Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte SBS

Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte SBS

Die Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte (SBS) ist die einzige Institution im deutschsprachigen Raum, die auf Bibliotheks- und auf Produktionsseite die gesamte Palette der Blindenmedien pflegt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die SBS wurde 1904 von Dr. h. c. Theodor Staub (1864–1960) in Zürich gegründet, damals noch unter dem Namen Schweizerische Blindenleihbibliothek. 1975 schloss sich diese mit der damaligen Schweizer Blindenhörbücherei zusammen. Die neue Institution erhielt den Namen Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte SBS. In den vergangenen Jahren wurden unter anderen die Grossdruckbibliothek der Pro Senectute und die Blindenleihbibliothek am Goetheanum in Dornach in die SBS überführt. Seit Januar 2003 hat die SBS ihren Sitz in einer für ihre Zwecke umgebauten und einer Totalsanierung unterzogenen Fabrik in Zürich Wiedikon. Hier sind 80 festangestellte Mitarbeiter und nochmals rund 60 freischaffende Sprecher tätig.

Bibliothek

Den 6'207 blinden und sehbehinderten Nutzern steht ein Bestand von rund 28'000 Titeln zur Verfügung, der das Angebot öffentlicher Bibliotheken und Buchhandlungen widerspiegelt. Das Spektrum reicht vom Kochbuch über das populäre oder anspruchsvolle Sachbuch, von Eckpfeilern der Weltliteratur über Unterhaltendes bis hin zu als schwierig geltender Lyrik alle Sparten vergangener und zeitgenössischer Literaturproduktion. Mit einer einmaligen Einschreibegebühr von 50 Franken (33 Euro) können die blinden und sehbehinderten Nutzer das gesamte Angebot der Bibliothek kostenlos nutzen. Für Institutionen wie Spitäler oder Alters- und Pflegeheime beträgt die Nutzungsgebühr 250 Franken (165 Euro) pro Jahr.

Im Unterschied zu Bibliotheken für Sehende wird der Ausleihverkehr der SBS fast ausschliesslich auf dem Postweg abgewickelt. Aufgrund einer internationalen Vereinbarung mit dem Weltpostverein können die sogenannten Blindensendungen der Blindenbüchereien weltweit kostenlos befördert werden. Im Jahre 2004 wurden von der SBS 106'542 Titel ausgeliehen. Um in der Auswahl der Bücher und Texte ein eigenständiges Programm verfolgen zu können, unterhält die SBS einen Medienverlag mit eigenen Hörbuch-Studios und einer grossen Brailleschrift- respektive Grossdruck-Druckerei.

Hörbuch-Produktion

Der Bereich Hörbuchstudio der SBS produziert in neun eigenen Studios monatlich rund 80 Hörbücher und rund 50 verschiedene Hörzeitschriften. Im Jahre 2004 wurden 6'311 Stunden Hörbücher und Hörzeitschriften produziert. Schon seit 2002 produziert die SBS so genannte digitale DAISY-Hörbücher mit dem gleichnamigen neuen weltweiten Standard für navigierbare, zugängliche Multimedia-Dokumente. Parallel dazu wurde die analoge Produktion "heruntergefahren". Ab Januar 2006 werden neue Hörbücher nur noch als DAISY-Hörbuch produziert.

Blindenschrift-Produktion

Der Bereich Blindenschrift stellt Bücher, Texte, Zeitschriften und Musikalien in Blindenschrift her. Im Grossdruckverlag entstehen im Kopierverfahren Vergrösserungen. Im Jahre 2004 wurden 137'793 Originalseiten Literatur in Blindenschrift oder Grossdruck übertragen.

Lehrmittel-Produktion

Einen grossen Teil ihrer Kapazitäten setzt die SBS für die Herstellung von Lehrmitteln, Studien- und Fachliteratur ein. Die Auftraggeber sind Schüler, Studierende und im Berufsalltag stehende blinde oder sehbehinderte Menschen. Die Kosten übernimmt in der Regel die Invalidenversicherung, die Erstausbildungen behinderter Menschen gemäss ihrem Grundprinzip "Eingliederung vor Rente" finanziert. Die Übertragung von Lehrmitteln in blindengerechte Formen ist im Vergleich zur Produktion der relativ einfach strukturierten belletristischen Werke eine aufwändige und anspruchsvolle Arbeit.

Die verschiedenen Fachbereiche - von Fremdsprachen über naturwissenschaftliche Bücher bis hin zu juristischer oder theologischer Literatur - verlangen von den Lektoren grosse Sachkenntnis. Sie fordern aber vor allem die Fähigkeit, Schwarzschriftvorlagen mit ihren strukturellen und typographischen Eigenheiten in Blindenmedien umzugestalten. Das Ziel der Übertragungsarbeit besteht darin, einen im Vergleich zum Original annähernd gleichwertigen (Lern-)Gewinn zu ermöglichen.

Finanzierung

Die Schweizerische Invalidenversicherung finanziert jährlich rund 40 Prozent der Betriebskosten. Zur Finanzierung des jährlichen Gesamtaufwandes von rund 10 Millionen Franken ist die SBS deshalb auf Spenden, Buch-Patenschaften, Legate und Beiträge von gemeinnützigen Stiftungen angewiesen.

Konsortium der Schweizer Blindenmedieninstitution

Die SBS hat auch die Geschäftsführung des 1999 gegründeten Konsortiums der Schweizer Blindenmedieninstitutionen inne. Zu diesem gehören neben der SBS die

  • Schweizerische Caritasaktion der Blinden mit ihrer Blindenbibliothek der CAB in Landschlacht und ihrer Etoile Sonore in Collombey;
  • Association pour le Bien des Aveugles mit ihrer Bibliothèque Braille Romande et Livre Parlé in Genf;
  • Associazione ciechi e ipovedenbti della Svizzera Italiana mit ihrer Biblioteca Braille e del Libro Parlato, Tenero;
  • Bibliothèque Sonore Romande (Lausanne).

Weblinks


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