hunds auf einen Figuranten (auch Scheintäter genannt) enthielten, wurden unter dem Druck der öffentlichen Meinung modifiziert. Kern der Prüfungen sind jetzt die Selbstverteidigung des Hunds sowie die Verteidigung des Hundeführers.[1] Die Prüfungen wurden nach vielen Änderungen im Prüfungsablauf in Deutschland umbenannt in Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG).

Ausbildung

Sport

Frei folgender Hund beim Gehorsamstraining
Bewachungsphase beim Schutzdienst
Start der Suche bei der Fährtenarbeit

Die Ausbildung des Hundes soll schon in jungen Jahren beginnen. Dort wird der Hund so trainiert, dass er später den Schutzärmel als Beute ansieht und über sein Beuteverhalten ausgebildet werden kann. Dabei ist es schwer, dem Hund im dieser Situation Gehorsam zu vermitteln. Um die nötigen Befehle, aber auch das Verbellen und andere Fähigkeiten zu erlernen, ist es nötig, den Hund nicht zu beruhigen wie in der Unterordnung.

Im Sport geht es vor allem darum, den geführten Hund zu einem auch in Extremsituationen gehorsamen Begleiter zu trainieren. Heute werden die Tiere immer mehr überwiegend über Motivation und Spiel ohne wesentlichen Druck ausgebildet. Der Hund im Sport lernt nicht einen Menschen zu beißen, er erbeutet vielmehr den Schutzärmel.

Diensthunde

Ein Polizeihund durchläuft eine ähnliche Ausbildung, die aber wesentlich komplizierter aufgebaut ist und meist auch schneller vonstatten gehen muss als bei einem im Sport geführten Hund. In der Ausbildung des Polizeihunds geht es letztlich nicht um das Spiel mit dem Helfer um die Beute Ärmel wie im Sport, sondern tatsächlich darum, einen Täter im Ernstfall stellen zu können: Im Polizeihundbereich wird der Hund darauf trainiert, gezielt Menschen zu stellen, im Notfall auch anzugreifen, und auf Befehl des Hundeführers auch ohne Zögern wieder abzulassen.

Hundesportprüfungen: VPG, ÖPO, SchH, IPO

Die Schutzhundprüfung (SchH) wurde im VDH durch die Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG) ersetzt, im ÖKV heißt die entsprechende Prüfung Sport-Gebrauchshundeprüfung (ÖPO)[2]. Es gibt je nach Land eigene Prüfungsordnungen, die sich aber nur unwesentlich von denen der VPG unterscheiden. Von der FCI verabschiedet gibt es zusätzlich die internationale Prüfungsordnung für Gebrauchshundeprüfungen (IPO), nach der Prüfungen abgelegt werden können. Die IPO ermöglicht ausländischen Hundeführern eine nationale Prüfung nach internationalem Reglement abzulegen. Weltmeisterschaften werden aus Gründen der Vergleichbarkeit immer nach internationaler Prüfungsordnung durchgeführt. Die VPG-Prüfungsordnung des VDH (PO) entspricht bis auf minimale Details der IPO.

Die Prüfungsinhalte umfassen in allen Stufen die drei Bereiche (Abteilungen) Fährtenarbeit, Unterordnung (Gehorsamstraining) und Schutzdienst; Zugelassen sind Hunde aller Rassen, sowie Mischlinge, deren Konstitution die Ausführung der Anforderungen der Prüfungsordnung zulässt.

Zum Bestehen der Prüfung müssen in jeder Sparte mindestens 70 Prozent der Punkte erreicht werden. Die maximale Punktzahl liegt bei 300.

Die Bewertungen sind in Anlehnung an Schulnoten folgendermaßen gestaffelt:

  • vorzüglich: ≥ 286 Punkte;
  • sehr gut: ≥ 270;
  • gut: ≥ 240 Punkte;
  • befriedigend: ≥ 210 Punkte;
  • mangelhaft: < 210 Punkte.

Nach bestandener Prüfung erhält der Hundeführer das Ausbildungskennzeichen (AKZ); nach Absolvieren der Schutzhundeprüfung erster Stufe (SCHH Klasse I) kann die nächsthöhere Stufe mit erhöhten Anforderungen angestrebt werden.

Folgende VPG Prüfungen gibt es:

  • SchH Stufe I/VPG 1: z. B. Eigenfährte 300 Meter, Freifolge, Sitz, Platz, Bringen, Voraus, Revieren (2 Verstecke) u. a.
  • SchH Stufe II/VPG 2: z. B. Fremdfährte 400 Meter, Freifolge, Sitz, Platz, Steh, Revieren (4 Verstecke), Rückentransport u. a.
  • SchH Stufe III/VPG 3: z. B. Fremdfährte 600 Meter, Freifolge, Sitz, Platz, Steh, Revieren (6 Verstecke), Rückentransport u. a.
  • IPO I
  • IPO II
  • IPO III

Voraussetzungen: Grundvoraussetzung für die Ablegung einer VPG Prüfung ist eine bestandene Begleithundprüfung mit Verkehrsteil (BH/VT). Neben den körperlichen Eigenschaften gibt es auch ein Mindestalter für die Ablegung der unterschiedlichen Prüfungsstufen:[3]

  • BH/VT: 15 Monate
  • VPG 1: 18 Monate
  • VPG 2: 19 Monate
  • VPG 3: 20 Monate

Wettkämpfe

Mit einem ausgebildeten Schutzhund kann man an einer Vielzahl von Wettkämpfen teilnehmen. Viele Hundesportvereine veranstalten neben den Vereinsprüfungen, in denen es hauptsächlich um das Erreichen der nächsthöheren Prüfungsstufe geht, auch Pokalkämpfe. Hier gibt es unterschiedliche Wettbewerbe. Es gibt Teamwettkämpfe, in denen meist zwei Hundeführer gemeinsam als Team antreten oder auch die Einzelkonkurrenz. In Pokalkämpfen werden die Hunde nur in der Abteilung B (Unterordnung) und / oder C (Schutzdienst) vorgeführt. Die Bewertung der Leistungen übernimmt wie bei normalen Prüfungen ein Leistungsrichter.

Neben den Pokalkämpfen gibt es u. a. die offiziellen Meisterschaften. Hier wird unterschieden zwischen den Wettkämpfen der einzelnen Rasseverbände und den Allrassenveranstaltungen. Vorgeführt werden ausschließlich Hunde in der VPG III. Die Rasseverbände der Gebrauchshunderassen (z. B. Dobermann, Deutscher Boxer, Malinois, Deutscher Schäferhund) richten eigene Deutsche Meisterschaften aus. Teilnehmen können dort nur Hunde der jeweiligen Rasse. Eine bestimmte Anzahl qualifiziert sich dann weiter auf die Weltmeisterschaft.

Beispiel: Malinois

  • Qualifikationsprüfung (Mindestpunktzahl)
  • DMC Championat (Deutsche Meisterschaft der Malinois) = Qualifikation für WM
  • FMBB Weltmeisterschaft (die besten 6 Hunde des Championats)

Neben den Meisterschaften der Rasseverbände bietet der dhv Meisterschaften für alle Hunderassen an, die Deutschen Meisterschaften (DM) des dhv. Für diese muss man sich über diverse Veranstaltungen qualifizieren. Der SWHV, der DVG, der SGSV, der BLV und andere Hundesportverbände, die Mitglied im dhv sind, richten diese Qualifikationswege aus und sie unterscheiden sich von Verband zu Verband.

Nach der Qualifikation (unter anderem über die Bundessiegerprüfung) treffen sich die besten Hunde jedes Verbandes auf der Deutschen Meisterschaft des dhv, von derer die 6 besten Hunde auf die VDH DM kommen. Auf der VDH DM treffen sich die besten Hunde der jeweiligen Rassen und des dhv, um mit den besten sechs das Team Deutschland für die FCI WM zu bestimmen.

Mondioring

Eine Variante des Schutzhundesports ist der Mondioringsport oder auch Ringsport, der weder von der FCI[4] noch – in Deutschland – vom VDH anerkannt ist. Obwohl es keine Prüfungen der FCI in diesem Sport gibt und im Mondioring keine Anwartschaften auf den Titel Internationaler Arbeitschampion (CACIT) vergeben werden, gibt es eine von der FCI genehmigte Internationale Prüfungsordnung für Mondioring (IPO-MR).[5] Im angrenzenden Ausland gibt es außerhalb des Mondioring noch Französischer Ring, Campagne, Belgischer Ring und KNPV (die Prüfungen der Königlich Niederländischen Polizeihundevereinigung), wobei sich diese Sportarten voneinander unterscheiden. Mondioring umfasst u. a. den simulierten Angriff von vorne mit einem Stock (wobei der Hund beim Mondioring im Gegensatz zu VPG/IPO keine Schläge erhält, sondern lediglich bedroht wird), das Bewachen eines vom Richter gewählten Gegenstandes und die Führerverteidigung.

Der generelle Unterschied zum VPG ist, dass das Arbeiten am Kostüm geschieht, welches den Figuranten komplett schützt, im Gegensatz zum Arm beim Schutzhundesport. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass der Hund im Mondioring niemals selbständig angreift: Trotz Provokation durch den Helfer darf der Hund erst auf das Kommando seines Hundeführers angreifen bzw. wenn der Hundeführer tätlich angegriffen wird.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Hans-Joachim Swarovsky: Schutzhunde-Sport: Perfekter Einsatz für Allrounder. (Online)
  2. Österreichische Prüfungsordnung für Begleithundeprüfung mit Verhaltenstest, Begleithunde-Prüfungen, Gehorsams-(Obedience)-Prüfungen, Sport-Gebrauchshunde-Prüfungen, Fährtenhunde-Prüfungen des Österreichischen Kynologenverbandes ÖKV. Ausgabe 2011 (online)
  3. Prüfungsordnung des VDH von 2004 S. 11
  4. Protokoll der Sitzung des FCI-Vorstands Wien, 28./29. Juli 2009 S. 3
  5. Zirkular 55/2010 der FCI: Prüfungs-Mondioring-Reglement (IPO-MR)

Literatur

  • Manfred Müller: Der echte, führige Schutzhund. Oertel + Spörer 2000. ISBN 3886278034
  • Manfred Müller: Die Spezialausbildung des Schutzhundes. Oertel + Spörer 1998. ISBN 3886272141
  • Manfred Müller: Vom Welpen zum idealen Schutzhund. Oertel + Spörer 1996. ISBN 3886271609

Weblinks


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