Harald Lesch

Harald Lesch
Harald Lesch bei einem Vortrag

Harald Lesch (* 28. Juli 1960 in Gießen) ist ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist, Fernsehmoderator und Professor für Physik an der LMU München und für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Harald Lesch, Juli 2005

Lesch wuchs als Gastwirtssohn im Stadtteil Nieder-Ohmen der Gemeinde Mücke in Hessen auf.[1] Nach seinem Abitur 1978 an der Theo-Koch-Schule Grünberg in Grünberg (Hessen) studierte Lesch Physik und als Nebenfach Philosophie zunächst an der Justus-Liebig-Universität Gießen, dann an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er sein Diplomstudium 1984 abschloss („Solar Wind Interaction with the Interstellar Medium“ = „Sonnenwind-Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium“) und 1987 am Max-Planck-Institut für Radioastronomie zum Thema „Nonlinear Plasma Processes in Active Galactic Nuclei“ (= „Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen“) promoviert wurde (Dr. rer. nat.). In den Jahren 1988 bis 1991 war er Forschungsassistent an der Landessternwarte Heidelberg-Königstuhl. Er war von 1991 bis 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. 1992 war er Gastprofessor an der University of Toronto. 1994 wurde er an der Universität Bonn habilitiert (Habilitationsschrift: „Galactic Dynamics and Magnetic Fields“ = „Galaktische Dynamik und Magnetfelder“).

Harald Lesch ist verheiratet und hat einen Sohn.

Wirken

Harald Lesch, Dezember 2009

Seit 1995 ist Lesch Professor für Theoretische Astrophysik am Institut für Astronomie und Astrophysik an/bei der Universitätssternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität München.[2] Er unterrichtet zudem Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München. Seine Hauptforschungsgebiete sind kosmische Plasmaphysik, Schwarze Löcher und Neutronensterne. Er ist Fachgutachter für Astrophysik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Mitglied der Astronomischen Gesellschaft. Außerdem ist er Sachbuch-Autor.

Bekannt geworden ist Lesch vor allem durch seine Fernsehauftritte, hauptsächlich als Moderator der von 1998 bis 2007 gelaufenen Sendereihe alpha-Centauri. Daraus entspann sich eine weitergehende Medienpräsenz sowohl im Fernsehen als auch im Radio. Typisch für seinen Moderationsstil in beiden Medien ist, dass er entweder allein einen Vortrag hält (meist in einem 15-minütigen Rahmen) oder mit einem einzelnen Gesprächspartner ein Zwiegespräch führt. Auf diese Art versucht Harald Lesch, dem Publikum komplexe wissenschaftliche oder philosophische Sachverhalte nahezubringen.

2005 wurde ihm für seine Fernsehauftritte und Publikationen der Communicator-Preis der DFG und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft verliehen.[3] In Anerkennung seiner Verdienste, wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen, verlieh ihm die Naturforschende Gesellschaft zu Emden am 15. März 2011 auf ihrer Jahreshauptversammlung die Ehrenmitgliedschaft.

Fernsehauftritte

1994 nahm Lesch zusammen mit Ranga Yogeshwar, Illobrand von Ludwiger und Heinz Rohde an der von Peter Gatter moderierten Live-Talkrunde UFOs: Gibt es sie wirklich? der ARD in Hamburg teil. Auslöser der Diskussion war Heinz Rohdes umstrittener Dokumentarfilm UFOs... und es gibt sie doch!.

Den Anfang seiner Medienkarriere machte Lesch beim Sender BR-alpha, zunächst mit alpha-Centauri, worin er Themen aus dem Bereich der Astrophysik behandelt. Später kamen verschiedene andere Produktionen desselben Senders hinzu: In Lesch & Co. und Denker des Abendlandes unterhält er sich mit dem Philosophie-Professor und Freund Wilhelm Vossenkuhl über philosophische Themen. Alpha bis Omega behandelt im Gespräch zwischen Lesch und dem katholischen Theologen Thomas Schwartz den Gegensatz und die Vereinbarkeit von Religion und Naturwissenschaften.

Daneben hat er viele kürzere Sendereihen im Fernsehen moderiert:

  • Anlässlich des Einsteinjahrs 2005 strahlte BR-alpha die achtteilige Reihe Die Physik Albert Einsteins aus, worin in jeder Folge eine einzelne wissenschaftliche Erkenntnis von Albert Einstein von Lesch vorgestellt und in ihrer Bedeutung dargelegt wurde;
  • ab August 2007 wurde von BR-alpha wöchentlich die 16-teilige Sendung Die 4 Elemente ausgestrahlt, die sich mit der Beschaffenheit der Welt auseinandersetzt und neben dem naturwissenschaftlichen auch den kulturhistorischen Aspekt behandelt;
  • des Weiteren startete BR-alpha eine Serie LeschZug, in der Lesch mit der Münchener U-Bahn fahren und dabei seine Meinung zu jeweils einem aktuellen Thema kundtun sollte. In der einzigen produzierten Folge sprach er über die Herausforderung des Klimawandels;
  • für den Pay-TV-Spartenkanal SciFi differenzierte er in der Vortragsserie Star Trek – Science vs. Fiction wissenschaftlich fundierte und fiktive Bestandteile von Star Trek;
  • von April bis Ende 2007 moderierte Lesch für SciFi wöchentlich die 5-minütige Sendung sci_xpert - Leschs Universum, die sich mit Zuschauerfragen befasste, die sich vor allem um die Realisierbarkeit von Science-Fiction-Konzepten drehten (etwa: Wie realistisch sind die großen Raumschiffe aus Independence Day?), aber auch rein wissenschaftliche Themen betrafen (z. B.: Was ist Gravitation?), die in der Tradition von alpha-Centauri behandelt wurden. Insgesamt entstanden 35 Folgen.

Seit September 2008 ist er Moderator des ZDF-Wissenschaftsmagazins Abenteuer Forschung.[4] Er folgt damit Joachim Bublath, der diese Sendung viele Jahre moderierte.

Zum Start des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 moderierte er im ZDF die zweieinhalbstündige Sondersendung „Wie das Licht in die Welt kam: die Lange Nacht mit Harald Lesch“, in der er, zwischen dokumentarischen Einspielfilmen, Gespräche mit dem Kabarettisten Christoph Süß, dem Physiker Günther Hasinger und dem Theologen Thomas Schwartz führte.

Seit 2010 moderiert Lesch zudem auf ZDFneo die viertelstündige Sendung Leschs Kosmos.[5]

Preise

Schriften

  • Nichtlineare Plasmaprozesse in aktiven galaktischen Kernen. Universität Bonn, 1987. (Dissertation)
  • Galaktische Dynamik und Magnetfelder. Universität Bonn, 1994. (Habilitationsschrift)
  • Harald Lesch, Jörn Müller:
    • Kosmologie für Fußgänger. Eine Reise durchs Universum. Goldmann, München 2001. ISBN 3-442-15154-6
    • Big Bang, zweiter Akt. Auf den Spuren des Lebens im All. Bertelsmann, München 2003. ISBN 3-570-00776-6
    • Kosmologie für helle Köpfe. Die dunklen Seiten des Universums. Goldmann, München 2006. ISBN 3-442-15382-4
    • Weißt du, wie viel Sterne stehen? Wie das Licht in die Welt kommt. C. Bertelsmann, München 2008. ISBN 3-570-01054-6
  • Harald Lesch und das Quot-Team:
  • Harald Lesch, Harald Zaun:
  • Harald Lesch (Hörbuch-CD):
  • Harald Lesch, Friedemann Schrenk (Hörbuch-CD):
  • Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch. Unerhört wissenschaftliche Erklärungen, Knaus Verlag, München 2010 ISBN 978-3-8135-0382-1

Trivia

Lesch ist ein passionierter Tabakspfeifenraucher, Jazzliebhaber und begeisterter Kinderuni-Professor.[8]

Der Asteroid (35357) 1997 SX9 trägt den offiziellen Namen Haraldlesch.[9][10]

Literatur

  • Usch Kiausch: "Vielleicht treffen wir ja irgendwann auch mal außerirdische Europäer..." Ein Gespräch mit Professor Harald Lesch. In: Das Science Fiction Jahr 2011, hrsg. von Sascha Mamczak, Sebastian Pirling und Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag München 2011, S. 925–954. ISBN 978-3-453-53379-0

Weblinks

 Commons: Harald Lesch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Sendungen

Vorträge

Einzelnachweise

  1. Warum Außerirdische schlechte Laune haben. Gießener Allgemeine, 23. Juni 2009, abgerufen am 10. Juni 2011.
  2. Harald Lesch: Curriculum Vitae
  3. Pressemitteilung zur Verleihung des Communicator-Preises 2005 an H. Lesch
  4. Homepage zur Sendung „Abenteuer Forschung“
  5. Eintrag bei wunschliste.de
  6. Nürnberger Astronomische Gesellschaft: Verleihung der Verdienstmedaille in Gold an Harald Lesch
  7. Harald Lesch wird Ehrenmitglied. Abgerufen am 11. September 2011.
  8. Radio-Interview, Etwasistimmer.de
  9. Mitteilung der Starkenburg-Sternwarte, vom 18. Juni 2010
  10. 35357 Haraldlesch (1997 SX9)@ JPL Small-Body Database Browser, abgerufen am 18. August 2011

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