- Schwarze Hand
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Die Schwarze Hand (serbisch Црна Рука / Crna ruka, offiziell Уједињење или Смрт / Ujedinjenje ili Smrt – „Vereinigung oder Tod“) war eine den Geheimdiensten ähnliche serbische Offiziers-Vereinigung, der auch einige wenige Kroaten und Bosniaken (z. B. Oskar Tartaglia) angehörten. Ähnliche verschwörerische Offiziersverbindungen gab es im 19. Jahrhundert auch in Rumänien und dem Osmanischen Reich. Mitglieder der Schwarzen Hand waren am Attentat von Sarajevo beteiligt und befürworteten die Idee eines Großserbien, in dem ganz Bosnien Herzegowina und Serbien in einem Staat vereint sein sollten. Die Schwarze Hand galt als geheime Organisation, obwohl ihre Existenz und einige ihrer Mitglieder öffentlich bekannt waren.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Mitglieder der Weißen Hand (einer anderen Offiziers-Organisation, zu der keine Verbindungen mit der Schwarzen Hand bekannt sind) waren maßgeblich am Mai-Umsturz beteiligt, bei dem der serbische König Aleksandar Obrenović und seine Gattin, Draga Mašin, getötet wurden, womit die Herrschaft der Dynastie Obrenović in Serbien endete. Der Umsturz fand am 29. Maijul./ 11. Juni 1903greg. statt und wurde überwiegend von Offizieren getragen. Aleksandar Obrenović galt als ein König von Österreich-Ungarns Gnaden, der überwiegend mit Eheskandalen aufhorchen ließ. Er stieß auf Widerstand pro-französisch, pro-britisch und pro-russisch orientierter Offiziere, die ihn schließlich töteten. Der „Königsmord in Belgrad“, wie er von der Österreich-Ungarischen Presse tituliert wurde, zog eine schwerwiegende diplomatische Krise mit Österreich-Ungarn nach sich.
Nach dem Umsturz kam es zum Streit unter den Mitgliedern und die Weiße Hand hatte sich aufgelöst. Am 9. Mai 1911 wurde in Belgrad die Nachfolgeorganisation „Ujedinjenje ili Smrt“ gegründet, die mehrheitlich aus ehemaligen Mitgliedern der Weißen Hand bestand. Ihre Gründungsmitglieder waren:
- Major Ilija Radivojević
- Vize-Konsul Bogdan Radenković
- Oberst Čedomilj A. Popović
- Oberstleutnant Velimir S. Vemić
- Oberst Dragutin Dimitrijević Apis
- Major Vojislav Tankositsch
- Journalist Ilija M. Jovanović
- Major Milan Vasić
- Oberst Milovan Gr. Milovanović
Die Verfassung von „Ujedinjenje ili Smrt“
Die Ziele der Organisation waren in einem Regelwerk zusammengefasst:
- Mit dem Ziel der Verwirklichung des völkischen Ideals, der Vereinigung des Serbentums, wird eine Organisation gegründet, deren Mitglied jeder Serbe sein kann, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Religion, Geburtsort, sowie auch sonst jeder, der dieser Idee aufrichtig dient.
- Die Organisation setzt den revolutionären Kampf dem kulturellen voraus, deswegen ist die Institution absolut geheim gegenüber einem größeren Kreis.
- Die Organisation trägt den Namen „Ujedinjenje ili Smrt“.
- Für die Erfüllung dieser Aufgabe
- beeinflusst die Organisation, nach dem Charakter ihres Wesens, alle offiziellen Faktoren in Serbien, wie es in Piemont war, und alle gesellschaftlichen Schichten und das gesamte gesellschaftliche Leben in ihr.
- führt sie in allen Gebieten, in denen Serben leben, eine revolutionäre Organisation durch.
- kämpft sie außerhalb der Grenzen mit allen Mitteln gegen alle Feinde dieser Idee.
- unterhält sie freundschaftliche Beziehungen mit jenen Staaten, Volksverbänden und Einzelpersonen, die Serbien und dem serbischen Stamm freundlich gesinnt sind.
- gewährt sie allen Völkern und Organisationen, die für die eigene nationale Befreiung und Vereinigung kämpfen, jede Hilfe.
- Das oberste Organ der Organisation ist die Oberste Zentralverwaltung mit dem Sitz in Belgrad. Sie besorgt die Ausführung aller vorhin genannten Agenden.
- Die Mitgliederzahl der Obersten Zentralverwaltung ist unbegrenzt – im Prinzip möglichst wenige.
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Die Oberste Zentralverwaltung
Die Entscheidungen der Obersten Zentralverwaltung waren für alle Mitglieder der Organisation verbindlich, sie verfügte über ihr Leben und Vermögen. Die Interessen der Organisation kamen an erster Stelle, ihre Mitglieder mussten alle die Organisation betreffenden Informationen und Erkenntnisse, die sie dienstlich oder privat erfuhren, melden. Die Oberste Zentralverwaltung hatte das Recht Todesurteile auszusprechen, die von besonders vertrauenswürdigen Mitgliedern vollstreckt wurden. Wenn jemand Mitglied geworden war, konnte er die Organisation nicht mehr verlassen, niemand durfte seinen Rücktritt annehmen. Der Verrat bedeutete den Tod. Um die Geheimhaltung der Mitglieder zu sichern, werden sie nicht nach Namen, sondern nach Nummern geführt. Die Mitglieder kannten einander in der Regel nicht, mit ihnen wurde über besondere Kontaktleute kommuniziert. Nur die Oberste Zentralverwaltung kannte alle Mitglieder. Obwohl sie die Organisation als solche nicht kannten, verpflichteten sich ihre Mitglieder zu bedingungslosem Gehorsam und blinder Unterwürfigkeit, sie mussten Befehle ausführen und alle Geheimnisse der Organisation mit ins Grab nehmen.
Schwur der Schwarzen Hand
- Ich, der in die Organisation „Vereinigung oder Tod“ eintrete, schwöre bei der Sonne, die mich erwärmt, bei der Erde, die mich ernährt, vor Gott, beim Blut meiner Väter, bei meiner Ehre und bei meinem Leben, dass ich von diesem Augenblick an bis zu meinem Tode die Satzung dieser Organisation treu befolgen und stets bereit sein werde, ihr alle Opfer zu bringen.
- Ich schwöre vor Gott, bei meiner Ehre und bei meinem Leben, dass ich allen Weisungen und Befehlen widerspruchslos folgen werde.
- Ich schwöre vor Gott, bei meiner Ehre und bei meinem Leben, dass ich alle Geheimnisse dieser Organisation mit ins Grab nehmen werde.
- Mögen Gott und meine Kameraden in dieser Organisation über mich zu Gericht sitzen, wenn ich wissentlich diesen Eid breche oder umgehe.
Beteiligung an Attentaten
1910 plante die Schwarze Hand ein Attentat auf den österreich-ungarischen Verwalter in Bosnien, Marijan Freiherr Varešanin von Vareš. Der serbische Student und Attentäter Bogdan Žerajić feuerte am 15. Juni 1910 in Sarajevo fünf Schüsse aus einem Revolver auf Varešanin ab, der jedoch durch einen unglaublichen Zufall überlebte. Mit der sechsten und letzten Kugel erschoss sich der Täter anschließend selbst.
Žerajićs Attentat war ein großer Ansporn für Gavrilo Princip, den Attentäter von Sarajevo. Princip besuchte Žerajićs Grab und schwor, ihn zu rächen und seine Tat mit einer ähnlichen Handlung zu „würdigen“.
1911 plante Oberst Dragutin Dimitrijević Apis ein Attentat in Wien auf den österreichisch-ungarischen Kaiser Franz Joseph I., das jedoch nicht ausgeführt wurde. Der am Attentat von Sarajevo beteiligte Muhamed Mehmedbašić sollte im Januar 1914 einen Anschlag auf den Landeschef von Bosnien, Feldzeugmeister Oskar Potiorek, verüben, was ihm aber nicht gelang.
Der Niedergang
Die serbische Regierung erkannte die Gefährlichkeit der Organisation, sie verhaftete 1917 alle ihre Mitglieder und beschuldigte sie, die Ermordung des serbischen Thronfolgers Aleksandar Karađorđević geplant zu haben. Bei Oberst Dragutin Dimitrijević Apis, Mitglied der Obersten Zentralverwaltung, wurde das Original der Statuten, bei Velimir S. Vemić eine Liste mit den Namen der Mitglieder gefunden. In einem Schauprozess wurden Oberst Dragutin Dimitrijević Apis, Major Lj. Vulović und R. Malobabić zum Tode verurteilt und erschossen. Die anderen Angeklagten wurden zunächst zu langen Haftstrafen verurteilt und später amnestiert. Die Schwarze Hand vertrat die Ansicht, dass eine jugoslawische Föderation erst dann eingegangen werden könne, wenn Serbiens territoriale Ansprüche zuvor abgesichert würden.
Weblinks
- Statuten der Vereinigung in englischer Sprache
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