- Negrito
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Negritos (span. Verkleinerungsform von negro „schwarz“, vgl. „Neger“) ist eine Sammelbezeichnung für mehrere dunkelhäutige, kraushaarige und kleinwüchsige Ethnien in Süd- und Südostasien. Die traditionelle Bezeichnung Negrito – die der philippinischen Insel Negros den Namen gegeben hat – wird heute vielfach als abwertend empfunden und abgelehnt.
Traditionell werden folgende Ethnien als „Negritos“ bezeichnet:
- die Urbevölkerung der Andamanen, die Andamaner oder Andamanide, zu denen die Onge, Jarawa und Sentinelesen gehören
- mehrere Völker auf den Philippinen, darunter die Aeta und Ati
- die Semang und Senoi auf der malaiischen Halbinsel
- die Mani im Süden Thailands.
Inhaltsverzeichnis
Sprachen
Die Negritos auf der malaiischen Halbinsel und den Philippinen sprechen heute Sprachen, die denen der benachbarten Bevölkerungsmehrheiten verwandt sind. Die Volksgruppen auf den Andamanen sprechen andamanische Sprachen, die untereinander, aber mit keiner anderen Sprache verwandt sind.
Herkunft, Geschichte und Verwandtschaft
Manchen Ethnologen gelten die „Negrito“-Ethnien als Restvölker, die von der Urbevölkerung der Region abstammen. Sie bewohnten demnach ursprünglich große Teile Südostasiens und seien auch mit den Vorfahren derer verwandt, die vor etwa 40.000 Jahren über Indonesien nach Neuguinea und Australien vordrangen und zu den heutigen Papua und Aborigines wurden. Durch die Einwanderung Landwirtschaft betreibender Tai-Kadai-, austroasiatischer und austronesischer Völker aus dem heutigen Südchina seien sie bis auf die kleinen Gebiete zurückgedrängt worden, die sie heute bewohnen.[1]
Die Volksgruppe der Saisiyat auf Taiwan feiert alle zwei Jahre ein Fest zu Ehren der „kleinen schwarzen Menschen“, die einst dort gelebt haben sollen. Dies gilt als Hinweis darauf, dass „Negritos“ womöglich auch auf Taiwan gelebt haben.[2][3]
In der Vergangenheit wurden „Negrito“-Volksgruppen bisweilen Opfer von Sklavenjägern. So fingen Piraten Bewohner der Andamanen als Sklaven. An burmesischen, indischen, malaiischen, indonesischen und thailändischen Höfen gab es „kleine schwarze Sklaven“, von denen zumindest manche andamanesische „Negritos“ waren.[4]. Auch die Semang und andere als Ureinwohner (Orang Asli) betrachtete Gruppen auf der malaiischen Halbinsel wurden im 18. und 19. Jahrhundert Ziel von malaiischen und Batak-Sklavenjägern.[5]
Aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit den Bewohnern Schwarzafrikas wurden sie früher teilweise zur „negroiden Großrasse“ gezählt; heute tut man dies nicht mehr, da das Konstrukt der Rassen wissenschaftlich nicht haltbar ist.[6] Wegen ihrer geringen Körpergröße wurde insbesondere von manchen eine Verbindung zu afrikanischen Pygmäen postuliert, die aber angesichts der geographischen Entfernung unwahrscheinlich erscheint.
Nicht zweifelsfrei geklärt ist das Verhältnis zu den Vedda, die sich von den „Negritos“ im Wesentlichen dadurch unterscheiden, dass ihr Haar nur gelockt und nicht kraus ist. Einer Annahme zufolge sind die „Negritos“ Nachkommen einer ersten Auswanderungswelle moderner Menschen aus Afrika, während die Vedda einer zweiten solchen Auswanderungswelle entstammen. Anderen Theorien zufolge handelt es sich um zwei Zweige aus einer gemeinsamen Ursprungsgruppe.[7][8]
Weblinks
- Lonely Islands: The Andamanese (Informationen zu Bewohnern der Andamanen und weiteren „Negritos“) (englisch)
Commons: Negrito – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Jared Diamond: Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften, Kap. 15/16, ISBN 978-3-596-17214-6
- ↑ Caroline Gluck: Taiwan aborigines keep rituals alive, in: BBC News, 7. Dezember 2006
- ↑ Jules Quartly: In honor of the Little Black People, in: Taipei Times, 27. November 2004
- ↑ Andaman.org: The Terrible Islands
- ↑ Colin Nicholas, Center for Orang Asli Concerns The Orang Asli of Peninsular Malaysia#Slavery
- ↑ American Anthropological Association Statement on „Race“, 17. Mai 1998
- ↑ Andaman.org: Prehistory and Theories
- ↑ Andaman.org: Relatives in the Near East
Kategorien:- Ethnie in Asien
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