Seminar für Ländliche Entwicklung

Seminar für Ländliche Entwicklung

Das Seminar für Ländliche Entwicklung (SLE) ist das älteste Institut für entwicklungspolitische Nachwuchsförderung in Deutschland. Sein Sitz ist in Berlin und es werden jährlich im Rahmen eines 12-monatigen Postgraduiertenstudiums 20 Hochschulabsolventen für die internationale Entwicklungszusammenarbeit ausgebildet.

Inhaltsverzeichnis

Aktivitäten

Die Hauptaufgabe des SLE ist die Nachwuchsförderung. Im Rahmen der jährlich durchgeführten Auslandsprojekte erarbeitet das SLE Auftragsstudien für die Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungspolitik, wie z.B. GTZ, DED, Welthungerhilfe oder das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Zusätzlich veranstaltet das SLE seit 2002 in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung die in Berlin stattfindenden Entwicklungspolitischen Diskussionstage. Eine weitere Aktivität des SLE ist die Durchführung des internationalen Trainingsprogramms SLE Plus: Berlin Training für International Development Training.

Geschichte

Das SLE ist 1962 kurz nach der Gründung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als "Seminar für Landwirtschaftliche Entwicklung" ins Leben gerufen worden. Es war damit die erste offizielle Bildungseinrichtung für den Bereich der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Es gehörte ursprünglich dem Fachbereich "Internationale Agrarentwicklung" der Technischen Universität Berlin an. Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag im Feld der Agrarwissenschaften. In den folgenden Jahrzehnten musste sich das SLE immer wieder an die Leitlinien der internationalen Entwicklungszusammenarbeit anpassen. Dies führte dazu, dass nur noch etwa 25 % der Teilnehmer aus dem agrarwissenschaftlichen Bereich kommen und viel stärker als früher Wert auf Interdisziplinarität gelegt wird. Die großen Umstrukturierungen der Berliner Universitätslandschaft zu Beginn der 1990er Jahre führten dazu, dass das SLE im Jahr 1992 der Humboldt-Universität angegliedert wurde. Die Umbenennung in "Seminar für Ländliche Entwicklung" erfolgte im Jahr 1994 und trug der Tatsache Rechnung, dass Entwicklungsprozesse zunehmend aus interdisziplinärer Perspektive zu verstehen sind.

Zwei Drittel aller SLE-Absolventen arbeiten im Bereich der deutschen bilateralen Entwicklungszusammenarbeit.

Finanzierung

Finanziert wird das SLE von der Humboldt-Universität, vom Land Berlin (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen) und vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Darüber hinaus führt das SLE seine Auslandsprojekte und Gutachteraufträge mit Hilfe von Drittmitteln durch.

Stellung innerhalb der Humboldt Universität

Das SLE gehört verwaltungstechnisch zur Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Es nimmt aber nicht am universitären Lehrbetrieb teil. Sein Sitz ist die Fischer-Villa, in welcher der erste deutsche Nobelpreisträger für Chemie Hermann Emil Fischer um die Jahrhundertwende residierte. Durch die Anbindung des entwicklungspolitischen Nachwuchses an eine universitäre Einrichtung wird eine stärkere Kooperation zwischen Wissenschaft und politischer Praxis gewährleistet.

Im Herbst jedes Jahres werden durch eine Auswahlkomission 20 Teilnehmer ausgewählt. Die Auswahlkommission ist neben Mitarbeitern des SLE mit Vertretern der Personalbereiche der prominentesten Durchführungsorganisationen der deutschen EZ besetzt. Die Bewerbung steht allen Hochschulabsolventen mit sehr guten Sprachkenntnissen in Deutsch und Englisch offen. Aufgrund der komplexen Finanzierungsstruktur des SLE, haben neben der Humboldt-Universität auch der Berliner Senat und das BMZ Einfluss auf die langfristige Entwicklung des Instituts. Damit nimmt das SLE eine Sonderstellung im Bereich der deutschen Bildungslandschaft ein. Der Begriff "Seminar" ist hier nicht im Sinne einer "Lehrveranstaltung", sondern im Sinne der traditionellen Bedeutung des Begriffs Seminar als Bildungseinrichtung zu verstehen.

Netzwerk

Aufgrund seiner Ausbildungstradition verfügt das SLE über ein Netzwerk im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Neben den informellen Netzwerken, die SLE-Absolventen bilden, besteht auch im Rahmen des Vereins "Freunde und Förderer des SLE" ein formelles Ehemaligen-Netzwerk, welches entwicklungspolitische Veranstaltungen durchführt. Die Gutachterin Hannelore Börgel ist Vorsitzende des Vereins.

Weblinks


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