Schwabylon

Schwabylon
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Schwabylon
Das Schwabylon im Jahr 1974
Basisdaten
Standort: München-Schwabing
Eröffnung: 9. November 1973, Schließung 1974
Geschäfte: 96
Eigentümer: Otto Schnitzenbaumer, Augsburg
Technische Daten
Architekt: Justus Dahinden
Baukosten: geplant: 140 Millionen DM,[1] realisiert: 160 Millionen DM.[2]
Ausschnitt aus einem Amateurfilm aus dem Jahre 1978

Das Schwabylon (Kofferwort aus Schwabing und Babylon) war ein Einkaufs- und Freizeitzentrum an der Leopoldstraße 202/202a in München-Schwabing. Der Augsburger Landmaschinenhändler Otto Schnitzenbaumer ließ das Gebäude 1973 für 160 Millionen DM erbauen und am 9. November 1973 eröffnen. Der verantwortliche Architekt war Justus Dahinden.

Das Schwabylon zeichnete sich durch seine ungewöhnliche Architektur aus: So erinnerte es von außen an eine Stufenpyramide, auf die eine stilisierte aufgehende Sonne in knalligen Farben (rot, orange, gelb) aufgemalt war. Mit den Worten Justus Dahindens: „Die aufgehende Sonne an der Stufenpyramide des Schwabylon soll mehr sein […] als bloße originelle Fassadengraphik. […] Hier soll die funktionale Zweckarchitektur durch einen übergeordneten künstlerischen Eingriff entfremdet und humanisiert werden.“[3] Im Gebäude selbst existierten keine Treppen, sondern lediglich Rampen.

Der Gesamtkomplex bestand aus mehreren Bauteilen: einem Hotel samt Ladenzentrum, Büros und Wohnungen und dem eigentlichen Schwabylon, das „Einkaufspromenaden mit rund 100 Läden, Boutiquen und Galerien, 12 Restaurants, einen Biergarten mit knorrigen alten Kastanien, eine Spielhalle, Kino, Sportanlagen, römische Thermen, Sauna, Solarium, Schwimmbad und eine Kunsteisbahn“[3] umfasste. Vom benachbarten Hotel Holiday Inn kam man in das dreistöckige Nachtlokal „Yellow Submarine“, welches „ringsum von einem 600 000 Liter fassenden Wassertank umgeben [ist], in dem sich die über 30 Haifische tummeln“.[3]

Das Schwabylon erwies sich jedoch als Fehlinvestition. Bereits zum Jahresende 1974 wurde den letzten sechs von anfänglich 86 Ladenmietern gekündigt. Damit stand das Ladenzentrum bereits nach 14 Monaten wieder leer. Der Abbruch des leerstehenden Teils des Gebäudes erfolgte im Frühjahr/Sommer 1979.[4] Auf dem Grundstück errichtete das Versicherungsunternehmen DBV-Winterthur in der Folge einen Verwaltungsbau.

Bis heute erhalten sind Teile des unterirdischen Schwimmbads,[5] die Tiefgarage und der zum Gesamtkomplex gehörende Nachtclub (allerdings ohne Haifischbecken), das Holiday Inn Hotel und die hohen Appartementhäuser dahinter (Leopoldstraße 204/206). Die Appartementhäuser und das Holiday Inn Hotel überlebten durch ominöse Immobiliengeschäfte, die der Bauherr Otto Schnitzenbaumer unternommen haben soll (Helaba-Skandal). Das Schwabylon hinterließ dennoch einen prägenden Eindruck in München. So ziert eine Außenaufnahme des Schwabylons das Plattencover der 1997 erschienen LP/CD „The Sound Of Munich“ der Münchener Band Merricks.[6]

Literatur

Weblinks

 Commons: Schwabylon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unterm Dach. In: Der Spiegel. Nr. 17, 1971 (online).
  2. Ende einer Geisterstadt. In: Die Zeit, Nr. 25/1978.
  3. a b c Der Mensch selbst. In: Die Zeit, Nr. 47/1973.
  4. Münchner Merkur, 17. August 1979
  5. Schwabylon Schwimmbad. Webseite der Bunkerfreunde München. Abgerufen am 24. Oktober 2010.
  6. Merricks - The Sound Of Munich. Webseite der Merricks. Abgerufen am 24. Oktober 2010.
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