Schäl

Schäl
Tünnes, als Denkmal in der Kölner Altstadt

Tünnes und Schäl sind zwei legendäre Figuren aus dem Hänneschen-Puppentheater der Stadt Köln.

Der Name Tünnes ist die rheinische Form von Antonius. Tünnes wird als knollennasiger, rustikaler Typ mit friedlichem Gemüt und einer gewissen Bauernschläue dargestellt.

Schäl bezieht sich einerseits auf das Schielen des Protagonisten. Der Ausdruck bedeutet andererseits in der kölschen Mundart auch schlecht oder falsch, so dass der Name mit Absicht doppeldeutig ist, siehe auch Schäl Sick. Die Figur ist schlanker als Tünnes und trägt stets einen Frack. Sein Charakter wird schlitzohrig, listig und sogar hinterhältig dargestellt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schäl, im gleichen Denkmal verewigt

Johann Christoph Winters, der Gründer des ersten Kölner Hänneschentheaters, etablierte im Jahre 1803 den Tünnes als Figur in seinem Ensemble. Die Einführung der Figur des Schäl in den 1850er Jahren wird von Brauchtumsexperten auf Winters Verärgerung über Franz Millewitsch, trotz der anderen Schreibweise ein Vorfahre des Volksschauspielers Willy Millowitsch, der ein konkurrierendes Puppentheater auf der Schäl Sick betrieb, zurückgeführt[1].

Tünnes und Schäl als Kölsche Originale

Bei dem Duo handelt es sich um Figuren, die es in der Realität nie gegeben hat. Da sie nach Meinung vieler Kölner jedoch zahlreiche Eigenarten der Bewohner der Stadt aufweisen, werden sie trotzdem zu den Kölschen Originalen gezählt, die normalerweise wirklich gelebt haben. Durch den hohen Bekanntheitsgrad auch außerhalb des Puppentheaters erzählt man sich nicht nur in Köln eine Vielzahl von „Tünnes-und-Schäl“-Witzen. Bis heute verwendet die Leitstelle der Kölner Verkehrs-Betriebe Tünnes als Erkennungsnamen im Funkverkehr.

Tünnes und Schäl in der Bildenden Kunst

1950 schuf der österreichische Bildhauer Prof. Wolfgang Wallner Tünnes und Schäl als eine 4 m hohe Figurengruppe mit den typischen Häusern der Kölner Altstadt, die als Nagelplastik für den Wiederaufbau des Gürzenich in Köln ausgestellt wurde und heute im Gürzenich steht. Überdies findet sich eine figürliche Darstellung von Tünnes und Schäl über dem dem Hauptbahnhof zugewandten Seitenportal des Kölner Doms, auf der rechten Seite des Spitzbogens.

Wochenblatt

Tünnes und Schäl ist auch der Name eines humoristischen Wochenblattes, das der Kölner Karnevalsschlager-Komponist Willi Ostermann ab 1930 herausgab. Es wurde jedoch bereits 1931 wieder eingestellt.

Tünnes als Gotteslästerung?

Im Jahre 1993 zeigte die Kölner Stunksitzung ein Kruzifix mit der Inschrift Tünnes anstatt „INRI“. Das Schild wurde nach einer Strafanzeige wegen Beschimpfung von Religionsgesellschaften polizeilich beschlagnahmt. Dem Einspruch des Regisseurs der Stunksitzung gegen den anschließenden Strafbefehl über DM 6000 wurde wegen des Vorrangs der Kunstfreiheit allerdings stattgegeben.

Siehe auch

Tuppes

Quellen

  1. Werner Jung: Das neuzeitliche Köln, ISBN 3-7616-1590-6, S. 227

Weblinks


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