- Schüchternheit
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Schüchternheit (hochsprachlich auch Scheu, veraltend Scheue) ist eine Verhaltenszuschreibung für Menschen, die als scheu, zurückhaltend, ängstlich und sogar gehemmt gelten.
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Näheres
Ein schüchterner Mensch scheut davor zurück, soziale Kontakte mit anderen Mitmenschen zu knüpfen. Diese Hemmschwelle kann eine Form der Höflichkeit sein, wenn man den anderen gegenüber mit Gründen hohen Respekt hat („Steht es mir überhaupt zu, sie zu nötigen, dass sie sich mit mir befassen?“). Sie kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass schlechte Erfahrungen (hochmütige Behandlung) oder genetische Anlagen vorliegen. Schüchternheit macht zaghaft oder vorsichtig.
Gelegentlich Schüchterne weisen ansonsten keinerlei Defizite bezüglich ihrer Kommunikation mit anderen Mitmenschen auf (besonders mit Gleichgestellten oder Untergebenen oder ihnen besser bekannten Personen, z. B. Freunden oder Familienmitgliedern).
Ständig schüchterne Menschen kämpfen mit der Sorge, immer abschätzig behandelt zu werden. Sie kommen sich wie auf einer Bühne vor und empfinden ihre Mitmenschen als Publikum, das sie fortwährend kritisch beobachtet. Dies kann sich bis zu einer sozialen Phobie steigern.
Psychologische Betrachtung
Übertriebene Schüchternheit ist ein Symptom eines mehr oder weniger stark ausgeprägten Minderwertigkeitskomplexes. Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle wahrzunehmen und zu artikulieren. In Kontakt mit Fremden besteht eine unterschwellige Angst davor, abgelehnt oder falsch verstanden zu werden. Leiden die Betroffenen unter ihrer Schüchternheit und sehen keine Möglichkeit der Besserung, ist oft eine psychotherapeutische Behandlung nötig.
Allerdings ist ein gewisses Maß an Schüchternheit normal und zeigt sich in ungewohnter Umgebung, wenn Betroffene unter großer Aufmerksamkeit Anderer stehen. Auch bei Kindern ist Schüchternheit im normalen Rahmen eine ganz normale Eigenschaft; die „schüchterne“ Phase bei Kleinkindern bezeichnet man dagegen als Fremdeln.
Historisch
Bis ins 19. Jahrhundert nannte man Schüchterne auch blöde („der Jüngling war noch sehr blöde“); diese Wortbedeutung ist untergegangen.
Literatur
- Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, S. Hirzel, Leipzig 1854–1960, Bd. 15, Artikel Schüchternheit, Spalten 182–183
- Doris Schüler: Schüchterne Kinder stärken, amondis Verlag, 2011, ISBN 3-943-03600-6
Siehe auch
- Taktgefühl
- Doppelbindungstheorie
- Sexualangst
- Love-shyness
- Menschen ohne Beziehungserfahrung
- Asperger-Syndrom
- Lampenfieber
Weblinks
Kategorie:- Handlung und Verhalten
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